Widerstand gegen E-Auto-Pflicht für Taxis wächst
Ab Januar 2025 sollen in Wien nur noch emissionsfreie Taxis neu zugelassen werden. Mit dieser ambitionierten Verordnung sorgt die rot-pinke Stadtregierung nicht nur bei Taxiunternehmern für Aufruhr, sondern zieht auch Kritik aus den eigenen Parteireihen auf sich. Während größere Taxiunternehmen ihre Flotten zunehmend elektrifizieren, stellen die neuen Regeln viele kleinere Betriebe vor enorme Herausforderungen.
Von den 8.200 registrierten Taxis in Wien fahren derzeit lediglich 220 vollelektrisch. Die meisten „grünen Taxis“ sind Hybride, die zwar weniger Emissionen verursachen, aber keineswegs emissionsfrei sind. Die Kritik an der Regelung wird lauter, da die Infrastruktur für Elektromobilität den Anforderungen vieler Unternehmer bei weitem nicht gewachsen ist.
„Unausgereiftes Experiment“: Infrastrukturmängel bremsen Umstieg
Die Sozialdemokratische Wirtschaftskammer (SWV) spricht von einer „aufgezwungenen Maßnahme“. Katarina Pokorny, Obfrau für Transport und Verkehr, bemängelt vor allem die unzureichende Ladeinfrastruktur. Von den 2.800 Ladepunkten in Wien sind nur 1.000 öffentlich zugänglich, und Schnelllader gibt es lediglich 250. „Das reicht nicht aus, um den Bedarf von 26.000 Elektrofahrzeugen in der Stadt zu decken“, kritisiert Marko Fischer, Chef des SWV Wien.
Kleinere Taxiunternehmen greifen zu kreativen Lösungen, um die Verordnung zu umgehen. Viele melden derzeit Verbrenner und Hybride per Tageszulassung an, nur um sie kurz darauf wieder abzumelden. Diese Fahrzeuge könnten so auch nach Inkrafttreten der neuen Regelung wieder in Betrieb genommen werden, da sie technisch nicht als „neu zugelassen“ gelten.
Vorschlag für Stufenplan: Ein Kompromiss?
Marko Fischer fordert einen schrittweisen Umstieg. Sein Vorschlag: Ab 2025 nur Taxis mit maximal 120 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer zulassen und diese Obergrenze jährlich senken, bis 2030 ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge erlaubt sind. Dieser Plan würde den vollständigen Umstieg um mehrere Jahre hinauszögern, um so Unternehmen mehr Zeit zur Anpassung zu bieten.
Die Stadtregierung zeigt sich jedoch wenig begeistert. Finanzstadtrat Peter Hanke verweist auf den bereits laufenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und die langjährige Vorbereitung. Die Flottenumstellung sei seit 2019 bekannt und in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsvertretern entwickelt worden. Als Vorbild wird London genannt, wo die Einführung emissionsfreier Taxis trotz ähnlicher Herausforderungen relativ erfolgreich verlaufen sei.
Politisches Kalkül oder echte Sorgen?
Die plötzliche Intensität der Kritik wirft Fragen auf. Fischer betont, er habe sich seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr für Änderungen eingesetzt. Beobachter vermuten jedoch, dass auch die anstehenden Wirtschaftskammerwahlen eine Rolle spielen könnten. Die Unterstützung der Taxiunternehmer könnte für Fischer strategisch wichtig sein, um seine Position als Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer zu stärken. Ob die Stadtregierung angesichts des zunehmenden Drucks ihren Kurs ändert, bleibt vorerst offen.
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