Die tagelangen Diskussionen um die Jahresgehälter der ORF-Führungskräfte scheint an den Nerven zu zerren. Wie vom eXXpress berichtet, wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch als Folge der neu eingeführten Gebühren-Zwangsabgabe durch die Politik zur Transparenz verpflichtet. Alle Gehälter ab 170.000 Euro im Jahr müssen ab heuer dem Bundeskanzleramt gemeldet werden. Der ORF kam der Aufforderung – wenn auch widerwillig – am Sonntagabend nach, kabelte die Liste von 62 Mitarbeitern (1,3 % der Belegschaft) in Richtung Ballhausplatz.

Der ORF bekenne sich grundsätzlich zu den neuen, verschärften Transparenzvorgaben, die namentliche Nennung von Menschen mit Gehältern über 170.000 Euro sowie den Nebenbeschäftigungen sehe man aber, wie auch zahlreiche Juristen kritisch, ließ ORF-Generaldirektor Roland Weißmann über die hauseigenen Kanäle mitteilen.

Die große Mehrzahl der Führungskräfte trage Verantwortung für Dutzende bis Hunderte Mitarbeiter und entsprechende Budgets in Millionenhöhe.

Weißmann fürchtet öffentliche Polemik gegen Mitarbeiter

Rund ein Drittel der namentlich angeführten Personen gehe zudem in den kommenden drei Jahren in Pension beziehungsweise sei bereits im vergangenen Jahr ausgeschieden, so Weißmann weiter. Der ORF habe in den vergangenen Jahren immer wieder zahlreiche Maßnahmen gesetzt, darunter Lohnrunden weit unter der Inflation, um die Personalkosten nachhaltig zu senken. Ein neuer Ethikkodex mit klaren Rahmenbedingungen, vor allem im Bereich der Nebenbeschäftigungen und Umgang mit der Politik, werde für noch mehr Transparenz sorgen.

Soweit der ORF-Generaldirektor auf der “blauen Seite” von ORF.at. Doch Weißmann stärkt nicht nur seiner Führungsriege den Rücken, er kritisiert den Zwang zur Offenlegung der Gehälter deutlich und befürchtet, “dass es neben dem Schüren einer Neiddebatte auch vermehrt zu öffentlicher Polemik und persönlichen Angriffen auf Mitarbeiter des Hauses kommt.” Dagegen verwehre er sich.

„Der ORF wird jegliche rufschädigenden Äußerungen oder gar Drohungen gegen einzelne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter rechtlich verfolgen”, kündigt Weißmann an. Jegliche rufschädigende Äußerung? Das kann auch als Einschüchterungsversuch gegenüber all jenen verstanden werden, die berechtigte Kritik am Verhältnis von Leistung und Vergütung der einzelnen ORF-Topverdiener üben.