Österreich versinkt zur Stunde im innenpolitischen Chaos: Nachdem am Freitag die NEOS überraschend im Endspurt aus den Koalitionsverhandlungen für die Austro-Ampel ausgestiegen sind, wirkt ÖVP-Chef Karl Nehammer planlos. Offenbar hatte der Kanzler fest mit seiner Dreierkoaliton gerechnet, doch die Liberalen haben ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Mehr noch: Das Statement von NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger dürfte ein Schlag in die Magengrube gewesen sein. Die NEOS erklären offiziell die sozialistischen Steuerpläne der Babler-SPÖ zum “Deal Breaker”  – und die Frage bleibt: Hätte Nehammer, um an der Macht zu bleiben, tatsächlich mitgetragen, was für die Pinken unmöglich war?

Keine Frage, der ÖVP-Chef ist seit heute schwer beschädigt. Die schlechten Umfragewerte und die Wahlniederlagen lassen nicht nur innerhalb der ÖVP die Rufe nach einem strategischen Wechsel laut werden. Ein weiter wie bisher darf es einfach nicht geben, hört man zur Stunde unisono aus den Ländern. “Nehammer hat tapfer gekämpft, aber er sollte sich nun eingestehen, dass er endgültig gescheitert ist. Seine wenigen noch verfügbaren Optionen sind entweder schlecht oder in der Bevölkerung unbeliebt”, so ein hochrangiger Ländervertreter zum Exxpress.

Und ein Name wird zur Stunde immer wieder genannt, wer jetzt das Chaos beenden kann – es wäre gleichzeitig das größte Polit-Comeback in der Geschichte der österreichischen Innenpolitik: Sebastian Kurz.

Na Bumm! NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger sprengte am Freitag die Koalitionsgespräche für die Austro-AmpelAPA/MAX SLOVENCIK

“Der Zuspruch für eine Rückkehr von Kurz wird an der Basis und Funktionärsebene immer größer. Viele trauen es ihm zu, dass er in der Lage ist, die ÖVP aus der Krise zu führen”, heißt es außerdem. Kein Wunder, der Ex-Kanzler hat nach seinem Ausstieg aus der Politik als erfolgreicher Unternehmer längst unter Beweis gestellt, dass er eine echte Führungskraft ist.

Doch stünde er überhaupt für ein Polit-Comeback zur Verfügung? “Ein Kurz-Vertrauter weiß zu berichten: “Viele um Kurz wollen im Falle von Neuwahlen eine eigene Liste machen.” Keine Frage, eine eigene Kurz-Liste wäre für die ÖVP ein schwerer Dämpfer, denn Kurz-Sympathisanten gibt es in nahezu allen politischen Lagern – und freilich auch verstärkt innerhalb der ÖVP. “Kurz würde mit einer eigenen Liste die ÖVP wie einen Christbaum abräumen, um es mit der nun zu Ende gehenden Weihnachtszeit zu vergleichen”, so der ÖVP-Insider.

Der Rettungsanker der ÖVP heißt Sebastian Kurz

So viel ist jetzt schon klar: Alle Zeichen stehen auf Neuwahlen im Frühjahr. Beobachter vermuten, dass die SPÖ dann mit Christian Kern ins Rennen gehen könnte, um drohende weitere Verluste abzufedern.

Doch was macht die ÖVP? Kurz dürfte nach jetzigem Stand die einzige Antwort sein, um nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken.