Faika El-Nagashi, die ehemalige Grünen-Nationalratsabgeordnete, die ihrer Partei kürzlich den Rücken gekehrt hat, schlägt Alarm: Die körperliche Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen steht auf dem Spiel. Konservative müssten hier deutlich wachsamer sein, um das Schlimmste zu verhindern. In ein von der Regierung geplantes Gesetzespaket hätten sich gefährliche Elemente eingeschlichen.

Therapeuten nur noch Abnicker?

In den Gesetzesanträgen im Parlament „sind Therapeuten nur noch dafür vorgesehen, die ‚selbst empfundene Identität‘ der Minderjährigen zu bestätigen“, kritisiert sie im Kurier-Interview. „Das bedeutet: Kinder und Jugendliche entscheiden selbst über ihr Geschlecht, die Therapeuten müssen zustimmen. Die ÖVP blockiert das Gesetz momentan noch – zu Recht. Denn alles andere wäre verantwortungslos.“

Mit anderen Worten: Wenn pubertierende Kinder spontan ihr Geschlecht ändern wollen, sind ihre Eltern dagegen machtlos. Im Kern gehe es um die „körperliche Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen“, die „nicht zur Disposition“ stehen dürfe – „auch nicht im Namen der Selbstbestimmung“.

„Homoheilung“? Es geht um viel mehr

Der exxpress berichtete bereits mehrmals über das Gesetzesvorhaben. Verschiedene Auskünfte von NEOS und SPÖ bestritten die Vorwürfe. Sie legten nahe, dass Geschlechtsumwandlung gar nicht Gegenstand des künftigen Gesetzes ist, sondern das Verbot von „Homoheilung“.

El-Nagashi widerspricht. Auf X erklärt sie: Es geht nicht um Therapien, die homosexuelle Jugendliche „umerziehen“ sollen – sondern um weit mehr: Wenn Jugendliche glauben, im falschen Geschlecht zu sein, soll das künftig als „selbst empfundene Geschlechtsidentität“ gelten, „die nicht behandelt werden darf. Es geht dabei um Jugendliche (wobei manche das ausdehnen möchten bis 21 J.) – also die Altersgruppe, die in der Identitätsfindung und vulnerabel ist.“

Ihr zentraler Vorwurf: Die „affirmative Trans-Behandlung“ sei in Wahrheit oft eine verkappte Konversionstherapie – nur in die andere Richtung: Homosexuelle Jugendliche ändern das Geschlecht und gelten damit nicht mehr als homosexuell.

Änderungen möglichst geräuschlos

In der Berliner Zeitung warnt El-Nagashi vor einem strategischen Vorgehen, das man aus anderen Ländern kennt: Unauffällige Gesetzesformulierungen, schnell beschlossen, entfalten später enorme Wirkung.

Ein Beispiel sei die Novelle des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes in Österreich im Herbst 2024: „Die bisherige Formulierung ‚Gleichstellung von Frauen und Männern‘ wurde kurzerhand ersetzt – durch die allgemein gehaltene Wendung ‚Gleichstellung aufgrund des Geschlechts‘. […] Das Gesetz definiert ‚Geschlecht‘ nun nicht mehr nur biologisch, sondern explizit auch sozial: als Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck und Geschlechterrolle. Diese neue Definition gilt im gesamten Bundesdienst – und verändert nicht nur den Diskriminierungsschutz, sondern auch die rechtliche Grundlage für Gleichstellungsmaßnahmen. […] Die geschlechtliche Selbstbestimmung hielt damit Einzug durch die Hintertür.“

Das sei kein Zufall: Das „Dentons Document“, eine internationale Strategieanleitung für LGBTIQ+-Lobbyarbeit, empfehle NGOs seit Jahren, solche Änderungen möglichst geräuschlos einzuschleusen – etwa am Ende einer Legislaturperiode oder in größeren Paketen, um die öffentliche Debatte zu umgehen.

Eltern werden unter Druck gesetzt

Besonders alarmierend findet El-Nagashi die Angstmache gegenüber Eltern: „Es wird den betroffenen Familien Angst gemacht. Eltern wird gesagt, ihre Kinder seien selbstmordgefährdet, wenn man ihnen nicht erlaubt, ihr Geschlecht selbst festzulegen und ihren Körper zu ändern. Beispielsweise hören Eltern von Töchtern dann oft den Satz: ‚Wollen Sie einen lebenden Sohn – oder eine tote Tochter?‘ Das ist ein Übergriff, der jede seriöse Diskussion verunmöglicht.“

Die Realität sehe anders aus: „Viele von ihnen wachsen mit Alter und körperlicher Reifung aus dem Thema heraus oder sind als Erwachsene einfach lesbisch oder schwul.“

Faika El-Nagashi: Die Politikwissenschaftlerin und Ex-Grüne warnt vor einer still eingeführten Trans-Agenda bei Jugendlichen.IMAGO/Eibner

„Die menschliche Spezies ist zweigeschlechtlich“

Für El-Nagashi ist klar: „Sofern wir über biologisches Geschlecht sprechen, ist das einfach nicht möglich. Die menschliche Spezies ist zweigeschlechtlich. Es gibt Männer, es gibt Frauen. Wie wir mit dieser Realität miteinander leben, ändert sich ständig und kann und soll von uns gestaltet werden. Aber unser Geschlecht ändert sich nicht.“

Ihre Botschaft an die Konservativen ist eindeutig: Wachsam bleiben – und keine faulen Kompromisse zulassen.