Wieder wird es nichts mit einem ÖSV-Triumph bei der Vierschanzentournee. Damit warten die österreichischen Adler seit acht Jahren auf den großen Coup. Bereits zur Halbzeit liegen die rot-weiß-roten Skispringer um den bislang glücklosen Weltmeister Stefan Kraft aussichtslos zurück. Der Norweger Halvor Egner Granerud springt hingegen in einer eigenen Liga. Die ÖSV-Asse müssen somit ihre Ambitionen auf den Goldadler bereits vor dem Bergiselspringen in Innsbruck am Mittwoch (13.30 Uhr) frühzeitig begraben.

Junioren-Weltmeister Daniel Tschofenig, der als Siebenter nach den Bewerben in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen bester Österreicher in der Gesamtwertung war, beträgt bereits 61,9 Punkte oder umgerechnet 34 Meter. Ein österreichischer Tourneesieg würde bei noch vier ausstehenden Sprüngen einem Wunder gleich gekommen. Auch ein Stockerlplatz scheint nicht sonderlich realistisch.  “Man muss es realistisch sehen. Die ersten drei Plätze sind schon sehr weit weg. Es geht jetzt darum, dass sie gute Einzelleistungen in den Wettkämpfen zeigen und wir als Team gut auftreten”, sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Fünf Österreicher landeten beim Neujahrsspringen in den Top 12. “Sie sind gut drauf, und wir haben ein super Team”, betonte Widhölzl. Manuel Fettner meldete sich trotz laut eigener Aussage nicht perfekter Sprünge als Vierter zurück, genauso wie Jan Hörl auf Platz fünf. Tschofenig (7.) und Michael Hayböck (10.) hatten wie Kraft ebenfalls Windpech, waren aber trotzdem vorne dabei. Auch Clemens Leitner machte mit dem besten Weltcup-Ergebnis als Zwölfter auf sich aufmerksam. Nur die absolute Weltspitze um Granerud, Weltcup-Spitzenreiter Dawid Kubacki aus Polen und dem Slowenen Anze Lanisek ist derzeit eine Nummer zu groß, das gestand sich auch Kraft ein.

Ruhetag am Montag im Team-Quartier

“Die drei hüpfen in einer eigenen Liga”, sagte der Salzburger, als 18. in “GAP” auch wegen des starken Seitenwindes im Vergleich zur Konkurrenz erneut schwer geschlagen. “Es ist wieder vorbei, natürlich schade”, war Kraft, Österreichs bisher letzter Tourneesieger 2014/15, enttäuscht. Wieder fehlte dem 29-Jährigen ausgerechnet in Garmisch-Partenkirchen das Glück. Dass Seitenwind anders als Rückenwind bei den Windpunkten gar nicht berücksichtigt wird, kam Kraft ebenfalls nicht entgegen. “Bei einer anderen Berechnung wären möglicherweise 20 Punkte und nicht 12 dazugerechnet worden”, erklärte Widhölzl. “Das ist sicher zu überdenken.”

Kraft blieb allerdings nüchtern, suchte keine Ausreden. “So wie die ersten drei hüpfen, so ehrlich muss ich sein, da hätte ich auch mit zwei richtig guten Sprüngen nicht mithalten können.” Deshalb würden auch Tagessiege laut Kraft in Innsbruck und beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen schwer werden. Widhölzl blieb optimistischer und blickte auf das vergangene Jahr, als Daniel Huber zum Abschluss triumphierte. “Da haben wir uns auch gesteigert und am Schluss die beste Leistung gebracht. Wir freuen uns auf den Bergisel und die Fans daheim, das ist immer eine Motivationsspritze”, betonte der Coach.

Am Montag steht für die ÖSV-Adler ein Ruhetag im Team-Quartier in Leutasch auf dem Programm, ehe am Dienstag (13.30 Uhr) im Rahmen der Qualifikation erstmals seit drei Jahren wieder im “Hexenkessel” Bergisel vor Fans gesprungen wird.