Türkei-Mafia: Millionen Euro von Wiener Senioren gestohlen – Telefonistin verurteilt
Ein skrupelloses Betrügernetzwerk in der Türkei hat in den vergangenen Monaten Millionen von Euro von ahnungslosen Senioren in Wien erbeutet. Fast wöchentlich kommt es zu Festnahmen. In Wien wurde eine Telefonistin jetzt nicht rechtskräftig zu 19 Monate teilbedingter Haft verurteilt.
Eine Telefonistin (24) aus Istanbul wurde am Landesgericht für Strafsachen in Wien zu 19 Monaten Haft verurteilt, 17 davon auf Bewährung. Sie war Teil einer kriminellen Vereinigung, die seit Jahren von der Türkei aus operierte und in Österreich mehr als 250 Straftaten mit einem Gesamtschaden von über 12 Millionen Euro begangen hat. Die Bande geht gezielt auf ältere Menschen mit Fake-Anrufen ab.
“Ich bekenne mich schuldig, fünf Tage dabei gewesen zu sein und telefoniert zu haben”, meinte die Angeklagte zu Beginn ihrer Verhandlung. Die Angeklagte schilderte vor Gericht, wie sie einen der Drahtzieher der Betrügerbande in einem Club in Istanbul kennengelernt hatte. Er lockte sie mit einem Jobangebot in sein “Büro” – ein Einfamilienhaus mit mehreren Büroräumen, wie sie weiter schilderte. Die Telefonisten erhielten für einen erfolgreichen Betrug meist zwischen 5000 und 15.000 Euro. 7,5 Prozent des Gewinns, erzählte sie. Im Büro der Bande wurde die Angeklagte dann in die Betrugsmasche eingeweiht. Sie sollte ältere Personen aus dem Telefonbuch heraussuchen und diese dann als angebliche Bankmitarbeiterin kontaktieren.
"Es war schrecklich"
Sie habe rasch die Betrugsmasche durchschaut und drei Tage zugehört. “Ganz ehrlich, ich weiß nicht, warum ich länger dort geblieben bin, warum ich mir so was reingezogen habe. Es war schrecklich”. Man habe “im Office” anhand der Vornamen vermutete ältere Personen aus dem Telefonbuch herausgesucht und diese dann telefonisch kontaktiert, legte die Angeklagte dar. Nach “der Einschulung” sei ihr dann aufgetragen worden, selbst Anrufe zu tätigen. Das habe sie in drei Fällen gemacht, wobei es aber zu keinen “Abschlüssen” gekommen sei.
Staatsanwaltschaft arbeitet auf Hochtouren, türkische Behörden nicht kooperativ
Die Betrüger rufen ihre Opfer an und geben sich als Bankangestellte oder Polizisten aus. Sie behaupten, dass jemand versucht habe, mit dem Pass oder einer Passfälschung des Opfers eine hohe Geldsumme abzuheben. Dann leiten sie das Opfer an einen vermeintlichen Polizisten weiter, der sich etwa als Beamter eines Betrugsdezernats ausgibt. Eine Zeugin schilderte, dass der vermeintliche Polizist ihr sogar befohlen habe, zu Hause zu bleiben, weil sie sonst überfallen und ausgeraubt werden würde.
Die Telefonisten sind meist Türkinnen, die in den DACH-Staaten leben und oft perfektes Deutsch sprechen.
Die österreichische Staatsanwaltschaft ermittelt auf Hochtouren. Das Problem: Der Drahtzieher und ihre Komplizen sitzen im Ausland. Die türkischen Behörden zeigten sich zudem bisher „sehr unkooperativ“, wie der eXXpress aus Ermittlungskreisen erfuhrt. Offensichtlich haben sie wenig Interesse daran, die Geldflüsse aus Österreich in die Türkei zu unterbinden.
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