Ein Mittelschullehrer aus Salzburg wurde gefeuert und für zwei Jahre vom Schuldienst suspendiert. Der Grund: Vor seiner Zeit als Lehrer nahm der Österreicher mit albanischem Migrationshintergrund an Demonstrationen gegen Covid-19-Maßnahmen, Protesten der Identitären Bewegung (IB) und einem „Marsch für die Familie“, welcher sich für ein traditionelles Familienbild, bestehend aus Vater, Mutter, Kind, einsetzt. Im Juli 2023 erhielt Nelsi P., der seinen Namen mittlerweile geändert hatte, um keine beruflichen Nachteile zu haben, das Kündigungsschreiben von der Bildungsdirektion Salzburg.

Dazu kam es folgendermaßen: Am 17. Dezember 2022 wurden Fotos des heute 33-Jährigen auf einer von der linksextremen Antifa betriebenen Homepage gepostet. Darauf ist zu sehen, wie er die besagten Demonstrationen besucht. Zugleich ruft die Antifa in dem Text unter den Bildern indirekt zu der Entlassung des Lehrers auf.

Die linksextreme Antifa machte publik, dass sich der Lehrer an verschiedenen Demonstrationen beteiligte und veröffentlichten ungefragt Fotos von ihm.Screenshot/Antifa Recherche Wien

DÖW-Bericht: Lehrer sei „Rechtsextremist“

Nachdem die Schuldirektorin von der Website erfahren hatte, beauftragte sie die staatlich finanzierte Stiftung „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands“ (DÖW), einen Bericht über P. anzufertigen und ein Urteil darüber abzugeben, ob er öffentlich „faschistisches, antisemitisches oder rassistisches Gedankengut oder sonst eine verfassungsfeindliche Einstellung“ vertrete. Das geht aus dem Bericht, welcher exxpress vorliegt, hervor.

Der DÖW-Bericht behauptet, dass der „Marsch für die Familie“ und ein Protest gegen eine „Drag Queen Story Hour“, an der P. teilnahm, eine „offen homophobe Agenda“ haben. In dem Bericht heißt es auch, der katholische Lehrer sei ein „Rechtsextremist“, weil er an mehreren von der Identitären Bewegung organisierten Anti-Einwanderungs-Kundgebungen teilgenommen habe.

Das DÖW erklärte jedoch auch, dass keine der Handlungen von P. gegen die Meinungs- oder Redefreiheit in Österreich verstoßen.

Die Salzburger Bildungsdirektion beauftragte das „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands“ (DÖW), ein Gutachten über P. zu erstellen.privat

Ein Grund: Der Lehrer habe behauptet, Sonnenstrahlen machen „schwul“

Nach der Stellungnahme des DÖW wurde P. einige Monate später gekündigt. In dem Kündigungsschreiben, das exxpress vorliegt, nennt die Salzburger Bildungsdirektion als Gründe für die Entlassung unter anderem, dass P. einige der an der Schule angewandten Unterrichtsmethoden, wie etwa das Format „Teamteaching“, kritisiert habe. Als weiterer Grund wurde angegeben, dass der Lehrer die Pressefreiheit auf den Demonstrationen verletzt habe, da er „durch gezieltes Hochhalten eines Regenschirms die Berichterstattung über öffentliche Kundgebungen (…) behindert“ habe.

In dem Entlassungsschreiben wurde ferner behauptet, der Lehrer habe einer Gruppe von Schülern suggeriert, dass Sonnenstrahlen sie „schwul“ machen könnten. P. sagt gegenüber exxpress, dass dies eine Lüge sei, und die Schüler, die diese Behauptungen aufgestellt hatten, vor Gericht nach der Verhandlung widersprüchliche Aussagen machten. Die Behauptung wurde daher vom Richter als nicht glaubwürdig eingestuft.

Weiter heißt es, der Lehrer habe ein Flugblatt des LGBTQ-Verband „HOSI“ im Konferenzzimmer zerrissen, das in der Schule auslag. „Das war ein Fehler“, gibt er Lehrer gegenüber exxpress zu. „Ich habe mich zwei Tage später bei der Direktorin dafür entschuldigt“, sagt er. P. denkt, dass er auch ohne diesen Fauxpas entlassen werden würde.

Um keine beruflichen Nachteile zu erhalten, möchte der 33-jährige Nelsi P., der mittlerweile auch seinen Namen ändern ließ, nur ein verpixeltes Foto zeigen lassen.ZVG/privat

Meinungsfreiheit: Das Gericht gab dem Lehrer in 1. Instanz recht

Im Jänner 2024 verklagte der Lehrer das Bundesland Salzburg wegen ungerechtfertigter Kündigung. In seinem Urteil vom 11. Juli 2024 stellte das Arbeits- und Sozialgericht Salzburg fest, dass der Lehrer gemäß seiner Rechte der in der Europäischen Menschenrechtskonvention und im österreichischen Verfassungsrecht verankerten Rede- und Versammlungsfreiheit handelte und dass keine schwerwiegende Verletzung seiner Pflichten als Lehrer vorlag. Daher befand das Gericht, dass die Kündigung seines Arbeitsverhältnisses nicht gerechtfertigt war.

