Der Minister aus der Regierungspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) und Großneffe der heuer verstorbenen Film-Diva Gina Lollobrigida (96) war am Dienstag auf dem Weg von Rom nach Caivano nahe Neapel in den Zug “Frecciarossa” eingestiegen. Wegen einer Verspätung von fast zwei Stunden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke bei Neapel wurde Lollobrigida ein Sonderhalt in Ciampino, 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt in Richtung Rom, genehmigt. Der Minister konnte somit seine Reise in die Kleinstadt Caivano im Auto fortsetzen.

Matteo Renzi, Ex-Ministerpräsident und Vorsitzender der oppositionellen Zentrumspartei Italia Viva (IV), sowie die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung forderten Lollobrigidas Rücktritt wegen persönlicher Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Der Fünf-Sterne-Chef und Ex-Premier Giuseppe Conte sagte, Lollobrigidas Verhalten sei “ein verheerendes Signal”. “Wer einen Zug anhält, als wäre er sein Eigentum, muss zurücktreten”, forderte der Vize-Fraktionsvorsitzende der Fünf-Sterne-Bewegung, Agostino Santillo.

Minister spricht von "außerordentlichem Halt" für alle Fahrgäste

Die Bahngesellschaft Trenitalia teilte mit, dass es wegen Lollobrigidas Halt in Ciampino für die Fahrgäste zu keinerlei negativen Auswirkungen gekommen sei. “Der Halt in Ciampino verursachte keine weiteren Verspätungen für die Reisenden, keine Auswirkungen auf den Verkehr und keine zusätzlichen Kosten für das Unternehmen”, so die Bahngesellschaft.

Der Minister verteidigt sich. Der außerplanmäßige Halt in Ciampino sei allen Passagieren an Bord offen gestanden und nicht nur ihm. “Der Zug hielt in Ciampino, wo ein außerordentlicher Halt für alle Fahrgäste zum Aussteigen eingerichtet wurde, wie im Zug angekündigt, und nicht nur für mich”, behauptete Lollobrigida.