
FPÖ unter Schock: Während Hofer-Rücktritt war Kickl auf Wanderung
Nachdem Norbert Hofer seinen Rücktritt bekannt gegeben hat, wird nun wohl der älteste Stellvertreter interimistisch übernehmen. Der Wiener Harald Stefan ist am Zug, um einen Bundesparteitag einzuberufen, an dem ein neuer Obmann gewählt wird. Steht Herbert Kickl bereits in den Startlöchern?
Für die freiheitliche Partei kam das Aus ebenso überraschend wie für alle anderen. Wie es nun in der FPÖ weitergeht und wer der nächste an der Spitze sein wird, steht noch in den Sternen. Nun ist es an Stellvertreter Harald Stefan einen Bundesparteitag einzuberufen, an dem ein neuer Obmann gewählt werden muss. Wenig Zweifel gibt es daran, dass Herbert Kickl sich in Stellung bringen wird.
Weite Teile der Partei traf der Rücktritt sichtlich unvorbereitet. Eine Bergwanderung der niederösterreichischen FPÖ mit Klubchef Kickl endete inmitten zahlreicher Funklöcher mit pausenlos klingelnden Handys und sprachlosen Funktionären. Kickl und die anderen Funktionäre saßen gerade in der Waxriegelhütte auf 1.361 Meter Höhe als sie die Nachricht erreichte.
Kickl und FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sind daraufhin zusammen nach Wien gefahren, um die Lage zu sondieren und Gespräche mit den Landesparteien zu führen, berichtete Helmut Fiedler, Vize-Stadtparteichef der FPÖ-Neukirchen und Organisator der Bergwanderung. Mehrere Landesparteien hatten sich nach dem Rücktritt rasch für einen – zumindest informellen – Parteichef Herbert Kickl ausgesprochen. Es werde heute oder morgen eine Stellungnahme von Kickl geben, sagte Fiedler vor Journalisten, die zuvor die Wanderung mitgemacht hatten.
Hofers Leben für die Politik
Seit Mai 2019 führte Norbert Hofer die Freiheitliche Partei an, nachdem HC Strache diese Funktion wegen der Causa Ibiza zurückgelegt hatte. Davor war Norbert Hofer Verkehrsministster und für die Koordination mit dem Regierungspartner ÖVP zuständig. In Regierungskreisen galt er als verbindendes Glied zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Strache.
Das Wahlergebnis bei der Nationalratswahl 2019 galt intern als Achtungserfolg, wusste man doch, dass die Voraussetzungen denkbar schlecht standen. Die erreichten 17 Prozent waren für Hofer jedoch Anlass, keine Sondierungsgespräche zu führen.
Bis 2016 öffentlich kaum bekannt
Als die FPÖ im Jahr 2013 drittstärkste Kraft bei der damaligen Nationalratswahl wurde, fungierte Hofer bis zu seinem Wechsel ins Verkehrsministerium als Dritter Nationalratspräsident. Nichts desto trotz war Hofer außerhalb der FPÖ nur einem Kreis politisch Interessierter ein Begriff. Erst im Jahr 2016, als er für viele überraschend zum Kandidaten der FPÖ für die Bundespräsidentschaftswahl aufgestellt wurde, trat er aus dem politischen Schatten.
Bundespräsidentschaftswahl 2016
Norbert Hofer galt zu Beginn des Wahlkampfes als Außenseiter, nicht einmal langjährige Politbeobachter räumten ihm große Chancen ein. Doch Hofer wurde vom Underdog zum Überflieger. Seine viel diskutierte Aussage, die Ausübung des Amtes betreffend: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist!“, hatte vor allem in der Nachschau eine enorme Kraft. Die damalige Themenlage, nämlich einerseits die Flüchtlingskrise und andererseits das umstrittene, transatlantische Abkommen TTIP sorgten für hohe Beliebtheit.
So erhielt Hofer im ersten Wahlgang am 24. April 2016 35,05 Prozent und damit die meisten Stimmen vor dem unabhängigen Kandidaten Alexander Van der Bellen (Die Grünen), der 21,34 Prozent erreichte. Im darauffolgenden zweiten Wahlgang (Stichwahl) am 22. Mai 2016 unterlag er diesem knapp mit 49,65 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Seit 2004 in der Politik
Seit bereits 27 Jahren ist Norbert Hofer in der Politik, seine ersten politischen Ämter waren Stadtparteiobmann in Eisenstadt (1994–2006) sowie Mitglied des Landesparteivorstandes (ab 1994). Von 1996 bis 2007 war er Landesparteisekretär der FPÖ Burgenland.
