Für Unmut in der Volkspartei sorgte der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP). Der EU-Parlamentarier hat – einmal mehr – Kritik an der Linie seiner Partei geübt. Diesmal schaltete er sich in die „Normalitäts“-Diskussion ein. „Für mich ist die gesamte derzeitige Debatte – mit ‚ich oder du‘, ‚wir gegen‘ oder ‚unsere Leute‘ und andere Begriffe – unverständlich“, meinte der Karas.

Karas stimmt der Kritik von Van der Bellen zu

Ebenso stellte sich der EU-Parlamentarier hinter die mahnenden Worte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu Beginn der „Bregenzer Festspielen“: „Ich unterstütze den Herrn Bundespräsidenten, wenn er sagt, dass er bedauert, dass es einen Mangel an Mut gibt, einen Wettbewerb der Ideen zu forcieren, Visionen zu artikulieren und Politik zu argumentieren“, sagte Karas laut „Tiroler Tageszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) bei „Tirol Live“.

„Halten an unseren Begrifflichkeiten fest“

Als „entbehrlich” bezeichnete ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker den Rüffel aus den eigenen Reihen. „Es geht nicht um Aus-, sondern um Abgrenzung. Das ist ein wesentlicher Unterschied und im politischen Geschehen auch notwendig. Wir sehen die Normalität als Teil der Politik der Volkspartei und lassen uns diese Begrifflichkeiten nicht ausschließen“, unterstrich Stocker, der gleichzeitig von „unnützen Wortgefechten“ sprach.

Anliegen der Menschen in der Mitte dürften nicht übertont werden

Für Stocker steht fest: „Wir machen Politik für die Vielen, ohne die Wenigen zu vergessen – das hat Bundeskanzler Karl Nehammer klargemacht und daran werden wir auch weiterhin festhalten.“ Es dürfe nicht sein, dass die politischen Ränder immer extremer und lauter werden, und so „die Anliegen und Sorgen der Menschen in der Mitte der Gesellschaft übertönen“.

Karas scherte in der Vergangenheit immer wieder aus der Parteilinie aus. Wer 2024 für die ÖVP als Spitzenkandidat bei der EU-Wahl antritt, ist noch nicht bekannt.