Nach der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im September in Riad soll es verkündet werden, die Entscheidung aber scheint längst gefallen: Die historische Innenstadt von Wien bleibt auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes und damit eine Wackelkandidatin für den wichtigen Titel, der im Tourismus zusätzliche Einnahmen in Millionenhöhe garantiert.

Verantwortlich für die seit 2017 anhaltende Zitterpartie ist weiterhin das so genannte Heumarkt-Projekt des Unternehmens Wertinvest, das die Welterbe-Hüter seit Jahren mit Argusaugen verfolgen. Allerdings würdigt das Komitee ausdrücklich die Bemühungen von Stadt und Investor, durch das neue Projekt den historischen Kern der City möglichst zu schonen. Erst vor vier Wochen präsentierte Wertinvest eine “abgespeckte” Variante der ursprünglichen Pläne, jetzt mit einer 56,5 Meter hohen Wohnscheibe, einem Neubau des Hotels Intercontinental mit 47,85 Metern Höhe sowie einer frei zugänglichen Stadtterrasse – also deutlich moderater als frühere Vorstellungen mit einem Riesen-Turm.

ÖVP spricht von "Kasperltheater" der Stadt

Lob und Tadel also von der UNESCO, entsprechend diametral unterschiedlich fallen die politischen Bewertungen aus. Das rot geführte Rathaus von Michael Ludwig sieht die Stadt auf dem richtigen Weg, die Chefin der zuständigen österreichischen UNESCO-Kommission, Sabine Haag, beruhigt: “Der Verbleib auf der Roten Liste ist keine Strafaktion, sondern die Möglichkeit, den Weg zur Bewahrung des Welterbes nachhaltig zu begleiten”, sagt sie.

Die Wiener ÖVP reagierte dagegen empört: “Das ist ein Totalversagen der Stadt. Die vernichtende Stellungnahme der UNESCO zeigt, dass das Heumarkt-Projekt nach wie vor stört. Dieses Hin und Her ist ein Kasperltheater und nicht länger hinnehmbar”, sagte Planungssprecherin Elisabeth Olischar.