Das Landesgericht Salzburg erklärte die Kündigung für unwirksam, weil alle fünf Kündigungsgründe für nicht ausreichend für eine Kündigung befunden wurden.privat

Bildungsdirektion legte Berufung ein

Doch die Bildungsdirektion Salzburg legte gegen die Entscheidung Berufung ein, der das Gericht in zweiter Instanz wegen sogenannten „konkludenten Verzicht auf Recht“ stattgab. Nach seiner Entlassung bewarb sich P. an zwei öffentlichen Schulen des Landes Salzburg und gab in seiner Bewerbung an, dass sein Dienstverhältnis an der Musikmittelschule am 31. August 2023 endet. Das Gericht befand, dass der Lehrer damit stillschweigend seine Entlassung als rechtmäßig akzeptiert hatte und damit sein Recht verwirkte, gegen eine unrechtmäßige Kündigung zu klagen.

Nachdem P. den Fall verloren hat, muss er nun über 24.000 EUR an Gerichtskosten zahlen und darf zwei weitere Jahre nicht als Lehrer an öffentlichen Schulen in Österreich arbeiten.

„Lehrer-Sein ist meine Berufung“

„Wenn ich von dem Fall erzähle, wird mir bewusst, wie clownesk das Ganze ist. Wir leben in keiner echten Demokratie“, sagt der gläubige Katholik, der nun in einem anderen Job arbeitet, gegenüber exxpress. Es handle sich „glasklar“ um ein politisch motiviertes Urteil, das aufgrund seiner Weltanschauung getroffen wurde. Dabei habe er mit seinen Schülern nie über sein Weltbild gesprochen, meint er.

P. möchte künftig sehr gerne wieder als Lehrer arbeiten. „Ich sehe das Lehrer-Sein als Berufung an und habe sehr gutes Feedback erhalten“, erklärt er. Als seine Kündigung publik wurde, habe er „dutzende“ von positiven und ermutigenden E-Mails von Eltern erhalten.

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Kommentare

  • Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Man sollte überprüfen, ob da ein Richter nicht aus politischen Beweggründen geurteilt hat.·

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  • Seter sagt:

    Ggggg In der Bananenrepublik ist alles möglich 🍌🍌🍌

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  • silvi sagt:

    Es gibt keine Meinungsfreiheit mehr. Alle werden verfolgt die nicht die Meinungen und Ansichten gewisser Gruppen vertreten. Eine Schande!! Gott sei Dank bemerken immer mehr Leute, daß es so nicht weitergehen kann und wählen Rechts. Was muß eigentlich noch passieren bis ihr begreift, daß der Schuß immer nach hinten los gegangen ist. Immer mehr Menschen wollen eure Bevormundung nicht. Denn normale Menschen setzen ihr Gehirn ein und lassen sich nicht von euch manipulieren.

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  • Signum sagt:

    Man braucht sich nur die Bildungspolitik ( großteils Ländersache) anschauen, dann weiß man, wie in den Bildungsdirektionen der Hase läuft. Die Bildungspolitik war noch nie so schlecht wie heutzutage und das wird für Österreich auch international katastrophale Folgen haben.
    Nicht schon wieder, die Zensur nervt. Mit Absicht?

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  • Signum sagt:

    Man braucht sich nur die Bildungspolitik ( großteils Ländersache) anschauen, dann weiß man, wie in den Bildungsdirektionen der Hase läuft. Die Bildungspolitik war noch nie so schlecht wie heutzutage und das wird für Österreich auch international katastrophale Folgen haben.

  • gzuser sagt:

    Mich würde interessieren wer hinter WordPress eigentlich steckt?

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  • STYRIACUS sagt:

    Unglaublich undemokratische Vorgänge!

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  • Periteos sagt:

    Es hat wohl seinen Grund warum der Großteil der Lehrer auf der richtigen und den jeweiligen Bildungsdirektionen genehmen Seite steht.

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  • Chronista sagt:

    Diese polit Außenstellen, welche sich Bildungsdirektionen nennen, sollten aufgelassen, oder auf ihre tatsächliche Funktion zurückgeführt werden.

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  • Steuerzahler sagt:

    Als erstes muss dieser dubiosen Organisation die staatliche Finanzierung entzogen werden. Für alles andere ist das Arbeitsgericht zuständig.

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