Václav Klaus, ehemaliger Präsident der Tschechischen Republik, sieht in Donald Trumps Handelspolitik keinen Angriff auf den Freihandel, sondern einen längst fälligen Befreiungsschlag gegen eine ungerechte, staatlich regulierte Globalisierung. In einem Weltwoche-Interview mit Roger Köppel erklärt Klaus, dass Trump auf die Ungerechtigkeiten des Welthandels reagiert und mit seinen Zöllen den freien Markt langfristig wiederherstellen will. Seine Äußerungen dürften auch liberale Kollegen in der Ökonomenzunft überraschen.

„Trump reagiert – Welthandel nicht mehr fair“

Klaus überrascht mit der Sicht, dass Trump primär auf die bestehende, ungerechte Welthandelsordnung reagiert: „Trump schafft mit seinen Zöllen keine neue Realität, sondern er reagiert auf die heutige Realität eines nicht mehr freien und nicht mehr fairen Welthandels. Er handelt vernünftig und positiv. Ich weiß, das ist provokativ; in Europa ist es ja fast nicht mehr möglich, so etwas zu sagen.“

2019: Vaclav Klaus (M.) bei einem seiner vielen Wien-Besuche an der Seite des ehemaligen israelischen UNO-Botschafter Ron Prosor (l.), und der damaligen Staatssekretärin Karoline Edtstadler (r., ÖVP).APA/GEORG HOCHMUTH

Wirksames Mittel gegen Überregulierung in der EU?

Der liberale Ökonom hebt hervor, dass Zölle nur ein kleiner Teil der Handelsbarrieren sind. Der wahre Kampf sei gegen die unsichtbaren, regulatorischen Hürden in Europa, die den freien Markt behindern: „Mit seiner Zollpolitik möchte Trump andere Länder zwingen, ihre Barrieren abzuschaffen, die nicht so klar sichtbar sind wie Zölle, die Hunderten von Regulierungen etwa in der europäischen Wirtschaft, besonders in der EU.“

Situation in der EU ähnlich wie in der Spätphase des Kommunismus

Klaus übt scharfe Kritik an der Europäischen Union und dem Green Deal. Er vergleicht die aktuelle EU mit der Planwirtschaft des Kommunismus: „Was wir in der EU heute erleben, ist etwas wirklich sehr Ähnliches zur Situation im Kommunismus. Wenn man die heutige Situation in Europa mit dem Spätkommunismus in den siebziger und achtziger Jahren vergleicht, ist die staatliche Einmischung in die Wirtschaft beunruhigend ähnlich.“

Der Green Deal sei ein weiteres Beispiel für staatliche Eingriffe, die den freien Markt untergraben: „Ich habe meine politische Karriere mit dem Slogan ‚Marktwirtschaft ohne Adjektive‘ gestartet. Damit meine ich Marktwirtschaft ohne Einmischung des Staats, die damals mehr an der sozialen Ebene war mit Sozialpolitik, aber jetzt mehr und mehr mit der grünen Ideologie verbunden ist. Wenn jemand Trump attackiert und nicht zugibt, dass der sogenannte Green Deal, den wir bei uns haben, den Freihandel untergräbt, dann finde ich das absolut komisch.“

Klaus spricht im Rahmen einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags 2019 in Wien.APA/GEORG HOCHMUTH

Trump will Machtverlust der USA nicht akzeptieren

Václav Klaus sieht in Trump einen „Aktivisten“, der den geringer werdenden Einfluss der USA und den Rückgang ihrer Wirtschaft nicht einfach hinnimmt: „Er ist ein Aktivist, er möchte den Macht- und Bedeutungsverlust Amerikas nicht ohne Reaktion akzeptieren. Er sieht den Rückgang der primären und sekundären Sektoren der US-Wirtschaft. Deshalb reagiert er, diese Reaktion ist notwendig – auch für Europa.“

Notwendiger Eingriff mit kurzfristiger Unsicherheit?

Die kurzfristigen Reaktionen auf Trumps Politik werden zwar Unsicherheit erzeugen, meint Klaus, aber die langfristigen Folgen seien positiv: „Langfristig sehe ich das als eine sehr positive Sache.“ Kurzfristig erwartet er jedoch noch stärkere Reaktionen, besonders in Europa, was zu Handelskriegen führen könnte. „Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine Wende absolut notwendig ist und war. Die Globalisierung war keine Liberalisierung der Wirtschaft.“ Doch die sei nötig.

