Einen Drohnen-Krieg solchen Ausmaßes hat die Welt noch nicht erlebt. Beide Seiten – Russland und die Ukraine – setzen immer mehr auf den Einsatz der unbemannten Luftfahrzeuge, nicht nur an der Front, wo winzige Drohnen sogar Panzer zerstören, sondern immer öfter in den Städten des Feindes. Während Russland in jeder Nacht ganze Geschwader in die Ukraine schickt, reagiert Kiew mit Drohnen-Attacken auf die Krim und bis weit hinein in Russland.

Es ist gut möglich, dass Kiew künftig vermehrt auf solche Angriffe setzen wird. Langfristig könnte das eine Strategie mit Erfolg sein. Gegenüber der „ZiB1“ erklärte Oberst Markus Reisner am Donnerstagabend warum: „Die erste Absicht ist es, die strategische Luftkampagne der Russen gegen die Ukraine zu beantworten, indem man selbst Angriffe auf russischem Territorium führt“, sagt der Militärexperte. „Die zweite Absicht ist es, Russland zu zeigen, dass der Krieg nicht nur in der Ukraine geführt wird, sondern dass man diesen Krieg auch nach Russland tragen kann.“

Drohnen erreichen auch Kiew.

Russland muss nun Abwehrsysteme woanders einsetzen

Die Drohnen-Produktion hat sich in der Ukraine seit der Invasion verzehnfacht. Kürzlich konnte ein Drohnenangriff auf den Kreml knapp vereitelt werden. Ebenso konnte die Ukraine ein hunderte Kilometer entferntes Flugfeld treffen.

Drohnen aus der Ukraine schafften es schon bis nach Moskau.

Diese Angriffe setzen Russland unter Druck. Sie zwingen Moskau, Abwehrsysteme im eigenen Land einzusetzen anstatt an der Front. Russland will bereits sein Luftabwehrsystem ausbauen, denn oft gelingt es nicht, die Drohnen abzuwehren.

Zwei Probleme für Russland

Oberst Reisner sieht zwei Probleme für die russische Seite: „Erstens sind Drohnen sehr klein. Sie haben einen sehr geringen Radar-Querschnitt. Radarsysteme tun sich sehr schwer, diese zu erkennen. Herkömmliche militärische Radarsysteme sind kalibriert auf Kampfflugzeuge und -hubschrauber, aber nicht auf derartig kleine Radar-Querschnitte. Zweitens ist Russland ein riesiges Land. Es ist sehr schwierig für die russische Seite an der richtigen Stelle die entsprechenden Abwehrsysteme einzusetzen.“

Eine gefährliche Botschaft für Moskau

Die wichtigste Wirkung der ukrainischen Drohnenangriffe sei aber die Botschaft, die sie aussenden: „Man kann zeigen, dass der Krieg eigentlich von der Ukraine dominiert wird, und nicht von der russischen Seite. Das kann einen nachhaltigen Effekt auslösen.“