Absurde EU-Verordnung: Solar-Anlage macht Freiland-Eier zu Boden-Eiern
Es klingt nach einem Scherz: Solar-Anlagen sind erwünscht, es sei denn sie befinden sich auf Wiesen für Hühner. Das folgt aus einer absurden EU-Verordnung, die Bauern das Leben schwer macht. Ausgerechnet für Hühner haben Solar-Panele auch einen praktischen Nutzen, weil sie Schutz vor Raubvögeln bieten.
Warum so einfach, wenn es auch kompliziert sein kann: Diese Regelung ist so verrückt, dass ein deutscher Bauer schon mit einem Video gegen sie protestiert hat. Sein Appell an Brüssel wurde bisher nicht gehört. Dabei kann niemand die EU-Verordnung nachvollziehen, auch nicht in der Politik.
Hühner unter Solar-Anlagen – die Eier dürfen nicht länger als „Freiland-Eier“ verkauft werden
Die Norm betrifft Landwirte, die ihren Hühnern Freilauf anbieten und gleichzeitig Solaranlagen haben. Eigentlich müssten diese Bauern alles richtig machen, sollte man meinen. Erstens sind ihre Hühner im Freien, was diese zweifelsohne freut und sicherlich im Sinne einer freundlichen Tierhaltung ist. Zweitens setzen solche Landwirte auf grünen Ökostrom, der ja bekanntlich klimafreundlich und ganz im Sinne der Energiewende ist.
Doch Bauern, die beides tun, haben nicht mit der Europäischen Union gerechnet. Brüssel straft zuweilen sogar seine „Musterschüler“ ab. Das Problem entsteht durch eine Eier-Vermarktungsnorm der EU. Ihr zufolge dürfen Bauern ihre Eier nicht mehr als Freiland-Ware verkaufen, sobald sie auf ihren Hühner-Wiesen auch Photovoltaikanlagen aufstellen.
Mit anderen Worten: Aus Freiland-Eiern werden Boden-Eier, sobald sich Solar-Panele zwecks Stromgewinnung auf den Auslaufstellen für Hühner befinden. Die Vermarktungsnorm der EU verbietet nämlich die Doppelnutzung von Auslaufflächen für Legehennen. Das hat nachteilige Folgen für den Verkauf der Eier – und ist für jeden Bauer ein guter Grund, auf Solar-Energie zu verzichten.
Auf Freiflächen gäbe es Platz für sämtliche Solar-Anlagen
Dabei könnte alles so einfach sein: Solaranlagen auf Freiflächen sind für Hühner von praktischem Nutzen. Sie bieten Schutz vor Raubvögeln, wie deutsche Bauern unterstreichen. Die Hühner könnten darunter grasen. Andererseits würden diese Solaranlagen keine Flächen verbauen und niemandem im Weg stehen. Doch die EU liebt es anscheinend kompliziert.
Der Bauer aus Baden-Württemberg greift sich im Video auf den Kopf: „Ein Irrsinn, ein Wahnsinn! Wir hätten so viele Freiflächen. Es ist eine Win-Win-Situation. Die Hühner sind besser geschützt, der Auslauf wird mehr genützt. Liebe EU, ändert diese EU-Verordnung“. Der Landwirt gehört zur Gemeinschaft „Die Eier-Höfe“, zu der sich 40 bäuerliche Familienbetriebe in Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben.
Deutschland bekämpft schon seit längerem die Verordnung
Mittlerweile regt sich auch politischer Widerstand. Immerhin werden hier Bauern, die Freilauf anbieten und grünen Strom erzeugen, bei der Lebensmittelerzeugung benachteiligt. Es „ist niemandem erklärbar, dass Eier aus der Freilandhaltung plötzlich nur noch Eier aus der Bodenhaltung sein sollen, weil dort auch Sonnenstrom gewonnen wird“, erklärt Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gegenüber der „Bild“-Zeitung.
Er hofft auf Änderung. „Wir engagieren uns seit Jahren, dass die Regelung auf europäischer Ebene angepasst wird. Vielleicht sind kommende Ostern ja bereits die ersten Freiland-Eier mit Sonnenstrom erhältlich.“ Auch das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt sich laut „Bild“ seit mehreren Jahren dafür ein, „dass Photovoltaikanlagen im Auslauf von Legehennen zulässig“ sind.
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