Seit 100 Tagen läuft die Gegenoffensive Kiews. Die Einschätzungen des US-Generalstabschefs Mark Milley machen den Ukrainern Druck. Es bleiben weniger als 45 Tage Zeit, bis die Schlammperiode einsetzt. “Die Ukraine muss sich neu konsolidieren”, sagt Oberst Markus Reisner dazu auf ntv.

Truppen-Rotation an der Front

In den vergangenen Tagen haben die Angriffe der Ukraine nachgelassen. “Stattdessen ist es so, dass die ukrainische Offensive gerade eine operative Pause einlegt”, sagt Reisner, der dafür einige Indikatoren sieht: Beispielsweise versucht die Ukraine gerade, Truppen zu rotieren, also neue Kräfte nach vorne zu bringen und alte abgekämpfte Kräfte zurückzubringen. Das sieht man etwa daran, dass sie versuchen, in der Tiefe neue Kräfte bereitzustellen, diese aber nicht sofort an die Front bringen.

Nachschub soll abgeschnitten werden

Truppen-Rotation ist dringend nötig. Beispielsweise in Robotyne stehen Selenskyjs Soldaten unter Dauerbeschuss der Russen. Einerseits mit Artillerie, aber vor allem durch den Einsatz von Kamikaze-Drohnen oder First-Person-View-Drohnen, wie der Bundesheer-Experte erklärt. Die Strategen in Moskau versuchen aktuell, die Reserven und den Nachschub der Ukrainer abzuschneiden.

Nachschub soll abgeschnitten werden

In jedem Fall sei die ukrainische Offensive ins Stocken geraten. Der Faktor Zeit verändert sich aber aufgrund des Einsetzens der Regenfälle und der Verschlammung des Bodens zuungunsten der Ukraine. Man werde auch bei schlechtem Wetter weiter angreifen, auch wenn das bedeutet, dass sie nur in kleinen Gruppen angreifen können. Als interessant stuft Reisner ein, dass die USA nun doch ernsthaft darüber nachdenken, der Ukraine Boden-Boden-Raketen vom Typ ATACAMS zu liefern. Das sei ein klarer Hinweis darauf, dass man versucht, die Ukraine mit wirksamen weitreichenden Waffensystemen zu unterstützen und den Druck auf die Russen zu erhöhen.