Der Onlinedienst X (vormals Twitter) hat das Konto der Witwe des in der Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny am Dienstag gesperrt. Auf dem erst am Vortag eingerichteten Konto von Julia Nawalnaja (47) erschien der Hinweis: “Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen”. Nähere Angaben wurden zu den Gründen zunächst nicht gemacht.

Julia Nawalnja hatte zuvor im Onlinedienst X von Moskau die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert. “Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt”, schrieb Nawalnaja am Dienstag. “Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen – hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen”, forderte sie.

Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte Anschuldigungen Nawalnajas, dass Kremlchef Wladimir Putin ihren Mann getötet habe, am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen als “unbegründet und unverschämt” zurückgewiesen. Vor dem Hintergrund, dass “Julia Nawalnaja gerade verwitwet ist”, wolle er sich mit Kommentaren zurückhalten.

Streit um Nawalnys Leiche

Die Mutter Alexej Nawalnys wandte sich unterdessen per Videobotschaft an Putin und bat ebenfalls um Herausgabe des Leichnams. Sie stehe vor dem Straflager “Polarwolf” und warte schon den fünften Tag darauf, dass sie ihren Sohn sehen dürfe, sagte Ljudmila Nawalnaja in der am Dienstag veröffentlichen Videobotschaft. Dort sei er am 16. Februar gestorben.

“Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin. Die Entscheidung der Frage hängt nur von Ihnen ab. Lassen Sie mich doch endlich meinen Sohn sehen”, sagte sie. “Ich fordere, unverzüglich den Körper Alexejs herauszugeben, damit ich ihn auf menschliche Weise beerdigen kann”, sagte sie. Sie erhalte bisher weder den Leichnam noch werde ihr gesagt, wo der Körper aufbewahrt werde.

Zuvor hatten Ermittler nach Angaben von Nawalnys Team gesagt, dass die Leiche wegen Untersuchungen noch 14 Tage unter Verschluss gehalten werde. Dagegen fordern Angehörige und Mitarbeiter des Oppositionellen die Herausgabe des Leichnams.