Konkret hat Toni Polster drei Spiele im Visier. Diese wurden als inoffizielle Länderspiele gewertet und konnten ihm deshalb nicht angerechnet werden. Konkret geht es um die Duelle gegen Liechtenstein (0:6 am 7. Juni 1984 in Vaduz, ein Polster-Tor), gegen Tunesien (1:3 am 7. Februar 1987 in Tunis, zwei Polster-Tore) und Marokko ((3:1 am 2. Februar 1988, kein Polster-Tor). Diese Spiele scheinen nicht in der ÖFB-Länderspielstatistik auf – das Match ein Vaduz wird auch von Liechtensteins Verband nicht offiziell anerkannt, wohl auch deshalb, weil wild durchgewechselt wurde. So wurde etwa Alfred Drabits in diesem Match aus- und wieder eingetauscht.

Doch Toni Polster hat dafür absolut kein Verständnis. “Ich möchte diese drei Spiele und drei Tore natürlich dazuhaben, alles andere wäre eine riesengroße Ungerechtigkeit”, sagte der Wiener.

Polster schaltet Anwalt ein

Genau diese Tatsache stört Polster nach eigenen Angaben “seit Jahrzehnten”. Deshalb hat der ehemalige Stürmer (59) in dieser Causa Anwalt Manfred Ainedter eingeschaltet. Der Jurist hat bereits Kontakt mit dem ÖFB aufgenommen. “Die bisherigen Gespräche haben leider zu keinen Ergebnissen geführt. Jetzt sind wir gerade am Überlegen, wie wir weiter vorgehen”, teilte Ainedter mit. Der Anwalt geht davon aus, dass der heimische Verband die drei Spiele als offiziell werten könnte – unabhängig von FIFA und UEFA. “Wir sind der Meinung, dass es ausschließlich Sache des ÖFB ist, die Spiele und Tore anzuerkennen oder nicht.”

Doch dem hat ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer widersprochen.  “Das ist leider eine FIFA-Thematik, weil es um offizielle Spiele unter der Ägide des Weltverbands geht. Deshalb können wir nicht alleine entscheiden. Wir können nur bei der FIFA einen Antrag stellen, wenn die Kriterien erfüllt sind, aber das ist nicht der Fall”, sagte der Jurist.

ÖFB-Legende empfindet Ungerechtigkeit

Damals gab es nämlich noch keine internationalen Spielkalender und keine Abstellpflicht. Zu dieser Zeit einigten sich Nationalverbände untereinander auf Termine und Rahmenbedingungen. “Man hat sich damals bewusst dazu entschieden, dass gewisse Länderspiele nicht offiziell sind. Da ging es zum Beispiel um die Möglichkeit, Spieler aus- und wieder einwechseln zu können”, meinte Hollerer.

Die Wiener besprach beim FIFA-Kongress im vergangenen März in Ruanda Polsters Wunsch mit maßgeblichen Weltverbands-Funktionären und erhielt eine unmissverständliche Botschaft. “Es wurde damals so entschieden, dass die Länderspiele inoffiziell sind. Wir können nachträglich keine Bestätigungen bringen, dass sie offiziell gewertet werden”, sagte Hollerer und betonte gleichzeitig: “Wir würden Toni gerne helfen. Wir hätten ja auch keinen Grund, es nicht zu wollen, dass ihm die Spiele und Tore angerechnet werden, aber uns sind leider die Hände gebunden.”

Sofern Toni Polster die drei Tore wider Erwarten doch noch gutgeschrieben werden, würde er sein Guthaben auf Arnautovic ausbauen. Der Legionär von Inter Mailand hielt vor dem (heutigen) EM-Qualifikationsmatch in Tallinn gegen Estland bei 36 Treffern. “Doch das hat absolut nichts mit Marko zu tun, oder dass ich um meinen Torrekord fürchte. Das ist einfach eine Ungerechtigkeit, die gen Himmel stinkt und die ich korrigiert haben möchte”, betonte Polster. Sofern er doch noch von Arnautovic übertroffen wird, “bin ich der Erste, der ihm gratuliert”, versprach der Wiener.