Hila Fahima (36) gesteht gegenüber dem eXXpress: Was in den vergangenen Wochen geschehen ist, macht ihr Angst. Die gefragte Koloratursopranistin meint das Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober in Israel, aber ebenso die zahlreichen antisemitischen Vorfälle anschließend in aller Welt, auch in Europa und in Österreich. „Das ist alles nicht schön. Ich mache mir auch Angst um meine Familie.“ Überdies ist sie viel unterwegs.

Hila Fahima kam mit 24 Jahren an die Wiener Staatsoper.Manfred Baumann

Auf dem Heldenplatz wird sie mit Personenschutz und in schuss-sicherer Weste auftreten. Zunächst wird sie ein bekanntes israelisches Lied singen und anschließend die israelische Nationalhymne, die hier, wo 1938 Adolf Hitler seine Rede gehalten hat, zum ersten Mal zu hören sein. Eine Weltpremiere!

In Wien die Liebe fürs Leben gefunden

Mit 24 Jahren ist Fahima an die Wiener Staatsoper gekommen. Hier, in Wien hat sie auch  ihre Liebe fürs Leben gefunden: Seit fünf Jahren ist sie mit dem Unternehmer und Startup-Experten Benjamin Ruschin verheiratet. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn. Normalerweise spricht sie nicht über Politik, schon gar nicht über Nahostpolitik. Doch seit 7. Oktober kann sie nicht mehr schweigen, nachdem es ihr zunächst die Sprache – bzw. die Stimme – verschlagen hat. „Elf Tage lang konnte ich keinen einzigen Ton von mir geben“, berichtet sie.

Einen Tag vor dem Massaker der Hamas-Terroristen hatte Fahima allen Freunden auf Facebook noch „ein tolles Wochenende!“ gewünscht, am folgenden Tag postete sie ein schwarzes Titelbild. „Ich war sprachlos, gebrochen, und ich versuche immer noch, mich zu erholen, für meine Familie“, erzählt sie. Doch das Schweigen kann nicht das letzte Wort sein: „Wir müssen stark sein und weitermachen, aber wie? Die Musik ist meine Hoffnung. Sie ist meine Stärke“.

„Jede jüdische Mutter fragt sich heute, in was für eine Welt sie ihre Kinder gebracht hat“

Fahima hat eine besondere Vorliebe für italienische Oper, Mozart und Richard Strauss. Am 17. Oktober trat sie auf Instagram zum ersten Mal seit dem Terrorangriff als Sängerin wieder in Erscheinung, diesmal mit dem hebräischen Lied „Yeled“ („Junge“). „Ich möchte dieses Lied jedem Kind in Israel vorsingen“, erklärte sie. Beim Text hat sie wohl auch an ihren eigenen Sohn gedacht: „Junge, was weckt dich in der Nacht auf? / Was macht dir Angst in der Nacht?“. Es endet aber erfreulich: „Der Morgen steigt durch das Fenster / Wie hast du die Dunkelheit besiegt?“

Hila Fahima erzählt: „Heute fragt sich jede jüdische Mutter, in was für eine Welt sie ihre Kinder gebracht hat, heute weint jede jüdische Mutter in der Nacht und hat Angst vor der Zukunft, heute umarmt jede jüdische Mutter ihr Kind und betet zu Gott, dass er all diese kleinen Seelen da draußen bewahrt und eine bessere Welt für sie hat.“

Kürzlich sang sie auch vor israelischen Familien, die sich zurzeit in Wien aufhalten und noch nicht heimfahren können.

„Das Leben in Wien passt zu mir besser“

Fahimas Vorfahren sind auf verschiedene Länder verstreut: Väterlicherseits stammen sie aus Portugal und Marokko, die Großeltern mütterlicherseits hingegen aus dem Jemen. Mit 25 Jahren kam Fahima an die Wiener Staatsoper. „Das Leben hier passt zu mir besser“, erzählt sie. „Hier ist es sehr, sehr schön – die Atmosphäre, die Kultur, das alles ist von sehr hoher Qualität. In Wien fühle ich mich Zuhause. Ich habe mich an das Leben hier außerhalb Israels gewöhnt.“

Dass sie auf Social Media über Israel und den Nahost-Konflikt spricht, hat es bis zum 7. Oktober nicht gegeben. Heute Abend wird sie ihre Stimme neuerlich erheben – für ihre Verwandten und Freunde, und für all diejenigen, die von der aktuellen Situation betroffen sind.