2026 werden die Olympischen Spiele bekanntermaßen in Mailand und Cortina d’Ampezzo über die Bühne gehen. Einem wahren Sportfest steht nichts im Wege. Einziges Problem: Ausrichter Mailand-Cortina d’Ampezzo fehlt für die Bob-, Rennrodel- und Skeleton-Wettkämpfe derzeit ein geeigneter Eiskanal. Daher sollen die Rennen aut Organisationschef Giovanni Malago außerhalb Italiens stattfinden. Das gab er unlängst auf der IOC-Session im indischen Mumbai bekannt. Damit würden erstmals in der 102-jährigen Geschichte der Winterspiele Wettbewerbe außerhalb des Gastgeberlandes ausgetragen. Hintergrund für die geplante Verlegung ist die Entscheidung, dass die Pläne zum Neubau der abgerissenen Eugenio-Monti-Bahn in Cortina aufgegeben wurden, nachdem sich kein Unternehmen auf die Ausschreibung beworben hat.

Nun hat sich Deutschland als möglicher Austragungsort angeboten. Der Deutsche Olympische Sportbund will zusammen mit dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) eine Bewerbung für die olympischen Rennen im Eiskanal 2026 abgeben. Das bestätigte BSD-Präsident Andreas Trautvetter. “Die Zeitschiene ist sehr eng, die Unterlagen aus Italien sind da. Wir brauchen eine Woche, um das mit den Partnern an den Bahnen und der Politik zu bewerten. Wir brauchen jedoch vor dem 1. Dezember eine klare Entscheidung der Bundesregierung über die Teilnahme russischer und belarussischer Athleten und Athletinnen”, sagte Trautvetter, der auch Vizepräsident des Bob- und Skeleton-Weltverbandes ist.

Kufen-Mekka in St. Moritz wird aus Athletenkreisen genannt

Im Hintergrund laufen derzeit erneute intensive Bemühungen für eine Sanierung der Bahn in Cesana Pariol. Dort wurden bereits 2006 die Olympia-Rennen ausgetragen. “Die Chancen stehen gut, dass die Bahn reaktiviert wird, wir haben ganz gute Karten, im November muss es entschieden werden”, sagte Armin Zöggeler der dpa. Der Rodel-Olympiasieger von 2002 und 2006, der seit 2018 Vizepräsident Technik beim Rodel-Weltverband (FIL) ist, sieht die Aussagen des OK-Chefs bei der IOC-Session als “Fehlinterpretation. Intern haben wir was anderes gehört.”

Das Internationale Olympische Komitee erteilte zuletzt Bahn-Neubauten eine klare Absage, sofern es keinen tragfähigen Nachnutzungsplan gibt.  “Diese Position wurde bei den Diskussionen in Cortina mehrfach bestätigt und gilt auch für Cesana”, heißt es beim IOC. Sollte die Modernisierung des seit 2011 stillgelegten Eiskanals nicht realisiert werden können, steht neben den deutschen Kunsteisbahnen auch Innsbruck/Igls zur Auswahl.

Aus Athletenkreisen wird auch das Kufen-Mekka in St. Moritz genannt. Zwar sind die Temperaturen Ende Februar durch die Sonneneinstrahlung am Tage extrem gefährlich für das dortige Natureis – doch mit Sonnensegeln und neuer Beleuchtung wäre Olympia wohl zu stemmen. Aber die Schweizer haben sich wie die Franzosen mit La Plagne schon mit einer Bewerbung für 2030 in Stellung gebracht, was die Chancen eher schmälert.