ÖVP und FPÖ stimmten im Wiener Gemeinderat für den Antrag. Das reichte für eine Mehrheit nicht aus. Enttäuscht von den restlichen Parteien ist Caroline Hungerländer (ÖVP). Sie hatte gehofft, die Feministinnen bei SPÖ, NEOS oder Grünen hätten sich durchsetzen können, wie sie gegenüber dem eXXpress unterstreicht. Dass nämlich Männer, die Transfrauen werden, bei Sportbewerben gegen Frauen antreten können, halten viele für eine Ungerechtigkeit, berichtet die ÖVP-Politikerin, die den Antrag eingebracht hatte.

„Gleichbehandlung“ auf Kosten von Frauen

Transfrauen sind als Männer geborenen Personen, die vor ihrer Geschlechtsumwandung bereits die männliche Pubertät durchlebt haben. Sowohl beim Profisport als auch beim Hobbysport sollten sie nicht gegen Frauen antreten dürfen, fordert Hungerländer: „Die vorgebliche Gleichbehandlung von Einzelpersonen darf nicht auf Kosten biologisch weiblicher Sportler gehen.“

Bekannt ist etwa der Fall der US-amerikanischen transgender Schwimmerin Lia Thomas. Sie wurde in einem männlichen Körper geboren und trat bei Wettbewerben ursprünglich gegen Männer an. Im Jahr 2019 änderte sie ihr Geschlecht und nimmt seitdem an Frauenwettbewerben teil. Das sorgt in der Sportwelt bis heute für Diskussionen, denn Thomas ist ihren biologisch weiblichen Konkurrenten haushoch überlegen.

Erster und zweiter Platz gehen an zwei Transgender-Schwimmerinnen. Lia Thomas (2. v. l.) und Iszac Henig posieren mit ihren Medaillen.APA/AFP/Joseph Prezioso

Transfrauen im Kampfsport mit verheerenden Folgen

Transfrauen dürfen mittlerweile sogar in der Kampfsportszene gegen biologische Frauen antreten. Bei den Mixed Material Arts (MMA) hatte das schon einmal verheerende Folgen, nämlich beim Kampf zwischen Tamikka Brents und Fallon Fox, die als Boyd Burton geboren wurde, zunächst in der US-Navy diente und sich im Alter von 30 Jahren einer Geschlechtsumwandlung unterzog.

14. Juni 2022: Fallon Fox spricht auf der Pride Rally 2022 im Battery Park.Rob Kim/Getty Images

Nach einem grausamen Schädelknochenbruch, sieben Nähten am Kopf und einer Gehirnerschütterung beklagte die Konkurrentin Brents: „Ich habe schon gegen viele Frauen gekämpft, aber ich habe noch nie so viel Kraft in einem Kampf gespürt wie in dieser Nacht. Ich kann nicht sagen, ob es daran lag, dass sie als Mann geboren wurde oder nicht, denn ich bin kein Arzt. Ich kann nur sagen, dass ich mich noch nie in meinem Leben so überwältigt gefühlt habe, und ich bin an sich schon eine außergewöhnlich starke Frau. Ihr Griff war anders, ich konnte mich normalerweise im Clinch gegen andere Frauen bewegen, aber im Clinch von Fox konnte ich mich überhaupt nicht bewegen.“

Substanzen, die Wirkungen des männlichen Testosterons imitieren, gelten als Doping

Hungerländer unterstreicht: „Männer haben in Sportarten, bei denen es auf Kraft und Ausdauer ankommt, deutliche Vorteile gegenüber Frauen.“ In der Regel haben sie ein größeres Herz- und Lungenvolumen, mehr Muskelmasse und einen geringeren Körperfettanteil. Ihr Blut enthält zudem mehr von dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin, und höhere Hämoglobinwerte wirken sich unmittelbar auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus.

Caroline Hungerländer sieht eine klare Benachteiligung von weiblichen Sportlerinnen

„Deshalb zählen Substanzen, die den Hämoglobingehalt im Blut erhöhen, auch zum illegalen Doping“, unterstreicht Caroline Hungerländer. Dasselbe gelte für Substanzen, die Wirkungen des männlichen Sexualhormons Testosteron nachahmen. Auch sie „werden zum Doping genutzt, da sie den Muskelaufbau fördern. Darüber hinaus sind Männer im Schnitt 12 Zentimeter größer und 10 bis 20 Kilogram schwerer als Frauen. Deshalb erreichen Männer im Leistungssport 10 bis 20 Prozent mehr körperliche Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Disziplinen“, sagt die Landtagsabgeordnete unter Verweis auf Forschungsergebnisse der Sportmedizin.

Geschlechtsumwandlung beseitigt nicht biologische Überlegenheit

Studien belegten überdies: Eine Hormonbehandlung beseitigt nicht die körperliche Überlegenheit, die ein biologisch männlicher Körper bei Kraft und Ausdauer mit sich bringt. Sie tue nur zum Teil. Hungerländer verweist auf verschiedene Untersuchungen, etwa im British Journal of Sports Medicine, oder an der Karolinska University in Stockholm, wo eine Studie 2020 ergab: „Transsexuelle Frauen verloren unter einer feminisierenden Hormonbehandlung nur leicht an Muskelmasse. Auch ein Jahr nach Beginn der Therapie haben sie ihre Kraft weitgehend beibehielten.“ Eine weitere Untersuchung von der Loughborough University kam nach Auswertung von 24 Studien zum Schluss: Selbst drei Jahre nach Beginn der Hormontherapie sind Transfrauen anderen Frauen in Kraft und Muskelmasse überlegen.

Transgender-Schwimmerin Lia Thomas ist ein besonders prominenter Fall – aber kein Einzelfall.APA/AFP/Joseph Prezioso

Für Hungerländer steht fest: „Personen, die als Männer geboren wurden und die männliche Pubertät durchmachten, an Frauenwettbewerben antreten zu lassen, zerstört die Gewinnchancen von Frauen im Sport.“ Daher erzeuge die Teilnahme von biologisch männlichen Athleten unfaire Wettbewerbsbedingungen. „Alternativ könnten für Transpersonen eigene Wettbewerbskategorien durchgeführt werden.“