Mehr mit Polemik, als mit gelungenen Pointen macht ZDF-Comedien Jan Böhmermann von sich reden. Eines seiner Opfer setzt sich nun zur Wehr und fordert vom ZDF 100.000 Euro Schmerzensgeld. Ansprüche gegen den Moderator behalte man sich vor, sagt der Anwalt gegenüber dem Magazin „Bunte“, das über das juristische Nachspiel berichtet.

Am Ende dürften freilich die Gebührenzahler selbst zur Kasse geben werden. Böhmermans anhaltenden Spott gegen – politisch unliebsame? – Personen des öffentlichen Lebens müssen sie schon jetzt finanzieren. Weitere Kosten könnten nun anfallen.

Innenministerin entließ Cyber-Experten mit sofortiger Wirkung

Massiv geschädigt durch den umstrittenen Entertainer sieht sich Arne Schönbohm, bis Oktober 2022 Präsident des Bundesamtes für Cybersicherheit in der Informationstechnik. Nachdem ihn Moderator Jan Böhmermann in der Sendung „ZDF Magazin Royal“ mit schweren Vorwürfen attackiert, entband Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den Cyber-Experten „mit sofortiger Wirkung“ von seinem Amt.

Arne Schönbohm (54): Seine tadellose Karriere wurde zerstört, kritisiert der Anwalt.APA/AFP/POOL/Michael Sohn

Böhmermann bezichtigte Schönbohm über einen Lobbyverein einer mit dem russischen Geheimdienst verbandelten Firma nahezustehen. In der Show wurde Schönbohm mit Clownsnase gezeigt, Böhmermann verspottete ihn als „Cyber-Clown“. Obwohl bereits unmittelbar nach der Ausstrahlung Zweifel an den Vorwürfen Böhmermanns laut wurden, folgte umgehend Schönbohms Rauswurf. Am 24. April 2023 – sechs Monate nach dem Rauswurf – erklärte das Innenministerium in einem Schreiben an Schönbohms Anwalt, dass die Vorwürfe keine Disziplinarmaßnahmen rechtfertigen.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) entband Arne Schönbohm umgehend all seiner Aufgaben. Später behauptete sie, fehlendes Vertrauen sei der Grund gewesen.APA/AFP/John MACDOUGALL

Weitere rechtliche Schritte könnten folgen

Schönbohm wird vom Berliner Medienanwalt Markus Hennig vertreten. Dieser sieht „schwere Persönlichkeitsverletzungen“ durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Böhmermann-Show sei „eine der schmutzigsten Denunzierungen“, die jemals ein öffentlich-rechtlicher Sender begangen hat, heißt es in der Begründung des Juristen. Gegenüber „Bunte“ unterstreicht Henning: „Das ZDF hat durch das ,Magazin Royale’ die Reputation und die tadellose Karriere eines verdienten Staatsdieners zerstört.“

Dass Schönbohm und sein Anwalt auch gegen Moderator Jan Böhmermann persönlich vorgehen werden, sei nicht ausgeschlossen. Vorerst konzentriere man sich jedoch auf das ZDF. Auch eine Unterlassungsaufforderung sei an den Sender gegangen. Offenbar will man verhindern, dass die „ZDF Magazin Royale“-Ausgabe weiterhin gezeigt werden dürfe.