Was ohnehin schon viele mitdenkende Österreicher längst vermutet haben, bestätigt jetzt der frühere OMV-Manager Otto Musilek (75) im aktuellen interview mit der Kleinen Zeitung: Die Aussagen der grünen Klima- und Energie-Ministerin über den von ihr “so rasch wie möglich” gewünschten Ausstieg aus den Gas-Importen aus Russland sind vermutlich nur heiße Luft.

Und der Ex-Geschäftsführer des Bereichs Gas der OMV erklärt, warum Österreich eher nicht den Vertrag mit der russischen Gazprom einfach beenden sollte: “Entscheidend ist, dass man ohne einvernehmliche Lösungen durch die Take or Pay-Verpflichtung bis 2040 zwischen 25 und 35 Milliarden Euro zahlen müsste, ohne einen Kubikmeter Gas dafür zu bekommen.”

Will einen Ausstieg Österreichs aus dem Gas-Vertrag mit Russland - auch wenn die EU russisches Flüssiggas importiert: Klima-Ministerin Leonore Gewessler

Russisches Flüssiggas (LNG) wird massenweise von der EU importiert

Österreichs Steuerzahler müssten somit mindestens 25 Milliarden Euro – also das Zehnfache eines Jahresbudgets des Bundesheers oder den Gegenwert von 62.500 Einfamilienhäusern – an die russischen Geschäftspartner überweisen, damit wir KEIN Gas mehr erhalten. Otto Musilek erklärt seine Rechnung, mit der er auf 25 Milliarden Euro kommt, so: “Mit einem mittleren Gaspreis von 30 Euro pro Megawattstunde für 60 Milliarden Kubikmeter Gas plus Transportkosten. Den Preis in zehn Jahren oder andere Parameter wie CO₂-Abgaben kann man natürlich nicht so weit voraussehen.”

Der Ex-OMV-Manager kritisiert auch die aktuelle Debatte über den hohen Anteil russischer Gaslieferungen bei den Gas-Importen Österreichs in der EU liegt der Anteil von russischem Gas bei sieben Prozent, in Österreich bei 70 Prozent: “Mit solchen Zahlen stellen wir uns selbst an den Pranger. Weil wir angeblich so böse sind, dem Putin das Geld in den Rachen stopfen und die anderen Länder schon so viel weiter sind. 2022 wurden 19 Milliarden Kubikmeter russisches LNG in die EU importiert. Warum schreibt das niemand?”

Die Verträge der OMV mit dem russischen Gas-Exporteur wurden für Lieferungen bis zum Jahr 2040 abgeschlossen.

Warnung auch vor Stillstand des Gaszuflusses

Und zu den Erklärungen der schwarz-grünen Bundesregierung, man könne nicht wissen, was in den Verträgen der OMV mit Gazprom stehe, meint der Ex-Energie-Manager: “Ich ärgere mich deshalb sehr, wenn Politiker und ihre Berater sagen, sie kennen die Verträge nicht. Ich denke mir, das sind Ausreden. Natürlich ist es ausgeschlossen, zwischen zwei Firmen abgeschlossene Verträge zu veröffentlichen. Das geht nirgends auf der Welt, aber das hätte auch keinen Mehrwert.”

Nicht unkritisch sieht Otto Musilek auch die Aussagen Gewesslers zu den “gut gefüllten Gas-Speichern”: “Gut gefüllte Speicher zu haben, ist sicher kein Nachteil. Grundsätzlich ist es gebundenes Kapital. Was üblicherweise nicht an die große Glocke gehängt wird, ist, dass wir trotz des enormen Speicherraums, den wir in Österreich haben, bei einem Stillstand des Gaszuflusses aus Pipelines nicht riesige Mengen Gas auf einmal aus den Speichern holen können, weil einfach der Speicherausgang nicht groß genug ist. Im Sommer ist das kein Problem, an einem strengen Wintertag ist das schon enger. Insofern wären viele politische Aussagen zu hinterfragen.”

Soll Österreich trotz drohender Milliardenzahlungen aus dem Gas-vertrag mit Russland aussteigen?