Frauen, Latinos und Schwarze trugen Trump zum Sieg
Die Wahlergebnisse aus den USA belegen, was auch in Europa zu beobachten ist: Während linke Parteien vor allem von urbanen Eliten gewählt werden, punkten Konservative zunehmend bei Arbeitern und Minderheiten. Diese Verschiebung innerhalb der politischen Landschaft stellt eines der beliebtesten Narrative linker Parteien und der ihnen wohlgesinnten Medien infrage: die Erzählung der gutherzigen Linken, die sich im Abwehr-Kampf gegen neoliberale und rassistische Rechte befänden.
Die Demokraten präsentierten sich im Wahlkampf als Sprachrohr der Unterdrückten. Den republikanischen Kandidaten Donald Trump stilisierten sie zu einem rassistischen und frauenfeindlichen Faschisten. Die Zahlen zeigen jedoch, dass Trumps Sieg auch auf jene Milieus zurückzuführen ist, für die er laut Demokraten eine Gefahr darstellt.
So schnitt Trump bei den Latino-Männern erstmals besser ab als die demokratische Partei. Hatte Trump in dieser Gruppe 2016 und 2020 jeweils deutlich hinter Hillary Clinton und Joe Biden gelegen (um 31 bzw. 23 Prozentpunkte), so holte er dort nun 12 Prozentpunkte mehr als Harris, wie Zahlen von CNN zeigen. Bei den Latino-Frauen lag Harris zwar mit deutlichem Abstand vorn, dennoch stieg auch bei ihnen der Anteil der Trump-Wählerinnen.
Einen ähnlichen Anstieg verzeichnete Trump auch bei den schwarzen Männern. Bei ihnen erlangte Harris zwar knapp drei Viertel der Stimmen, doch auch hier verbesserte sich Trump im Vergleich zu vorangegangenen Wahlen. Selbst wenn Harris insgesamt noch immer deutlich mehr Schwarze mobilisieren konnte, so können kleine Verschiebungen innerhalb der Lager doch einen entscheidenden Einfluss auf den Wahlausgang haben. Sie sind zudem ein Seismograf für gesellschaftliche Verschiebungen.
Weiße Frauen wählten öfter Trump
Die Demokraten hatten im Wahlkampf zuletzt auf die Frauen, insbesondere auf weiße Wählerinnen gesetzt. Mit speziell zugeschnittenen Wahlspots hofften sie, möglichst viele von ihnen an die Wahlurne locken zu können. Doch die Demokraten mussten bei den Wählerinnen Federn lassen: Hatten Hillary Clinton und Biden noch mit 13 bzw. 15 Prozentpunkten vor Trump gelegen, so gelang Harris nur ein Vorsprung von 8 Prozentpunkten. Weiße Frauen, die 40 Prozent der Wählerschaft und damit die größte Gruppe der Wähler bildeten, wählten sogar mehrheitlich Trump, laut Fox News zu 53 Prozent.
Die Wahlergebnisse aus den USA zeigen, dass Minderheiten sich keineswegs nurmehr vom linken Lager vertreten fühlen. Sie führen zudem einen Trend fort, der in Deutschland ebenfalls zu beobachten ist: Linke Parteien verlieren ihre traditionelle Bindung zur Arbeiterschaft und entwickeln sich zur Partei wohlhabender, gebildeter Eliten.
Stadt vs. Land
Dies offenbart sich beim Blick auf die Abstimmungsergebnisse einzelner Counties. Die Demokraten punkten vor allem in den urbanen Regionen an Ost- und Westküste. Abseits der dünnen blauen Küstenstreifen aber dominiert ein teils tiefes Rot. Nicht nur in ländlichen Regionen, auch etwa im industriell geprägten Rust Belt konnte Trump punkten.
Damit erinnert die US-Karte an die Ergebnisse der Europa-Wahl in Deutschland. Auch hier offenbarte der Blick auf die stärkste Kraft in den Wahlkreisen eine Zweiteilung: Während fast im ganzen Land das Lager rechts der Mitte vorne lag (im Westen die CDU, im Osten die AfD), konnten Grüne und SPD nur in urbanen Zentren überzeugen, wie diese Karte zeigt:
Obwohl es in Europa wie in den USA noch immer zum Repertoire linker Parteien gehört, gegen Reiche ins Feld zu ziehen, rekrutiert sich ihre eigene Wählerschaft längst aus den Wohlhabenderen. Daten von Fox News zeigen, dass Wähler mit einem Haushalts-Einkommen von 100.000 Dollar oder mehr – die 30 Prozent der Wählerschaft bildeten – sich zu 53 Prozent für Harris entschieden, während Trump bei den weniger Wohlhabenden führte, die die Mehrheit der Wählerschaft bildeten. Nur bei den Allerärmsten mit gerade einmal 25.000 Dollar Jahreseinkommen konnte Harris mehr Stimmen als Trump holen.
Auch von Wählern mit College-Abschluss wurde Harris bevorzugt, während Trump die Stimmen jener holte, die nur über einen Highschool-Abschluss verfügen. Die Zahlen belegen zudem, dass Harris in Städten und Vorstädten siegte, während Trump in Kleinstädten und auf dem Land überzeugen konnte. Trump gewann zudem die Stimmen der christlichen Wähler für sich, während Harris 61 Prozent derjenigen überzeugte, die von sich angeben, nie zu Gottesdiensten zu gehen.
Trump siegte nicht nur nach der Zahl der Wahlmänner, er gewann auch die sogenannte popular vote, holte also die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Dies spielt im politischen System der USA keine Rolle, hat aber eine psychologische Bedeutung: Es zeigt, dass die Mehrheit der Amerikaner sich eine konservative Politik wünscht.
Dies mag banal klingen, ist jedoch keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Denn lange Zeit dominierten den politischen Diskurs vor allem jene urbanen, gebildeten, wohlhabenderen Eliten, die Trump verabscheuen und den Demokraten nahestehen. Das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl zeigt, wie sehr sich die klassischen Medien von der Welt der einfachen Leute abgekoppelt haben, die in Trump keine faschistische Gefahr sehen, sondern einen würdigen Vertreter ihrer Interessen. Mögen sie medial eine Minderheit bilden, so stellen sie im Land doch die Mehrheit.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NIUS erschienen.
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