Um den hiesigen Personalmangel zu bekämpfen, will Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bis 2027 die Zahl zugewanderter Fachkräfte auf mindestens 15.000 pro Jahr erhöhen. Helfen soll dabei die Rot-Weiß-Rot-Karte. Zahlreiche Betriebe verschiedener Branchen beklagen schon seit langem die akute Personalknappheit. Im Juni waren laut AMS 118.566 Stellen unbesetzt. Allein im Pflegesektor wird bis 2030 mit einem Mehrbedarf von 76.000 Beschäftigten gerechnet.

Die Reform der Rot-Weiß-Rot Karte beurteil Kocher positiv

Zur Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte aus dem Oktober 2022 zieht Kocher eine positive Bilanz: „Im ersten Halbjahr sind rund 3800 Karten ausgestellt worden, ein Plus von 47 Prozent.“ Um den Missstand zu bekämpfen, sind aber weiterhin Arbeitskräfte aus EU-Mitgliedstaaten gefragt, die nicht mit der Rot-Weiß-Rot-Karte kommen. „Zudem wollen wir verstärkt auf Vermittlungen durch das europäische Jobnetzwerk EURES setzen“, erklärt Kocher. Auf diesen Wegen sollen zusätzlich bis zu 2000 Personen pro Jahr in Österreich angeworben werden.

Es gibt viele Befürworter - aber auch viele Kritiker

Zuspruch kommt von der Wirtschaftskammer (WKO), Industriellenvereinigung (IV) und dem Tourismusstaatssekretariat. WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf und IV-Generalsekretär Christoph Neumayer fordern eine rasche Umsetzung der Maßnahmen, Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) betont die Bedeutung der Rot-Weiß-Rot-Karte für den Tourismus. Kritik kommt hingegen von der Arbeitskammer (AK) und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB): „Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist kein Allheilmittel. Die Betriebe müssen bessere Arbeitsbedingungen schaffen“, bemängelt AK-Präsidentin Renate Anderl.

Kritik kommt auch aus der Politik

SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch meint: “Kocher soll sich mehr auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen konzentrieren.” Sozial- und Arbeitssprecherin Dagmar Belakowitsch (FPÖ) bezeichnet die Erhöhung bei der Rot-Weiß-Rot-Karte als “Zuwanderungsschmäh”, der auf Kosten der Steuerzahler finanziert wird. NEOS-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker moniert wiederum die hohen Steuern auf Arbeit in Österreich, die überbordende Bürokratie und lange Wartezeiten auf die Rot-Weiß-Rot-Karte.