Im Zuge der Landtagswahl im Jahr 2000 im Burgenland war er bis 2006 Klubdirektor des FPÖ-Landtagsklubs . Von 2004 bis 2009 war er Bezirksparteiobmann für den Bezirk Eisenstadt-Umgebung. 2006 wurde er Landesparteiobmann-Stellvertreter unter Johann Tschürtz und Finanzreferent der FPÖ Burgenland.
Im Jahre 2005, als sich die FPÖ spaltete, positionierte er sich klar und blieb innerhalb der freiheitlichen Familie. 2005 wurde er einer der Stellvertreter des neuen Bundesparteiobmannes Heinz-Christian Strache.
Kommentare
Schade.
Einer der wenigen, zumindest halbwegs vernünftigen überlässt den lecken Kahn einem wahnsinnigen Steuermann. Die Aluhutträger wird´s freuen.
Mit Kickl kann sich die FPÖ entgültig von allen Regierungs-Ambitionen verabschieden. Bis auf einen harten Kern an Aluhut-Verschwörungstheoretikern, dem braunen Rand und einigen loyalen FPÖ Fans wird er keine Wähler ansprechen können. Demos, für die 10.000 Leute mit Bussen aus der Provinz nach Wien gekarrt werden wirken zwar groß, sind aber bei einer Wahl unbedeutend…
So sehr ich Hofer als guten Bundespräsidenten schätzen würde, war er als FPÖ Obmann absolut ungeeignet. So einen ÖVP-hörigen Obmann darf es nicht mehr geben. Die FPÖ muss einen klaren Gegenpol zur ÖVP darstellen. Ein Produkt das kein Unterscheidungsmerkmal hat ist für den Kunden uninteressant. Kickl hat durch seine konsequente Arbeit für die Freiheit und Demokratie, die FPÖ wieder auf über 20% gebracht. Jetzt ist der Weg frei für größere Erfolge. Konsequent den Weg für die Freiheit der Bürger weitergehen. Das ist das Erfolgsrezept. Viele FPÖ Wähler haben sich den Abgang von Hofer erhofft. Er hat rechtzeitig erkannt, dass er bei den Wählern für die Funktion als FPÖ Obmann nicht beliebt ist. Sein Schlingerkurs kommt nicht gut an. Die FPÖ ist immer stark, wenn sie eine klare Linie fährt. Das die ÖVP Anhänger jetzt jammern, weil mit Kickl keine weichen Deals mehr möglich sind, ist sehr erfreulich. Als Bundespräsident wünsche ich Hofer alles Gute.
Absolut richtig! Der Gegenpol zur ÖVP ist sehr wichtig. Ich hoffe, dass die Wähler schön langsam erkennen, dass Teile des ÖVP Programms nur eine billige Kopie des FPÖ Programms sind! Nur das Original -und das ist Kickl- würde das auch umsetzen!
G’scheiter wäre es, wenn die FPÖ einen ‘klaren Gegenpol’ zu jeder Art von linker Politik darstellen würde.
Dann könnte ich sie auch wieder wählen.
Wer konservative Politik will, kann derzeit nur ÖVP wählen.
Wo ist die FPÖ über 20 Prozent? Lesen sie doch die Sonntagsumfragen, da krebsen die bei 16 bis 17 Prozent herum. Mit Kickl geht es sicher bergab, solche Leute sind für normale Staatsbürger unwählbar.
“Für normale Staatsbürger” Herr Reich, wenn Sie normal sind, bin ich es gerne nicht!
Kann mir keinen Bundespräsidenten vorstellen, der Kickl nochmals zum Minister ernennt. Nicht VDB und kein anderer.
Schade! Einer von den wenigen wählbaren FPÖ-Politikern. Würde mich wundern, wenn die FPÖ bei der nächsten NR-Wahl zweistellig werden würde.
Ist das die Bombe die Hofer für Mai angekündigt hatte ???
