Im Zuge der Untersuchungen zu den Explosionen an den beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 haben die Ermittler Sprengstoffspuren auf einer verdächtigen Segeljacht gefunden. „In den während der Untersuchung vom Boot entnommenen Proben wurden Spuren von Unterwassersprengstoff gefunden“, schreiben die deutsche UN-Botschafterin Antje Leendertse und die Botschafterinnen von Dänemark und Schweden in einem gemeinsamen Brief an den UN-Sicherheitsrat in New York.

Yacht wurde mutmaßlich zum Transport des Sprengstoffs genutzt

Der Verdacht: Die Segelyacht wurde zum Transport des Sprengstoffs genutzt, der bei der Sabotage der Pipelines eingesetzt wurde. Die Ermittlungen dauerten aber noch an. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, die Identität der Täter und ihre Motive zuverlässig zu klären, insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob der Vorfall von einem Staat oder einem staatlichen Akteur gesteuert wurde.“

Taucher könnten den Sprengstoff angebracht haben

Nach Einschätzung von Experten sei es möglich, dass ausgebildete Taucher den Sprengstoff an den Gaspipelines angebracht haben. Die Doppelröhren sind in einer Tiefe von rund 70 bis 80 Metern auf dem Meeresboden verlegt. Auch „das verdächtige Chartern einer Segelyacht“, werde untersucht, da bei Anmietung „die Identität des tatsächlichen Charterers verschleiert wurde“. Auch der genaue Kurs des Bootes sei Gegenstand der Ermittlungen.

Spuren sollen auch in die Ukraine führen

Am 26. September 2022 waren zunächst Explosionen in der Nähe der dänischen Insel Bornholm registriert und wenig später vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Pipelines entdeckt worden. Der Betreiber von Nord Stream 1 sprach später von metertiefen Kratern und weit verteilten Trümmern am Meeresgrund. Nord Stream 1 und 2 verlaufen jeweils als Unterwasser-Doppelstrang über eine Strecke von rund 1200 Kilometern von Russland nach Deutschland. Nord Stream 1 lieferte seit 2011 einen erheblichen Anteil des nach Europa importierten Gases.

In Deutschland haben die Ermittler eine gecharterte Segelyacht in den Fokus genommen, mit der das Sabotageteam mutmaßlich unterwegs war. ARD, SWR und „Zeit“ hatten im März erstmals darüber berichtet. Ein Einsatzkommando soll den Ermittlern zufolge von Rostock aus in See gestochen sein. Spuren sollen auch in die Ukraine führen. Die Yacht war angeblich von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden, die offenbar zwei Ukrainern gehört.

Auch von Zwischenstopps der Yacht in Wiek auf Rügen und an der dänischen Insel Christiansø nordöstlich von Bornholm war die Rede. Spätere berichteten Medien, es handle sich um das von einem Vermieter auf der Insel Rügen bereitgestellte Schiff „Andromeda“. Dem Brief der Botschafterinnen war nicht eindeutig zu entnehmen, ob die Sprengstoffspuren bei der Untersuchung der „Andromeda“ entdeckt wurden.