Er war zu Beginn der russischen Invasion ab dem 24. Februar 2022 im engsten Umfeld des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: Oleksjy Arestovych (48) hielt als Berater des Leiters des Büros des Präsidenten der Ukraine täglich Briefings über die aktuelle Situation. Diese Videos brachten ihm in der Ukraine zehntausende Fans. Im August 2022 kündigte Arestovych an, dass er plant, für die Präsidentschaft der Ukraine zu kandidieren, falls Selenskyj  nicht für eine zweite Amtszeit kandidiert. Am 17. Januar 2023 trat Arestovych nach scharfer Kritik an seinen öffentlichen Äußerungen von seiner Aufgabe als freier Berater des Präsidentenbüros zurück.

Jetzt stellte Arestovych einen Videoclip auf X (Twitter), der auf einen brutalen Machtkampf in Kiew schließen lässt. So zieht der Ex-Berater deutlich über den Krieg gegen Russland und die Verbindungen der Ukraine zur EU her: “Der Preis für einen Beitritt zur EU und zur NATO ist ein riesiger blutiger Krieg, vielleicht bis zum letzten Ukrainer. Wenn Sie diesen Preis nicht zahlen wollen, wird es (für uns, Anm.) weder EU noch NATO geben. Und dann stellt sich heraus, dass das Land selbst aufgrund des ,Sie wollten es, waren aber nicht vorbereitet’-Regimes einen größeren Krieg nicht ertragen kann. Darüber hinaus schafft es das Land aufgrund seiner gesamten Politik, die es seit 32 Jahren verfolgt, nicht.”

Und Arestovych kritisiert klar die eigene ukrainische Regierung: “Die Ukraine erntet die Früchte schwerer ethischer Verstöße, die sie nicht nur zugelassen, sondern zur Grundlage der Staatspolitik und Öffentlichkeitsarbeit gemacht hat. Diese Unmoral äußerte sich auf zwei Arten: 1. Von den Behörden. Dadurch wurde aktiv der Glaube gefördert, dass man alles haben kann und nichts dabei herauskommt; das Wichtigste ist, dass man wählt. Jetzt hat der Staat nichts, womit er kämpfen, Renten zahlen oder die Mobilisierung bezahlen könnte. 2. Vom Volk. Alle, die sich aktiv darüber freuten, getäuscht zu werden. Und ein bedeutender Teil der ukrainischen Gesellschaft wollte dies, applaudierte und stimmte dafür.”

Wolodymyr Selenskyj (45): Er wird nun von Arestovych deutlich gewarnt.

Drohung am Ende des Postings: "Es wird zu spät sein."

Am Ende seines Postings findet sich noch eine klare Warnung – es ist anzunehmen, dass sie dem Präsidenten gilt: “Ich habe dich gewarnt – du wirst dich noch an diesen Hai erinnern. Es wird zu spät sein.”

Aus der Ukraine setzte es unverzüglich viel Kritik an den Aussagen von Oleksij Arestovych. So schrieb ein User: “Du bist ein No-Name und ein kleiner Betrüger. Und plötzlich, während eines großen Krieges, bekommt man eine Plattform und Millionen von Zuhörern. Sie betreiben Demagogie und haben Millionen von Fans. Es haut dich um und du fängst an, jedes Mal mehr und mehr Scheiße zu sagen.”

Erst kürzlich gab es einen massiven Versuch, Arestovych im Westen zu diffamieren: Der BBC sollen Daten zugespielt worden sein, die angeblich eine extrem hohe Privatjet-Nutzung durch Arestovych belegen würden – es sollte um 500.000 Dollar an Flugkosten gehen. Die BBC brachte nichts davon, es dürfte sich um eine Intrige gehandelt haben.

Das neue Video und auch die versuchte Kriminalisierung des Kritikers legen nahe, dass in Kiew ein harter Kampf um die Macht tobt. Sollte es nun im Jänner tatsächlich zu Problemen bei der Auszahlung der Pensionen und Beamten-Gehälter in der Ukraine kommen (der eXXpress berichtete), wird die Situation für Wolodymyr Selenskyj nicht besser.

Auch die EU - im Bild Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen - wird im Posting deutlich kritisiert.
Oleksij Arestovych (48) - sein aktueller Beitrag auf X (Twitter).