Es ist ein bizarres Geständnis, das die Pflegerin erst ablegen konnte, nachdem sie im Kepler-Klinikum in Linz ausgenüchtert worden war. Sie hatte mehr als eine Flasche Wein getrunken, als sie am Donnerstag im kleinen Geretsberg bei Braunau am Inn zum Küchenmesser griff und wie von Sinnen auf den Pensionisten (82) einstach, für dessen Pflege und Schutz sie eigentlich zuständig war. Mehrfach stach sie ihrem Opfer in die Brust und ins Herz, ihr betagter Patient verblutete innerlich.

Paul S. – sie firmierte noch immer unter ihrem männlichen Namen, mit dem sie auch bei der Bezirkshauptmannschaft gemeldet war – ist eine schillernde Persönlichkeit: “Ganz ein lieber, hilfsbereiter Mensch”, beschreibt sie ein Bekannter. Noch als junger Mann entschied sich der Slowake wohl naheliegend für den Beruf des Altenpflegers. Auch, nachdem er nach außen immer häufiger seine geschlechtliche Identität wechselte, ging er in seinem Job auf.

Die Stelle im Innviertel war ausgeschrieben, weil es wie so häufig nicht genügend einheimische Pflegekräfte gab. Paul S. bewarb sich auf die Stelle bei dem Pensionisten. Gleichzeitig unterhielt die Pflegerin enge Kontakte in die LGBTQ-Szene in Wien. Zahlreiche Postings in den sozialen Netzwerken belegen dies. Paul S. scheint offensichtlich sehr beliebt gewesen zu sein.

Geständnis könnte auch eine Schutzbehauptung sein.

Auch mit seinem Schützling kam der junge Slowake anfangs gut zu recht. Doch das Verhältnis wurde immer zerrütteter. Dem Geständnis vor den Mordermittlern zufolge, soll der Pensionist seine Pflegerin immer wieder wegen ihrer sexuellen Orientierung schikaniert haben. Oder ihr wahlweise nachgestellt und sie befummelt haben.

Ob dies den Tatsachen entspricht, oder es sich nur um eine Schutzbehauptung handelt, um ein Verbrechen im Affekt zu erklären, ist noch völlig offen.

Nach der Bluttat war es die Pflegerin selbst, die eine Verwandte des Opfers anrief und von der schrecklichen Gewalt berichtete.