Statt mehr Auswahl und besserer Dienste klagen viele Europäer über das Gegenteil: Das EU-Digitalgesetz DMA macht den Online-Alltag laut einer neuen Umfrage komplizierter und sorgt dafür, dass selbst einfache Suchen länger dauern – so berichtet Brussles Signal.

Mehr Klicks, weniger Komfort

Der Digital Markets Act (DMA) der EU sollte Verbrauchern mehr Auswahl und bessere Dienste bringen. Doch ein Jahr nach Inkrafttreten zeigt eine groß angelegte Umfrage: Für viele Europäer hat sich das Internet verschlechtert. Die Ergebnisse stammen aus einer repräsentativen Befragung von 5.000 Verbrauchern in 20 EU-Mitgliedsstaaten, durchgeführt von der Nextrade Group zwischen April und Mai 2025. Auftraggeber war die Computer & Communications Industry Association (CCIA Europe).

Zwei Drittel der Befragten gaben an, sie bräuchten inzwischen mehr Klicks oder komplexere Suchbegriffe, um Ergebnisse zu finden. 61 Prozent der Vielnutzer berichten, bis zu 50 Prozent mehr Zeit für ihre Online-Suche aufwenden zu müssen.

Alltag im Netz leidet

Besonders deutlich spüren viele Nutzer die Folgen bei alltäglichen Diensten. 42 Prozent der Vielreisenden gaben an, dass Flug- und Hotelsuchen seit dem Inkrafttreten des DMA schlechter funktionieren. Ein Viertel der Befragten berichtete über Probleme bei der Jobsuche über LinkedIn, während mehr als ein Drittel eine schwächere Integration von Google Maps bemerkt hat.

Auch in anderen Bereichen ist die Unzufriedenheit groß: 39 Prozent empfanden Online-Werbung als weniger relevant, rund ein Drittel klagte über schlechter personalisierte Streaming- und Videoinhalte. Besonders bemerkenswert: Über 40 Prozent erklärten, sie wären sogar bereit, für die frühere Funktionalität extra zu zahlen.

Kritik von Branchenvertretern

Die Auftraggeber der Studie sehen ihre Skepsis bestätigt. „Viele ihrer Lieblingsdienste sind weniger intuitiv und mühsamer geworden“, sagte Policy Managerin Maria Teresa Stecher.

Auch Daniel Friedlaender, Senior Vice President der CCIA Europe, übte scharfe Kritik: „Der DMA sollte mehr Auswahl und bessere Erfahrungen bringen – doch das Gegenteil passiert. Die Überprüfung ist eine Chance, das Gesetz an die Realität anzupassen.“

EU-Kommission unter Druck

Die Ergebnisse kommen zu einem brisanten Zeitpunkt: Die Europäische Kommission überprüft das Gesetz derzeit. Bis zum 24. September können Stellungnahmen eingereicht werden. Ob das Prestigeprojekt der EU angepasst werden muss, dürfte sich bald entscheiden.