Bereits frühzeitig sprach sich der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán klar und eindeutig für Donald Trump als nächsten amerikanischen Präsidenten aus. Damit war er allein auf weiter Flur, der Großteil der europäischen Eliten in Politik, Medien und Gesellschaft konnte und wollte überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen, dass der 45. US-Präsident auch der 47. werden könnte. Ebenso sprachen sich insbesondere in Deutschland besonders viele Menschen für die Kandidatin der US-Demokraten aus in Deutschland und Österreich waren die Unterstützungsquoten für Donald Trump besonders gering.

Anders hingegen in Ungarn: Die konservative Regierung favorisierte Donald Trump – wie auch ein Großteil der Menschen. Viktor Orbán traf den 78-jährigen Amerikaner 2024 mehrere Male, fünf Tage vor dessen Wahlsieg telefonierte er mit ihm und wünschte ihm viel Erfolg. Von den europäischen Mainstreammedien für die Nähe zu Donald Trump verachtet, erkannte die ungarische Regierung frühzeitig die Möglichkeiten einer abermaligen Präsidentschaft von Trump. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass Donald Trump in vielen wichtigen Fragen wie Migration, Gesellschaftspolitik, Krieg und Frieden eine ähnliche Position hat wie die Ungarn. Diese Positionen kommen aus der Mitte der Gesellschaft und bauen auf einer breiten Unterstützung auf. Dabei sind die Themen, die die Menschen umtreiben, nicht unbedingt die Themen, die breite Teile der veröffentlichten Meinung aufs Tapet bringen.

Donald Trump wird in vielen Bereichen das überzeugende Votum für seine Person zum Anlass nehmen, eine selbstbewusste, souveräne Politik umzusetzen. Er wird sich dabei an den Interessen seines eigenen Landes orientieren. Darauf ist man in Europa nicht vorbereitet. Es stünde auch den Europäern gut zu Gesicht, die Politikgestaltung zum Wohle ihrer eigenen Landesbevölkerungen auszurichten. Eine interessengeleitete Außenpolitik tut not, die Zeiten der nebulösen wertegeleiteten Politik sind vorbei. Ungarn kann hier den Trendsetter spielen, denn nicht nur für Ungarn, auch für Europa gab der ungarische Ministerpräsident die Devise aus: Make Europe Great Again”. 

The day after – wer hat die Telefonnummer?

Nach dem fulminanten Wahlsieg in den Vereinigten Staaten von Amerika stellt sich für uns Europäer die Frage, wie es mit den transatlantischen Beziehungen weitergeht und welche Kontakte, Kommunikationskanäle und Netzwerke zum Tragen kommen. Es erscheint schwer vorstellbar, dass der neue amerikanische Präsident genau zu den Leuten Bande knüpfen wird, die bis zum letzten Moment alles dafür getan haben, dass seine Konkurrentin siegen kann. Vielmehr wird die Rolle solcher politischen Kräfte in Europa aufgewertet, die aus eigener Überzeugung und inneren Antrieben sich klar auf die Seite des neu gewählten US-Präsidenten stellten.

Es ist also nicht nur relevant, wen die USA in Europa anrufen, sondern auch, wer überhaupt einen Gesprächsfaden zur neuen US-Administration hat. Auch hier ist die Antwort eindeutig: Viktor Orbán. 

Bence Bauer ist der Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am Mathias Corvinus Collegium in Budapest/Ungarn. Er publiziert zu zeitgenössischen internationalen Fragen in deutscher, englischer und ungarischer Sprache in vielen verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, zudem ist er Mitherausgeber von „Hungarian Conservative“. Kürzlich ist sein Buch „Ungarn ist anders“ bei MCC Press erschienen.