Pakistan hat seit Ende März über 80.000 Afghanen ausgewiesen. Das teilte ein ranghoher Mitarbeiter der Regierung in Islamabad am Freitag mit. Die Regierung macht afghanische Staatsbürger, die die größte Migrantengruppe bilden, für Angriffe und Kriminalität verantwortlich. Die in Afghanistan regierenden, radikal-islamischen Taliban weisen diese Anschuldigungen zurück und werfen dem Nachbarland Zwangsmaßnahmen vor.

Afghanische Staatsangehörige, die keine Aufenthaltserlaubnis haben, sollen bis zum 30. April Pakistan verlassen und in ihre Heimat zurückkehren. Ursprünglich hatte die Regierung in Islamabad eine Frist bis zum 31. März gesetzt, diese aber verlängert. Der 30. April sei die endgültige Frist, betonte der Berater des Innenministeriums, Talal Chaudhry, in Islamabad. Nur diejenigen Afghanen, die über ein gültiges Visum für Pakistan verfügten, dürften bleiben. In mehreren Städten seien Abschiebezentren für Afghanen eingerichtet worden. Von dort sollen sie zum Grenzübergang Torkham im Nordwesten Pakistans transportiert werden, teilten pakistanische Behörden mit.

Chaudhry äußerte sich einen Tag vor dem Flug des pakistanischen Außenministers Ishaq Dar nach Kabul. “Die Gespräche werden die gesamte Bandbreite der pakistanisch-afghanischen Beziehungen abdecken und sich auf Mittel und Wege zur Vertiefung der Zusammenarbeit in allen Bereichen von beiderseitigem Interesse konzentrieren, einschließlich Sicherheit, Handel, Konnektivität und zwischenmenschliche Beziehungen”, teilte das Außenministerium mit.

Taliban-Regierung kritisiert Ausweisungen

Die Taliban in Afghanistan zeigen sich befremdet über die Abschiebung ihrer Staatsbürger aus dem benachbarten Pakistan. Der afghanische Außenminister habe seinem pakistanischen Kollegen bei dessen Besuch in Kabul am Samstag seine “Besorgnis und Trauer” deutlich gemacht, teilte das afghanische Außenministerium mit.

Der afghanische Außenminister Amir Chan Muttaki habe dazu aufgerufen, die Rechte der in Pakistan lebenden oder ankommenden Afghanen zu respektieren, hieß es in der Erklärung seines Ministeriums. Muttaki forderte demnach auch sicherzustellen, dass zurückkehrende Afghanen ihr Vermögen mitnehmen können. Thema sei auch die Förderung des bilateralen Handels gewesen.

Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten waren zuletzt angespannt. Pakistan hatte im vergangenen Jahr Luftangriffe auf afghanisches Territorium geflogen. Zudem wurde ein wichtiger Grenzübergang zwischen beiden Ländern im Februar nach Gefechten zwischen Soldaten beider Länder fast einen Monat lang geschlossen. Die Regierung in Islamabad wirft den Taliban zudem vor, islamistische Kämpfer würden sich nach Anschlägen in Pakistan nach in Afghanistan zurückziehen. Die Regierung in Kabul bestreitet das.

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