Ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause – Mobbing kann uns alle erwischen, ganz unabhängig von Ort und Zeit. Trotz des modernen Begriffs aus dem Englischen, der übersetzt soviel wie Schikane bedeutet, ist Mobbing kein neues Phänomen. Schon früher wurden Personen ausgegrenzt und gehänselt. Was sich jedoch verändert hat, sind die Rahmenbedingungen.

Durch die Digitalisierung haben Mobber eine neue Plattform bekommen. Besonders gerne betätigen sie sich auf Social Media, dem Ort schlechthin, um seine Meinung kundzutun. Leider sind die Motive dabei nicht immer so sozial wie die Netzwerke. Der Begriff Cybermobbing steht für Hänseleien in der digitalen Welt. Anlässlich des heute stattfindenden Safer Internet Day 2022 haben die Organisation Safer Internet zusammen mit der Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm neue Erkenntnisse geliefert.

Vier Kennzeichen des Cybermobbings

Beschimpfungen, „Ghosting“, einzelne Lügen und Gerüchte oder Einschüchterungsversuche reichen noch nicht aus, um als Mobbing eingestuft zu werden. Laut Definition müssen vier Kriterien erfüllt sein: Es muss sich um ein beabsichtigtes Vorgehen handeln, das konkret auf eine Person gerichtet ist sowie wiederholt auftritt und ein Verhältnis der Machtungleichheit darstellt.

Zehn Prozent sind Täter

Die Zahlen der Studie belegen. 17 Prozent der Jugendlichen sehen sich gemäß dieser Definition als Cybermobbing-Opfer. Um die 40 Prozent haben Cybermobbing im eigenen Umfeld beobachtet und ein Zehntel der Befragten gibt an, selbst schone einmal online gemobbt zu haben. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch verstärkt: Zirka die Hälfte der Teilnehmer nennen Distance-Learning als ausschlaggebenden Grund für die Zunahme von Cybermobbing.

Was steckt hinter den Hass-Attacken?

Die Motive sind vielfältig. Bei knapp einem Drittel der 400 befragten Kinder und Jugendlichen ist es der eigene Zorn oder sogar Langeweile, die sie als Täter in die Mobbing-Spirale treiben. Gezielte Machtausübung wird von 46 Prozent als Beweggrund genannt. Ebenso spielen rassistische Motive bei 36 Prozent eine Rolle.

Oft sind Mitschüler die Urhebergetty

Die Urheber sind meistens bekannt

Betrachtet man die Ergebnisse zu den betroffenen Plattformen, ist Instagram eindeutiger Vorreiter: 56 Prozent der befragten Jugendlichen berichten von Mobbing-Attacken über diese Social-Media-Plattform. 42 Prozent der Attacken geschehen über TikTok. Bei Facebook sind es nur 30 Prozent, was angesichts der zahlreichen Facebook-User und hohen Reichweite der Plattform überraschend ist.

Opfer von Cybermobbing wissen in 30 Prozent der Fälle genau, wer hinter den Schikanen steckt und rund 43 Prozent vermuten den Täter im schulischen Umfeld.

Mehr Prävention gefordert

Präventionsmaßnahmen werden ständig diskutiert und Workshops weiterentwickelt. All das nützt jedoch nichts, wenn sie durch eine Pandemie zu kurz kommen. Soziale Netzwerke sind mittlerweile fixer Bestandteil unserer Gesellschaft und vor allem unter jungen Menschen weit verbreitet. Kindern und Jugendlichen den Umgang damit zu verbieten, ist folgendermaßen nicht hilfreich. Die Organisation Safer Internet fordert mehr Prävention seitens der Lehrer und Eltern. “Die Internet- und Handynutzung sollte zu einem gewohnten Thema in der Familie werden, denn je mehr Wissen darüber vorhanden ist, desto größer ist auch die Chance, sich vor möglichen Gefahren zu schützen”, betont Corinna Harles, psychologische Leiterin der Rat-auf-Draht-Elternseite.

Ebenso hat Safer Internet zu einem Aktionsmonat ausgerufen, in dem Schulen Projekte gegen Cybermobbing einreichen und Preise gewinnen können. Auch in der Politik scheint die Message angekommen zu sein. Eine Aufstockung des schulpsychologischen Angebots ist in Planung.