Ist aber eh schon Zeit das er sich zurück zieht weil er ist zu schwach als Parteiobmann …
Sie haben vollkommen recht. Aber den ÖVP Anhängern ist ein schwacher FPÖ Obmann natürlich das Liebste. Mit Kickl können sie nicht so agieren, der wird ihnen die Grenzen aufzeigen. Sein Schlinger- und Anbiederungskurs an die ÖVP war sehr schlecht für die FPÖ.
Gut so. Dieser freundliche Grinser war in der FPÖ am falschen Platz. So macht man keine Oppositionspolitik und die freiheitlichen Wähler erwarten sich etwas Anderes. Kickl ist es zu verdanken, dass die F bei fast 20% liegt.
Ich als ehemaliger SPÖ-Wähler (bis 2015) habe sehr wohl seinen freundlichen Grinser gern. Aber ich werde auch eine Kickl-FPÖ wählen, weil es so nicht weitergehen kann.
Bravo. Genau so sehe ich das auch. Sogar Grünwähler loben den Kurs und die Ehrlichkeit von Kickl. Er steht für geradlinige Oppositionspolitik, die für die Bürger im Land einzutreten hat.
mit Politik hast du es nicht so, gell? :-)))
Kommentar gelöscht, nur weil ich Hofer zu seinem Entschluss gratulierte und das er Eier hat – ich mag Zensur auf hohem Niveau 😉
Er war zu sanft, von der FPÖ will man mehr Biss sehen und hören.
Trotzdem – Alles Gute Herr Hofer!
Ich habe Norbert Hofer nur sehr langsam kennen und schätzen gelernt.
Persönlich bewundere ich seine unglaublich beeindruckende Kraft und seinen Mut, mit denen er gegen die Folgen seines schweren Unfalles kämpft. Das ist eine Inspiration und ermutigend für viele Menschen, denke ich.
Als Bundespräsident habe ich ihn nicht gewählt; hätte ich damals den amtierenden UHBP so gekannt wie ich das heute tue, würde ich Norbert Hofer gewählt haben.
Sollte er sich von einer anderen Partei aufstellen lassen, so hätte er meine Stimme ziemlich sicher.
Als Infrastrukturminister leistete Hofer ausgezeichnete Arbeit. Er hat ein hohes Verständnis für Technik und Entwicklungen, und auch dafür, dass sie den Menschen dienen soll. Bei seiner Nachfolgerin Gewessler hat man den Eindruck, dass es ihr in erster Linie darum geht, die Bevölkerung möglichst zu drangsalieren und zu erziehen, und in zweiter Linie um großzügige grüne Postenbesetzungen (Kochbuchautorin in den AR der Brenner-Basistunnel Gesellschaft usw.).
Hofers Abgang ist für mich menschlich verständlich; die Art und Weise, wie sein Partei”freund” Kickl gegen ihn gewütet hat, ist eine Charakterlosigkeit sondergleichen.
Politisch wird Hofer, der für mich das sachliche und konstruktive Gesicht der FPÖ war, sehr fehlen.
Vielleicht zieht er sich ja nicht ganz zurück, sondern bringt sich (nach einer angemessenen Erholungsphase?) und sein Können bei einer anderen Partei neuerlich für Österreich ein?
Das könnte eine Neugründung sein, oder auch ein Wechsel zur ÖVP wäre nicht unwillkommen!
Perfekt formuliert
perfect – mit Kickl wird einen bestimmten Prozentsatz geben, mehr aber nicht
Kickl wird ihm nachfolgen und das ist gut so!
Das würde ich auch begrüßen, @antr.
Herbert Kickl hätte das Zeug dazu, die FPÖ wieder auf ihre einstige Stärke (wie in der Zeit vor Jörg Haider) zurückzuführen.
Allerdings wäre ich überrascht, wenn Kickl das Amt des Parteichefs anstreben würde. Er ist eher einer, der gern hinter dem Busch heraus stänkert.
Verantwortung lässt er lieber andere tragen. ich denke, es wird einen “Deal” geben, demzufolge Kickl nur Spitzenkandidat bei der nächsten Wahl wird (und Klubobmann bleibt), aber jemand anderer die Partei anführen soll. Kickl traue ich nicht zu, dass er selber für die durch seine Obmannschaft zu erwartenden Verluste gradesteht. Das Rückgrat hat er vermutlich nicht.
Haha, feine Klinge! 😎
Einstige Stärke vor Haider – dürfte massiv einstellig gewesen sein.