Im Juli hat Österreich die Beitrittserklärung zum Raketenschutzschirm Sky Shield unterzeichnet. “Es handelt sich dabei um eine Innovation und einen großen Fortschritt, wenn es darum geht, unser neutrales Land schützen zu können”, hielt Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) fest. Inzwischen segnete die Regierung auch die Anschaffungen von Mittel- sowie Langstrecken-Abwehrraketen ab. Genaue Informationen, wie die genauen Kosten des Milliarden-Projekts oder auch die reinen Personalkosten für das Heer, sind unklar. Fix ist jedoch: Die Bevölkerung ist skeptisch. Nur jeder zweite Österreicher unterstützt das Milliarden-Projekt, wie eine Umfrage von August zeigte.

Brigadier Gerfried Promberger, Kommandant der Luftstreitkräfte, will den Österreichern das Projekt nun näher erläutern.

Sicherheit der Österreicher soll gewährleistet werden

“Der Angriff auf die Ukraine hat aufgezeigt, wie notwendig eine gemeinsame europäische und lückenlose Luftverteidigung ist. “Sky Shield” ist ein Schutzschirm gespannt über Österreich, um Bedrohungen aus der Luft abzuwehren und die Sicherheit der Österreicher zu gewährleisten”, so Promberger. Und weiter: “Österreich ist neutral, bei keinem Militärbündnis, und muss daher in der Lage sein, seine Bevölkerung und kritische Infrastruktur selbstständig zu schützen”.

"Airchief" Brigadier Gerfried PrombergerBundesheer

Wie hoch sind die Kosten für Österreich?

“Mit den finanziell zugesicherten Ressourcen gemäß Aufbauplan ÖBH 2032+ ist das Schließen der Fähigkeitslücken für den kurzen und mittleren Wirkungsbereich der bodengebundenen Luftabwehrtruppe sichergestellt”, so der “Airchief”.  “Die Abwehr über 50 Kilometer ist derzeit nicht im Aufbauplan ÖBH 2032+ enthalten und wird zusätzlich budgetiert. Der Beschluss des Ministerrates vom 15. November 2023 ermöglicht es, diese Lücke künftig schließen zu können”, erklärte er.

Ist das Projekt mit unserer Neutralität vereinbar?

In einer Zusatzerklärung der Beitrittserklärung habe Verteidigungsministerin Klaudia Tanner ausdrücklich festgehalten, “dass Österreich und die Schweiz beabsichtigen, sich an gemeinsamen Beschaffungs- und Ausbildungsmaßnahmen im Rahmen der ESSI, nicht jedoch an operativen Maßnahmen zu beteiligen”, erklärte Promberger.

Damit sind Maßnahmen, die als Teilnahme an einem Militärbündnis oder als Zulassen von Stützpunkten auf österreichischem Territorium gewertet werden könnten, ausdrücklich ausgeschlossen.

Die Regierung plant erstmals den Kauf von Langstrecken-Luftabwehrraketen. Unter anderem steht das "Patriot"-System zur Überlegung.Bundesheer

Wer könnte eine Bedrohung für Österreich darstellen?

Die gestiegene Bedrohungslage äußert sich in drei Faktoren, gegen die “Sky Shield” den notwendigen Schutz bieten soll: Angriffe durch Drohnen oder die Bedrohung durch fehlgeleitete Drohnen, Bedrohungen durch militärische Flugzeuge im Luftraum sowie Bedrohungen durch ballistische oder atomare Raketen im Luft- und Weltraum.

Hat Österreich selbst die Kontrolle über die Raketen? Wie lange dauert die Entscheidungsphase, ob Österreich selbständig eine Rakete abfängt?

In den sozialen Netzen fragten sich bereits mehrere Nutzer, ob Österreich selbstständig eine Rakete abfangen kann. “Die Waffenauslösung gegen erkannte Bedrohungen gegen Österreich erfolgt ausschließlich national und somit hoheitlich gegen Ziele im österreichischen Luftraum”, erklärte der Brigadier. Und: “Das Erkennen von Gefahren beziehungsweise Bedrohungen aus dem Luft- sowie Weltraum und die Sicherheit für die Österreicher haben Priorität. Die Entscheidungsphase über die Waffenauslösung wird in sehr kurzer Zeit erfolgen.”