„Es geht um Geld und PR, nicht um Hilfe“ – Ex-Traiskirchen-Chef belastet Caritas
Hilfe fürs eigene Konto? Franz Schabhüttl, ehemaliger Leiter des Flüchtlingslagers Traiskirchen, wirft Caritas & und anderen humanitären NGOs vor, die Flüchtlingskrise 2015 für Spendenzwecke genutzt zu haben. Leidtragende seien die Menschen vor Ort gewesen.
Fanz Schabhüttl (Bild) erhebt einen schweren Vorwurf gegen Hilfsorganisationen: Sie wollen an humanitären Problemen verdienen, ohne sie zu lösen.EXXPRESS/EXXPRESS
Nicht nur Vizekanzler Andreas Babler erntet im exxpressTV-Interview mit Franz Schabhüttl scharfe Kritik – der exxpress berichtete –, sondern auch große Hilfsorganisationen wie die Caritas. Im Flüchtlingsjahr 2015, so Schabhüttl, habe sich gezeigt: Den NGOs sei es nie um die Menschen gegangen. In Wahrheit hätten sie die Lage bewusst dramatisiert, um mehr Spenden zu lukrieren.
„Die Welt dreht sich ums Geld – auch bei humanitären Organisationen ist das nicht anders“, sagt Schabhüttl im Gespräch mit Eva Schütz.
„Die Caritas hat hunderte Schlafsäcke versprochen – geliefert wurden sechs“
Als Leiter der Erstaufnahmestelle Traiskirchen erlebte Schabhüttl die dramatischen Monate des Jahres 2015 hautnah – und findet im exxpressTV-Interview deutliche Worte über die Caritas.
„Die Caritas hat behauptet, sie hätte hunderte Schlafsäcke geliefert. Ich selbst habe zwei von einer Firma bekommen, und vielleicht vier von einer anderen. Mehr waren es nicht“, sagt Schabhüttl.
Statt echter Hilfe habe es aus seiner Sicht vor allem Selbstdarstellung gegeben: „Die Caritas hat ihren Omnibus direkt vor die Einfahrt gestellt. Jeder, der kam, dachte: ‚Aha, die sind da drinnen.‘ Falsch. Sie waren nie drinnen.“
52.000 Kilo Müll statt Hilfe
Schabhüttl kritisiert auch die Spendenaktionen jener Zeit. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei riesig gewesen – doch vieles davon unbrauchbar oder doppelt geliefert: „Wir bekamen Unmengen an Dingen, viele davon originalverpackt, mit Preisschildern drauf. Das führte dazu, dass wir in nur einer Woche 52.000 Kilogramm Müll entsorgen mussten.“
Diese Aufrufe hätten weniger den Flüchtlingen, sondern vor allem der Spendensammlung und medialen Aufmerksamkeit gedient: „Diese Aufrufe dienten einzig dazu, Spenden zu lukrieren. Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder eben die Caritas wollten unbedingt hinein – in den Hotspot, wo Millionen fließen.“
„Die Flüchtlinge waren nur das Beiwagerl“
Für Schabhüttl war das Geschehen 2015 eine Inszenierung der Krise: „Die NGOs hätten den Teufel an die Wand gemalt, um die Lage schlimmer darzustellen, als sie war – um an Geld zu kommen. Den Flüchtlingen hat das geschadet. Um sie ist es nie gegangen. Sie waren nur das Beiwagerl für die Kameras.“
Der Ex-Lagerleiter sieht darin ein klares Muster: Politik, Medien und NGOs hätten die humanitäre Lage für eigene Zwecke genutzt. „Geld regiert die Welt – auch bei NGOs, genauso wie bei allen anderen Organisationen.“
Caritas verteidigte sich 2017
Bereits 2017, nach Erscheinen von Schabhüttls Buch „Brennpunkt Traiskirchen“, hatte die Caritas die Vorwürfe scharf zurückgewiesen. Damals sprach Generalsekretär Klaus Schwertner von einer „zynischen und realitätsfremden Darstellung“.
Wer die Zustände im Sommer 2015 erlebt habe, so Schwertner, wisse, dass dort dringender Handlungsbedarf bestanden habe. Hunderte Menschen hätten unter freiem Himmel geschlafen, Freiwillige und Hilfsorganisationen hätten versucht, „das Schlimmste zu verhindern“.
Auch zur Spendenflut äußerte sich die Caritas: Ja, es habe Überschüsse gegeben – aber das sei ein Zeichen der großen Hilfsbereitschaft gewesen, nicht von Missmanagement. „Wenn das Aufzeigen von Not und Elend als PR bezeichnet wird, dann machen wir gerne PR für Menschlichkeit“, hieß es damals seitens der Organisation.
„Am Ende ging es ums Geschäft“
Trotzdem bleibt Schabhüttl bei seiner Kritik – und wird zum Schluss des Interviews nochmals deutlich: „Am Ende ging es ums Geschäft. Manche wollten sich schlicht in Szene setzen. Es ist nie um die Menschen gegangen – sie waren nur vorgeschoben, für die Kameras, für die Schlagzeilen.“
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