Mit Argusaugen wurde um 12.45 Uhr die Pressekonferenz des ÖFB beobachtet. Sportdirektor Peter Schöttel, Präsident Gerhard Milletich sowie Geschäftsführer Bernhard Neuhold traten vor die Presse, um den neuen Teamchef zu präsentieren. Dabei ist dem Österreichischen Fußballbund ein echter Sensations-Coup gelungen. Niemand geringerer als Ralf Rangnick wird neuer österrechischer Teamchef. Doch es gibt bereits die ersten kritischen Stimmen. Im interview mit “Sky” meint Hans Krankl: “Ich habe eine andere Meinung dazu gehabt. Ich hätte gerne Peter Stöger oder Andreas Herzog als Teamchef gehabt. Diese Lösung kommt für viele sehr überraschend,” meint Krankl.

“Ich habe Ralf Rangnick nie als Trainer gesehen, obwohl er einige Stationen absolviert hat, sondern mehr als Manager. Er war der Beginn der Red Bull Serie und hat das alles aufgebaut,” meint Krankl weiter. Laut Krankl war die letzte Station bei Manchester United nicht zufriedenstellend. “Da ist er sicher gescheitert,” betont der Sky-Experte. “Wir werden von Beginn an aufpassen, welche Lösungen er für die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat.” Außerdem ist die ÖFB-Legende überzeugt davon, dass Rangnick auch beim österreichischen Nationalteam seinen Pressing-Fußball durchsetzen wird. “Ob er das schafft, das werden wir alles beobachten.” Allerdings würde er die Geschichte mit Red Bull nicht übertreiben. “Das spielen andere Mannschaften auch. Das haben Mannschaften vor Red Bull gespielt. Das ist keine Erfindung von Ralf Rangnick und keine Erfindung von Red Bull.”

Stöger äußert sich positiv - Kritik auch von Gery Neville

Sein Kollege bei Sky Peter Stöger, selbst Kandidat als ÖFB-Teamchef äußerte sich hingegen positiv zur Bestellung von Rangnick: “Der ÖFB hat einen guten Trainer gefunden. Wie seinem Vorgänger Franco Foda drücke ich auch Ralf Rangnick die Daumen, erfolgreich mit der österreichischen Nationalmannschaft zu sein,” meinte der ehemalige Austria-Meistermacher. Peter Stöger galt lange Zeit als heißester Kandidat als Nachfolger von Franco Foda.

Kritik übte indes auch Gery Neville. Der ehemalige Weltklasse-Außenverteidiger bezweifelt, dass sich die Doppelfunktion von Rangnick als Berater bei Manchester United und ÖFB-Teamchef vereinen lassen. “Der Sportdirektor oder Berater von Manchester United kann sich wirklich Woche für Woche österreichische Spieler anschauen? Und sie dann für die Nationalmannschaft auswählen?”, fragte Neville am Freitag in seinem Podcast für Sky Sports. “Das österreichische Nationalteam hat Stolz, ein großartiges Land und einige großartige Spieler, also muss er die ganze Woche über Spieler beobachten, dann wird er sie im September, Oktober, November und März zwei Wochen lang trainieren. Was passiert dann mit seiner Arbeit für United? Wo ist die Priorität? Da gibt es einen Konflikt.”

Neville bezeichnete die aktuelle Konstellation als “chaotisch” und verwies auf die großen sportlichen Probleme des englischen Rekordmeisters. “Manchester United kann es sich im Moment nicht leisten, Ablenkungen und einen schlechten Kommunikationsplan zu haben rund um die Idee, dass Ralf Rangnick unser Berater ist, aber dreimal im Monat deutschen Fußball schaut und zweimal im Monat das österreichische Nationalteam coacht”, kritisierte der 47-Jährige.