Mit echtem Wandel in Europa rechnet Klaus nicht in naher Zukunft

Klaus schätzt Trumps geopolitische Auswirkungen als bedeutend ein, sieht aber noch viele Hürden für die notwendigen Veränderungen in Europa. „Trump hat alles geändert in der Welt, in der Politik. Die Folgen sind für mich sichtbar – nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa und anderen Ländern. Aber sind wir bereits im Jahr 1985, vier Jahre vor dem Fall des Kommunismus? Oder stecken wir noch im Jahr 1971? Da bin ich nicht sicher, leider.“

Nur Veränderungen in der EU-Staaten können auch die EU umgestalten

Der ehemalige Politiker fordert Veränderungen in den europäischen Staaten, da nur so ein Wandel in der EU möglich sei: „Man kann in der Europäischen Union nichts ohne Veränderungen in den einzelnen europäischen Mitgliedstaaten erreichen. Man kann nichts in Brüssel ändern, man muss das in verschiedenen europäischen Staaten machen – dann kann man etwas in Brüssel ändern. Man muss zu Hause fleißig und aktiv arbeiten.“

Aus seiner hohen Wertschätzung für den US-Präsidenten macht Václav Klaus keinen Hehl: „Wir brauchen Männer wie Trump, die zeigen, dass sie, ohne müde zu werden, aktiv sind. Trump ist ein Vorbild für uns alle.“

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Kommentare

  • CE___ sagt:

    Völlig richtig was Vaclav Klaus hier meint. Und konkret auf die EUdSSR gesprochen, ja wo ist denn nun seit 10-20-30 Jahren der “riesige große Markt in China”, der uns alle zu einem zweiten Krösus macht, wenn “wir” nur an jeden Chinesen einen Zentimeter Hosenstoff verkaufen dürfen, und der “uns” nun wieder als Alternative zum US-Markt gepriesen wird ? Die EUdSSR hat jetzt schon wie eh und je ein enormes Handelsbilanzdefizit mit der totalitär-kommunistischen VR China. Und jetzt rollt der Tsunami an Überproduktionen heran welche die Rotchinesen nicht mehr am US-Markt losschlagen können. Sprich, sitzen nüchtern-rational betrachtet hinsichtlich der VR China im genau selben Boot wie die USA. Aber anstelle sich nun in den gemütlichen Windschatten der USA und Trumps zu begeben und auch knallharte Handelszugeständnisse aus den chinesischen Kommunisten herauszuverhandeln, fähren alle hiesigen Krypto-Kommunisten, wie gerade eben der Sozi-Regierungschef der Spanier, nach Peking, und beheulen und besudern zusammen die “Bösartigkeit” vom Trump. Wie Havel schon meint, alle Kommunisten finden nun zusammen, die Rotchinesen und die offenen und verkappten hiesigen. Es wird spannend wie lange eine EUdSSR das aushält.

  • MeinungsFreiheit sagt:

    BRAVO Herr Klaus!

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  • 19'C sagt:

    Danke Herr Klaus.

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  • Papperlapap sagt:

    Die USA und Sony haben die Kids an der Play Station ausgebildet! Die steuern (klein geschrieben:) heute Baumaschinen, Flieger, Bagger und Kräne mit der Konsole aus Kasachstan und Tschibutti. Nebenbei hören sie Musik und kein einziger Schweisstropfen zerstört Bandscheiben jenes Rückgrads, das vielen hier fehlt 😀 zu vielen!

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  • LinkerSpinner sagt:

    1971! Pensionisten haben heute eine Buchhaltung mit 12 Ordnern pro Jahr.
    1975 hatte das ein mittelständischer Gewerbebetrieb. 2015 hatten mittelständische Unternehmen Null Ordner im Schrank. Die Ordner waren in der Cloud, bzw. am Server.
    Heute will die Gemeinde, das Land, der Bund die Zettelwirtschaft an Karteileichen auslagern.
    Bussi

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    1. Weber Max sagt:

      Komisches Geschreibsel

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  • Verdacht sagt:

    auf Insider Handel im Context der Zollaufschlaege und Aussetzung und seiner Rede ” Jetzt ist der Beste Zeitpunkt fuer Investitionen”.
    So konnten manche ihren Einsatz ver20fachen.

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  • andersgesehen sagt:

    Wieder einer vom ehemaligen Osten der sich vom ” Main stream” nicht verbiegen läßt und sich seine Meinung äußern traut. Leider in keiner politischen Funktion mehr, schade.

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  • rudi123 sagt:

    Es gibt sie noch; Politiker mit Hirn und Sachverstand, die keine Marionetten der linksfaschistischen Globalisten sind !

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  • Gerry sagt:

    Recht hat er

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  • zimbo sagt:

    Bravo, paar brauchbare Politiker gibts ja noch.

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