Der neue SPÖ-Chef Andreas Babler hat mit dem Satz „Kein Mensch ist illegal“ schon öfters aufhorchen lassen. Aus seiner Zeit als Traiskirchner Bürgermeister existiert sogar ein TikTok-Video, das viral geht. Vor applaudierender Menge erklärte der damalige Bürgermeister: „Dieser Grundsatz, den wir alle haben, der Grundsatz und die Haltung, die wir alle miteinander teilen, die uns allen Kraft gibt, die wir verteidigen, die solidarisch ist, dieser Grundsatz lautet: ‚Kein Mensch ist illegal.‘ Das ist der Grundsatz, den ich nie aufgebe.“

Nach den Randalen in Frankreich und dem Mord beim Brunnenmarkt sorgen Bablers Aussagen neuerlich für Diskussion. Eine „Kein Mensch ist illegal“-Politik ist gescheitert, meint der Wiener ÖVP-Politiker und dritte Präsident des Wiener Landtags Manfred Juraczka. „Auch Vorfälle in Frankreich sollten dazu führen, dass die Linke ihre Migrationspolitik überdenkt“, schreibt er auf Twitter: „Eine Politik ‚Kein Mensch ist illegal‘ ist jedenfalls zum Scheitern verurteilt. #Brunnenmarkt“

Relativierende Aussagen von Babler

Danach hackt Juraczka nach: „Die Sozialdemokratie hat soeben einen neuen Vorsitzenden gewählt, der stolz auf allen Social Media Kanälen seine ‚Kein Mensch ist illegal‘-Message verbreitet. Mit der Ansage wird man sich auseinandersetzen dürfen“.

Manfred Juraczka (ÖVP): Mit Bablers Botschaften wird man sich auseinandersetzen.APA/HERBERT PFARRHOFER

Babler war schon einmal als Kandidat für den SPÖ-Vorsitz in der „ZIB 2“ auf seine Aussage angesprochen worden. Ob demnach Menschen, die illegal nach Österreich kommen, auch hier bleiben dürften, wurde er gefragt. Darauf antwortete Babler zuerst nicht. Auf die Nachfrage, ob jemand mit abgelehnten Asylantrag dennoch nicht ausreisen muss, entgegnete Andreas Babler zunächst: „Na. Bedeutet das nicht.“ Er bekenne sich „zur gesetzlichen Verfahrensregel“. Allerdings sei auch eine Frage, wie Asylverfahren abgewickelt werden, welche Instanzen-Züge es gäbe, nach welchen Regeln sie ablaufen würden. Wer also am Ende entscheidend wird, welche Migranten im Land bleiben, das wäre demnach unklar.

Innenminister Karner: Der SPÖ-Chef muss noch in der Realität ankommen

Nach einer Tragödie vor der griechischen Küste – ein überfülltes Fischerboot kenterte, es starben mehr als 500 Menschen, darunter 100 Kinder – meldete sich der SPÖ-Bundesvorsitzenden wieder zu Wort. Sein Lösungsvorschlag lautete: „sichere Fluchtrouten“. Und: „Wir dürfen niemanden zurücklassen.“ Sein Credo: „Wir helfen Menschen auf allen Ebenen.“ Man müsse „Menschen die Hand reichen statt sie zurückzulassen“, und „Brücken statt Zäune bauen”.

Fehlende politische Reife beim SPÖ-Chef ortete Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Babler sei noch nicht ganz in der Wirklichkeit angenommen, meinte er gegenüber der „Krone“: „Wenn ich mir die politischen Aussagen so anhöre in den letzten Tagen und Jahren, habe ich den Eindruck, er hat noch immer das Juso-Kapperl (sozialistische Jugendorganisation, Anmerkung) auf.“ Das sollte sich schön langsam ändern, im Sinne einer seriösen politischen Diskussion. Karner: „Jetzt wird es Zeit, dass er in der Realität ankommt, damit man auch Dinge vernünftig besprechen kann.“