Gegenüber Schulkindern auf Sat.1 rechtfertigte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ihre Plagiate mit ihrer Arbeitsweise: Sie habe sich halt im Laufe der Jahre beim Lesen von Büchern Notizen gemacht, und beim Verfassen des Buches nicht mehr auf die Quellen geachtet. Für den Medienwissenschaftler Stefan Weber, der bei 100 nachgewiesenen Plagiaten in Baerbocks Buch ”
Jetzt: Wie wir unser Land erneuern” die Forschungen beendet, ist das keine Rechtfertigung – “weil man an der Uni ja lernt, dass man so nicht arbeitet.” Da es sich vielfach um Internetquellen handelt, könnten es ohnehin keine handschriftliche Notizen sein, die sich Baerbock gemacht hat. Sie – oder ihr Team? – muss alles mit Copypaste übernommen haben, und es danach umgeschrieben haben.

Über sein Arbeit unterstreicht der Medienwissenschaftler: “Mir ist es wichtig, dafür zu sensibilisieren, dass es ein geistiges Eigentum gibt.” Zurzeit erlebe man offensichtlich einen Kulturwandel. Die Diskussion über das Buch wurde bagatellisiert, besonders überrascht habe ihn aber die Reaktion bzw. Nicht-Reaktion der öffentlich-rechtliche Medien, die ja immerhin einen Programmauftrag haben. So gab es etwa online fast überhaupt keine Berichterstattung über Webers finalen Bericht, im Gegensatz zu anderen Medien oder auch Nachrichtenagenturen. Über die Gründe dafür – ob ideologische oder aus Zurückhaltung – will Weber nicht spekulieren. “Die Diskrepanz ist sehr interessant.”

Ein Problem für die Medien könnte sein: Sie haben zunächst jemanden hochgeschreiben – “und dann implodiert dieses Narrativ.” Medienhäuser müssten sich dann eben fragen: Wo sind unsere Investigativ-Journalisten? Als etwa die Fehler in Baerbocks Curriculum aufgetaucht sind, mussten die sich fragen: Hat sich niemand Baerbocks Lebenslauf näher angesehen, die sich immerhin noch als Doktorandin bezeichnet hat?