Schlepper-Krimi: So lief der Mordversuch an der Grenze
Im Grenzgebiet zwischen dem Burgenland und Ungarn haben sich frühen Montagmorgen so filmreife wie lebensgefährliche Szenen abgespielt – und der Auslöser war eine Corona-Kontrolle. Um dieser zu entkommen, ergriff ein Fahrzeuglenker, der sich schnell als Schlepper herausstellte, die Flucht – und eröffnete das Feuer auf die Grenzsoldaten.
Szenen wie aus einem Actionfilm haben österreichische Berufssoldaten an der Grenze zu Ungarn in Eberau im Burgenland am Montagmorgen am eigenen Leib erlebt: Bei einer routinemäßigen Corona-Kontrolle eskalierte die Situation binnen Sekunden und wurde zu einer echten Gefahr für Leib und Leben der beiden Landesdiener, als der Lenker des Fahrzeugs sich durch ein Fluchtmanöver der Kontrolle entziehen wollte und das Feuer auf die Soldaten eröffnete (der eXXpress berichtete). Doch was war genau passiert? Der eXXpress sprach mit Oberst Michael Bauer und konnte den genauen Ablauf der dramatischen Szenen an der österreichisch-ungarischen Grenze im Detail rekonstruieren:
Corona-Kontrolle eskalierte in Mordversuch
Es war zwischen 7:30 und 8:00 Uhr, als zwei Berufssoldaten – ein Wachtmeister und sein Kamerad – gerade wie so oft ihren Dienst an der Grenze zu Ungarn verrichteten. Seit Ausbruch der Pandemie gehören Corona-Checks zum Standardprogramm der Einreisekontrollen, und als sich ein kleinerer Kastenwagen dem Grenzübergang näherte, hielten die Soldaten den Lenker des Busses auf, um neben seinem Ausweis auch seinen 2-G-Status zu prüfen. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass diese unschuldige Szene binnen Augenblicken kippen würde und die Grenze sich zum Schauplatz eines Mordversuchs entwickeln würde!
Schlepper eröffnete nach gescheitertem Fluchtversuch das Feuer
Denn als die Soldaten den Lenker anhalten wollten, ging alles ganz schnell: Der Fahrer des Busses fuhr dabei einem der Soldaten über den Fuß, wodurch der Soldat leicht verletzt und der Lenker sichtlich nervös wurde. Daraufhin riss der Lenker des Fahrzeugs den Kleinbus herum um zu flüchten, landete dabei aber in einem Graben. Dann sprang der Lenker gemeinsam mit mehreren Migranten aus dem Fahrzeug, zwei Personen flüchteten zu Fuß in Richtung Ungarn. Zwei Berufssoldaten nahmen mit dem an der Grenze abgestellten Wagen des Bundesheeres die Verfolgung auf, woraufhin der Schlepper eine Waffe zückte und das Feuer auf die beiden Soldaten im Auto eröffnete, schildert Oberst Michael Bauer die turbulenten Geschehnisse gegenüber dem eXXpress.
In Eberau hat sich heute der Lenker eines Busses der Kontrolle unserer Soldaten entzogen. Dabei wurde 1 Soldat leicht verletzt. Soldaten haben die Verfolgung aufgenommen und wurden dabei beschossen. Es wurde niemand verletzt, der Schütze konnte nach Ungarn flüchten. #Bundesheer
— Michael Bauer (@Bundesheerbauer) January 17, 2022
Obwohl der Schlepper auf sie schoss, entschlossen sich die Soldaten in einer Sekundenentscheidung, nicht das Gegenfeuer zu eröffnen, so Bauer, der auch erklärte, warum das eine kluge Entscheidung seitens der beiden war. Sobald die Berufssoldaten – ein Wachtmeister und sein Kamerad – nämlich zurückgeschossen hätten, hätte sie unweigerlich ein Notwehr-Verfahren erwartet. Und sie hatten Glück: Die Soldaten waren dank guter Ausrüstung gut gegen die Schüsse gewappnet – und blieben so unverletzt, gab Oberst Bauer schnell Entwarnung: “Zum Glück wurde bei den Schüssen keiner unserer Soldaten verletzt.”
Dass den Soldaten bei diesem Anschlag auf Leib und Leben nichts Schlimmeres passiert ist, ist auch den Vorsorgemaßnahmen zu verdanken, welche das Bundesheer bereits seit einiger Zeit installiert hat: So tragen die Soldaten des Bundesheeres, die an den österreichischen Grenzen stationiert sind, durchwegs schusshemmenden Westen. Diese haben sich beim heutigen Vorfall bewährt, wie Oberst Michael Bauer dem eXXpress bestätigt.
Auf einen Soldaten des #Bundesheers wurde heute geschossen. Immer wieder wird hier diskutiert, warum Soldaten an der Grenze bewaffnet sind:https://t.co/Bbd9PGckC4
— Michael Bauer (@Bundesheerbauer) January 17, 2022
Der Schlepper, der das Feuer eröffnet hatte, konnte leider nach Ungarn flüchten, doch laut Polizeiangaben wurde ein zweiter mutmaßlicher Schlepper noch an Ort und Stelle festgenommen. Die Flüchtlinge, welche von den Schleppern im Kleinbus über die Grenze nach Österreich hätte geschmuggelt werden sollen, blieben ebenfalls unverletzt. Die Menschen, über die bislang weder ihre Herkunft noch eine genaue Personenanzahl bekannt ist, beantragten Asyl.
Verteidigungsministerin warnt: "Schlepper-Kriminalität hat neue Dimension erreicht!"
Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner reagierte umgehend auf den Vorfall, der auch als unfreiwilliges Testament für das von Bundesheer und Exekutive immer wieder angesprochene hohe Bedrohungspotenzial an den österreichischen Grenzen wirkt. Tanner meldete sich am Montagvormittag einer Aussendung zu Wort: “Dieser heutige Vorfall verdeutlicht, dass die Maßnahmen der Schlepper und die damit verbundene Kriminalität neue Dimensionen erreicht haben. Ich bin froh, dass die eingesetzten Soldaten beim Schusswechsel unverletzt geblieben sind.”
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