US-Vizepräsident JD Vance hat bei einem Besuch auf Grönland scharfe Kritik an Dänemark geäußert, zu dem die riesige Eisinsel gehört. Dänemark tue angesichts der Bedrohungen durch Russland und China zu wenig für die Sicherheit Grönlands, sagte er auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik. Gleichzeitig trat er Befürchtungen entgegen, die USA könnten die Insel gewaltsam einnehmen. „Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals notwendig sein wird.“ Man setze darauf, dass Grönland eine Partnerschaft mit den USA eingehe.

Vance schießt gegen Dänemark

Zusammen mit seiner Ehefrau Usha und einer US-Delegation war Vance am späten Freitagnachmittag auf dem abgeschiedenen amerikanischen Militärstützpunkt Pituffik etwa 1.500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuuk gelandet. „Es ist arschkalt hier“, sagte er zur Begrüßung der US-Soldaten, die in der weltweit nördlichsten US-Militäreinrichtung stationiert sind, über die frostigen minus 18 Grad.

Vance betonte, dass es aktuell keine Pläne gebe, dass die USA ihre militärische Präsenz auf der Insel erweiterten. Es gebe aber „allgemeine Ziele“, die etwa erforderten, dass Eisbrecher oder zusätzliche Schiffe der US-Marine eine größere Präsenz rund um Grönland hätten. Er monierte, die Verbündeten in Europa würden angesichts der Gefahren durch Russland und China „zu oft“ nicht Schritt halten. Dänemark habe keine gute Arbeit geleistet, damit die Insel sicher bleibe.

Vance besuchte Grönland gemeinsam mit seiner Frau Usha.GETTYIMAGES/Pool / Pool

Dänemark habe „zu wenig investiert“

Vance kritisierte die Dänen scharf, denn die Dänen hätten nicht genug getan, um Grönland zu schützen. „Sie haben beim militärischen Ausgabenniveau nicht Schritt gehalten, und Dänemark hat es ebenfalls versäumt, die nötigen Ressourcen bereitzustellen, um diesen Stützpunkt zu erhalten, unsere Truppen zu unterstützen und aus meiner Sicht die Grönländer vor vielen sehr aggressiven Eindringlingen aus Russland, China und anderen Nationen zu schützen“, sagte Vance vor den Pressevertretern.

Im Namen der USA sprach Vance ein provokantes Attest aus: „Ihr habt keinen guten Job für die Menschen in Grönland gemacht. Unser Argument richtet sich wirklich gegen die dänische Führung, die zu wenig in Grönland und zu wenig in die Sicherheitsarchitektur investiert, was sich einfach ändern muss.“

Präsident Donald Trump bekräftigte zugleich seinen Standpunkt, dass die Insel unbedingt zu den USA gehören sollte. „Wir brauchen Grönland“, sagte Trump in Washington. „Wir haben keine andere Wahl.“ Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei es sehr wichtig, „dass wir Grönland haben“.

Insel bedeutend für Kontrolle der Arktis

Grönland ist die größte Insel der Erde. Sie ist zu vier Fünfteln mit Eis bedeckt, liegt geografisch betrachtet auf dem nordamerikanischen Kontinent und reicht bis in die Arktis. Trump hat seit längerem ein Auge auf die Eisinsel geworfen. Sie ist bedeutend für das Weltklima, aber auch für die militärische Kontrolle der Arktis, in die der russische Präsident Wladimir Putin weitere Soldaten entsenden will, wie er gerade angekündigt hat. Grönland ist noch dazu reich an Rohstoffen wie zum Beispiel dringend benötigten seltenen Erden. Außerdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

„Diese Insel ist nicht sicher“

Vance betonte, die US-Regierung respektiere die Selbstbestimmung der Menschen in Grönland. „Wenn der Präsident sagt, dass wir Grönland haben müssen, dann sagt er damit, dass diese Insel nicht sicher ist“, sagte er. Die USA würden sich um die Sicherheit der Insel kümmern. Deshalb gehe er davon aus, dass Grönland freiwillig eine Partnerschaft mit den USA eingehen werde.

Dänemark reagiert kritisch

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte im Anschluss, Dänemark sei ein guter und starker Verbündeter, der den USA viele Jahre zur Seite gestanden habe. Deshalb sei die Art und Weise, wie der US-Vizepräsident über Dänemark spreche, nicht gerecht. Zugleich sei es wichtig, dass Vance klargemacht habe, dass die USA die Souveränität Grönlands und das Recht der Grönländer auf Selbstbestimmung respektierten.

