Trotz rasanter Omikron-Ausbreitung hat der britische Premierminister Boris Johnson auf schärfere Corona-Regeln verzichtet. Das hat dem skandalgebeutelten Politiker das politische Überleben gesichert – vorerst. Johnson hatte offensichtlich Glück, und zwar gleich in mehrerer Hinsicht.

Bisher milder Krankheitsverlauf

Erstens ist Omikron zwar hochansteckend, doch der Krankheitsverlauf scheint milder zu sein als befürchtet. So explodieren zurzeit quer durch Europa die Fallzahlen, auch in Großbritannien: Dort wurden 183.037 Neuinfektionen binnen 24 Stunden erreicht – ein neuer Höchststand – und auch die Zahl der Covid-19-Patienten in Englands Spitälern stieg auf mehr als 10.000, so hoch wie zuletzt am 1. März. Doch überfüllte Intensivstationen blieben Großbritannien bisher erspart.

Zweitens hätte das Timing für Boris Johnson kaum günstiger sein können. Denn der konservative Politiker war nach gebrochenen Wahlversprechen und Skandalen massiv in Bedrängnis geraten. Omikron kam gerade zur rechten Zeit. Nun jubeln ihm konservativen Medien und Politikern wieder zu.  Auch die Opposition hat an den lockeren Corona-Regeln nichts auszusetzen.

Kurz: Die Omnikron-Variante bescherte dem skandalgebeutelten Premier eine Verschnaufpause. Doch parteiinterne Gegenspieler bringen sich bereits in Stellung.

Niedrige Beliebtheitswerte bei konservativer Basis

Doch die derzeitige Ruhe wohl nicht lange währen. Der Druck auf Johnson wuchs zuletzt enorm. Da wären zunächst einmal mehrere Korrputions- und Lobbyskandale von Tory-Abgeordneten, die Johnson alle in Schutz nahm. Hinzu kam die fragwürdige Finanzierung des Luxus-Umbaus in Johnsons Dienstwohnung durch vermögende Spender, die noch immer Fragen offen lässt. Für allgemeine Empörung bei den Briten sorgten mehrere Weihnachtsfeiern in der Downing Street und in anderen Regierungsgebäuden, und das im Jahr 2020, als sich das Land in einem Lockdown befand.

Johnsons Beliebtheitswerte bei der konservativen Basis sanken in den Keller. Beobachter meinen, es sei keinen Frage ob, sonder. nur mehr wann Johnson das Amt verliert. Die Debatte über mögliche Nachfolger hat bereits begonnen. Offen diskutieren britische Medien bereits über mögliche Nachfolger.