Die Zahlen steigen extrem: Während die UN gestern noch von 870.000 Flüchtlingen sprach, gibt UNO-Hochkommissar Filippo Grandi heute in Genf die Zahl von einer Million bekannt. Nach den letzten Zählungen – die Angaben ändern sich natürlich stündlich – haben die Nachbarländer Polen (350.000), die Slowakei (67.000), Rumänien (70.000) und Ungarn (116.000) die Türen besonders weit geöffnet, sogar die arme Republik Moldau hat über 65.000 Menschen aufgenommen. Dabei melden sich nach Einschätzung von Experten nur rund zehn Prozent bei den Aufnahmestellen, die überwältigende Mehrzahl fährt zu Verwandten oder Bekannten, wo sie privat unterkommen werden.

So erklärt sich vermutlich auch die Angabe des UNHCR, wonach 42.900 Ukrainer nach Russland geflüchtet sind, zusätzlich zu den 96.000 aus den Separatistengebieten der Ostukraine, die sich bereits vor dem russischen Einmarsch auf den Weg gemacht haben. Auch Belarus meldet 350 ukrainische Staatsbürger, welche die Grenze überquert haben.

Hochkommissar Grandi meinte auf Twitter, er habe in fast 40 Jahre in Flüchtlingskrisen gearbeitet, aber noch nie einen so schnell wachsenden Exodus erlebt. Sollten die Kampfhandlungen nicht umgehend eingestellt werden, erwartet das Flüchtlingshilfswerk bis zu vier Millionen Flüchtlingen.

Notquartiere und Privatunterkünfte

Aufgrund der Aufnahmefreudigkeit der Oststaaten werden in Deutschland und Österreich weniger Flüchtlinge erwartet – dennoch geht der Städte- und Gemeindebund von  „deutlich mehr“ als 100.000 Menschen aus, in Österreich rechnen die Bundesländer mit mehreren tausend. Generell ist die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr hoch, auch viele FPÖ-Politiker unterstützen die Aufnahme. Koordiniert wird die Unterbringung  vom Innenministerium, und von der Bundesbetreuungsagentur (BBU) wurde eine Plattform geschaffen, um das Angebot von Privatschlafquartieren zu organisieren – unter der Mailadresse nachbarschaftshilfe@bbu.gv.at kann man sich melden.