Der Milei-Effekt: Wie ein Außenseiter Argentiniens Krise stoppte
Er kam mit der Kettensäge – und schnitt durch Jahrzehnte der Misswirtschaft. Javier Milei hat Argentiniens Inflation gestoppt und das Staatsbudget in Rekordzeit saniert. Seine Gegner spotten, doch die Zahlen zeigen: Der radikale Kurs wirkt.
Mileis Wirtschaftswunder: Mit radikalen Reformen kam Argentinien zurück auf Erfolgskurs.APA/AFP/Luis ROBAYO
Was Mileis Kritiker gerne übersehen: Argentiniens Präsident hat zentrale Versprechen bereits eingelöst. Die Inflation, einst außer Kontrolle, wurde drastisch gebremst: Von mehr als 25 Prozent im Dezember 2023 fiel sie auf nur zwei bis drei Prozent im Oktober 2024 – der niedrigste Wert seit drei Jahren. Auch die Jahresinflation brach ein – von fast 300 Prozent im April auf rund 100 Prozent zum Jahresende.
Diese Entwicklung markiert eine wirtschaftliche Trendwende.
Historischer Meilenstein: Erstmals ein ausgeglichenes Budget
Durch massive Ausgabenkürzungen gelang Milei ein symbolträchtiger Erfolg: Erstmals seit über einem Jahrhundert weist der argentinische Staatshaushalt keine Defizite mehr auf. Nach 123 Jahren roter Zahlen gilt dies als historischer Wendepunkt.
Das Vertrauen der Märkte wuchs: Die Risikoprämie auf Staatsanleihen fiel auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren, der Peso stabilisierte sich, und die Börse in Buenos Aires verzeichnete 2024 mit plus 173 Prozent den weltweit stärksten Zuwachs.
Harte Reformen – und ihre Wirkung
Milei setzte eines der rigorosesten Sparprogramme in der Geschichte des Landes um: Er kürzte Subventionen, strich Ministerien, entließ zehntausende Beamte und fror öffentliche Gehälter ein. Diese Maßnahmen schmerzten kurzfristig, legten aber den Grundstein für die Sanierung der Staatsfinanzen und den Inflationsrückgang.
Der Kontrast zu Österreich könnte größer nicht sein: Während Argentinien spart, setzt man hierzulande weiter auf teure Staatsapparate und Dauersubventionen – mit entsprechend schwachen Ergebnissen bei Inflation und Wachstum.
Der Präsident mit der Kettensäge
Milei versprach, den „parasitären Staat“ zu stutzen – und hielt Wort. Das Kulturministerium wurde herabgestuft, die staatliche Nachrichtenagentur TELAM geschlossen, Förderstrukturen abgebaut. Auch Sozialprogramme und Ministerien, etwa das Frauenministerium, wurden gestrichen.
Seine Gegner werfen ihm soziale Kälte vor, seine Anhänger feiern ihn als Befreier von jahrzehntelanger Misswirtschaft.
Öffnung, Marktvertrauen und internationale Anerkennung
Zur Stärkung der Wirtschaft senkte Milei Exportsteuern für Agrarprodukte, baute Importbeschränkungen ab und vereinfachte Steuervorschriften. Diese marktwirtschaftliche Öffnung stärkte Investitionen und gab Bürgern Zugang zu günstigeren Waren, erhöhte aber gleichzeitig den Druck auf die heimischen Industrien. Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) lobte, dass Argentinien unter Milei „beeindruckende frühe Fortschritte bei der Stabilisierung der Wirtschaft erzielt hat, gestützt auf eine starke fiskalische Grundlage, die eine rasche Entinflation bewirkt.“
Trotz fehlender Parlamentsmehrheit setzte Javier Milei seine Agenda konsequent durch – vielfach per Dekret, aber ohne autoritäre Maßnahmen. Parlament, Justiz und Medien blieben unabhängig, Proteste wurden nicht unterdrückt.
Gegen Sozialismus und Wokeness
Im Dezember 2024 stand Buenos Aires im internationalen Rampenlicht: Als Gastgeber der CPAC-Konferenz (Conservative Political Action Conference) empfing Javier Milei führende Rechtskonservative aus aller Welt. Gemeinsam präsentierten sie ein Manifest gegen Sozialismus und den „Woke“-Zeitgeist – ein Symbol seiner globalen Positionierung. Doch dieser Kurs ruft heftige Reaktionen hervor.
Amnesty International sieht autoritären Stil
Zahlreiche NGOs und Medien begleiteten Mileis Amtszeit mit scharfer Kritik – oft basierend auf überzogenen oder verzerrten Darstellungen. Amnesty International etwa warf ihm einen „rasanten Rückschritt der Menschenrechte“ vor und sprach von „zwölf verlorenen Rechten in zwölf Monaten“. Der Bericht unterstellte autoritäre Tendenzen, Unterdrückung kritischer Stimmen und den Abbau von Frauen- und Minderheitenrechten.
Tatsächlich jedoch hat Milei keine demokratische Institution abgeschafft. Parlament, Justiz und freie Presse funktionieren weiter – Proteste finden statt, Medien berichten kritisch, und Vetos des Präsidenten wurden im Kongress sogar überstimmt. Von Zensur keine Spur. Mileis scharfer Ton mag polarisieren, doch seine Gegner verwechseln Rhetorik mit Repression.
Die Vorwürfe sogenannter „autoritären Praktiken“ beruhen meist auf Einzelfällen – etwa einem harten Polizeieinsatz oder seinen drastischen Aussagen. Dennoch konstruieren Gegner daraus ein überzogenes Narrativ. Doch Argentinien ist unter Milei stabiler, marktwirtschaftlicher und demokratischer, als viele Kritiker es wahrhaben wollen.
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