“Die Ukraine wird fast sechs Milliarden Dollar an Zahlungen einsparen”, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal. “Diese Mittel werden uns helfen, die makrofinanzielle Stabilität zu erhalten, die Nachhaltigkeit der ukrainischen Wirtschaft zu stärken und die Schlagkraft unserer Armee zu verbessern.”

Experten zufolge wird dem Land damit eine Atempause verschafft. “Das zweijährige Einfrieren der Schulden ergibt Sinn, denn selbst wenn der Krieg bald zu Ende ist, wird sich die Lage der Ukraine nicht über Nacht verbessern”, sagte der Chefökonom des Londoner Forschungsinstituts Tellimer, Stuart Culverhouse. “Die Gläubiger waren sogar überrascht, dass das Land zunächst beschlossen hat, die Anleihen bis jetzt zu bedienen.” Die Vermögensverwalter BlackRock, Fidelity International, Amia Capital und Gemsstock gehören zu den größten Inhabern ukrainischer Anleihen. Deren Marktwert ist um mehr als 80 Prozent eingebrochen, seit Ende 2021 ein Aufmarsch russischer Truppen an den Grenzen des Landes begann.

Ukraine steckt in der Wirtschaftskrise

Für die Ukraine ist es bereits der zweite Erfolg in dieser Woche bei der Umstrukturierung von Schulden. Die Regierung in Kiew hatte bereits am Dienstag von Geldgebern grünes Licht für Änderungen der an die Wirtschaftsentwicklung gekoppelten Optionsscheine erhalten. Die Regierung hatte im Juli einen Vorschlag zur Änderung der Bedingungen für die ausstehenden Papiere im Wert von 2,6 Milliarden Dollar unterbreitet. Dabei handelt es sich um ein Wertpapier, das Zahlungen in Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum auslöst. 93 Prozent der Inhaber nahmen den Angaben zufolge an der Abstimmung teil. Etwa 91 Prozent gaben ihre Zustimmung für die geplante Änderung.

Seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar steckt die Ukraine in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Weltbank geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um mehr als 45 Prozent einbrechen wird. Auch bilaterale Gläubiger wie die USA, Großbritannien und Japan haben sich für einen Aufschub der Schuldenrückzahlung ausgesprochen. Eine Gruppe von Regierungen im sogenannten Pariser Club erklärten sich dazu bereit, die Zahlungen bis Ende 2023 auszusetzen. “Dies wird den Cashflow in Fremdwährungen für die Ukraine verbessern”, sagte Carlos de Sousa, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Vontobel Asset Management. “Aber es ist unwahrscheinlich, dass dies allein ausreicht, um die Devisenreserven zu stabilisieren.”

Wird sich den Krieg samt seinen Folgen noch länger leisten können, als das dem Westen lieb ist: Wladimir Putin

Defizit von fünf Milliarden Euro pro Monat

Die internationalen Reserven der Ukraine sind seit März von 28,1 auf zuletzt 22,4 Milliarden Dollar geschmolzen. De Sousa zufolge wird nach dem Schuldenstopp eine umfassende Umschuldung erwartet, da es “unwahrscheinlich” sei, dass die Ukraine in zwei Jahren wieder Zugang zum Finanzmarkt erlangen könne. Mit einem monatlichen Haushaltsdefizit von etwa fünf Milliarden Dollar ist die Ukraine in hohem Maße auf ausländische Finanzmittel von westlichen Verbündeten und multilateralen Kreditgebern wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angewiesen.

Krieg kostet Kiew 8,3 Millionen Euro - pro Stunde!

US-Expertin Samantha Power berechnete: Der Regierung in Kiew kostet der Kampf gegen Russland stündlich 8,3 Millionen Euro, also im Monat sechs Milliarden Euro – der eXXpress berichtete. Während Putins Einnahmen steigen, wird es für die Ukraine zunehmenden eng. Angesichts der angekündigten Verschärfungen der Krisen (Energie-Knappheit, Teuerung, …) scheint ein Ende der finanziellen Solidarität des Westens mit Kiew nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Sollen noch weitere Milliarden aus den USA und von der EU an die Ukraine überwiesen werden?

Neben Waffensystemen werden auch Milliarden an Euro und Dollar in die Ukraine geschickt. Verebbt diese Quelle, droht dem Land die Pleite