Die grönländische Politik selbst demonstrierte am Tag des Vance-Besuches größtmögliche Einheit: Vier der fünf Parlamentsparteien unterzeichneten in Nuuk einen Vertrag zu einer breit aufgestellten Regierungskoalition, mit der sie dem Druck aus den USA standhalten wollen. Das Signal, ausgesendet nur wenige Stunden vor Vance’ Ankunft, ist klar: Grönland steht zusammen. Die neue Koalition um den künftigen liberalen Regierungschef Jens-Frederik Nielsen muss nun noch vom Parlament bestätigt werden, was als Formsache gilt.

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette FrederiksenIMAGO/IMAGO / Ritzau Scanpix

Insgesamt waren Vance und seine Begleiter nur wenige Stunden auf Grönland. Der Hauptstadt blieben sie fern. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Zwists um die größte Insel der Erde kann man seine Reise wahlweise als Eskalation oder als Deeskalation betrachten: Einerseits ist er der bislang ranghöchste Vertreter des Trump-Lagers, der nach Grönland gereist ist. Andererseits vermied der Vize mit dem Kurztrip auf die US-Basis den direkten Kontakt mit der grönländischen Bevölkerung – anders als etwa Präsidentensohn Donald Trump Jr. bei einem öffentlichkeitswirksamen Besuch in Nuuk im Januar.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.

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Kommentare

  • Dr.P sagt:

    Grönland ist eine dänische Kolonie. Es wird Zeit, dass Grönland von diesem Joch befreit wird

  • 54er sagt:

    Die gesamte Arktis ist durch Russland bedroht. Vor allem was die unberühte Natur betrifft. Auch die CO2 Belastung, welche für die Klimaerwärmung verantwortlich ist, ist durch den russischen Eroberungskrieg enorm. Allerdings würde auch die USA keinerlei Rücksicht auf die bedrohte Natur nehmen, solange Trump Präsident ist. Rechte,Putin,Trump, usw. haben kein Interesse an Klima-Natur/Umweltschutz . Grönland den Grönländern/Dänen/Europäern.

  • Faktum sagt:

    Wer diese Bilder sieht, sieht, wie dumme Politiker aussehen. Wie sie sich kleiden, welche Gesichtszüge sie haben, und wie “fenestisch” ihre Gehirnwellen senden. Stultus!

  • Steht sagt:

    ihm absolut nicht zu das zu bewerten.
    Wer glaubt er wer er ist?
    Grönland weist Kritik und Annexionsphantasien der USA empört zurück.

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  • Honni sagt:

    Wenn die USA sich Grönland einverleiben, sind sie nicht besser, als Rußland. Sogar schlechter. Denn die Ukraine war jahrhundertelang Russland und es leben zig Millionen Russen dort. Deutschland ist nach 80 Jahren auch noch besetzt. Die Grönländer können an den Deutschen sehen, daß nach 80 Jahren Besat.zung von der eigenen Kultur so gut wie nichts mehr übrig ist.

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  • MeinungsFreiheit sagt:

    Stimmt genau, DJ Vance!!

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    1. Der Weinkauz sagt:

      Vor allem hat Dänemark nicht die Eingeborenen weitgehend ausgerottet (u.a. mit Biowaffen) und den Rest in Reservate gesteckt, wie die liebe USA.
      Ganz schlecht Dänemark, da kann die Wanze schon was gegen sagen…

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  • DoPro sagt:

    xUnter der derzeitigen EU-Führung ist Europa kein Partner mehr. Für niemanden. Daher darf man sich über solche unverschämten Ansprüche – USA auf Grönland, USA u. RU auf Rohstoffe, China auf Wirtschaft, u. v. m. – nicht wundern.

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    1. 54er sagt:

      Es sind vor allem Europas Rechte welche den Kontinent schwächen. Es braucht mehr EU und weniger Kleinstaaterei. Einheit und Einigkeit macht stark/mächtig.

  • Beatrix D. sagt:

    Ami go home!
    In Grönland hast du absolut nichts verloren!

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  • Onkel Rudi sagt:

    Die werden alle noch merken, dass sich die 10 Jahre GEGEN Trump und seine Mannschaft, die gesamte Familie, seine Unternehmen, durch persönliche Attacken, sonstige Übergriffe und Lügen, und nicht zuletzt durch einen drei-fachen Anschlag auf ihn irgendwie auswirken müssen .
    Europa weiß noch gar nicht, wie diese Regierung es verachtet. Nun kommt die Rechnung für eine Dekade Herabwürdigung . Zu recht !

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    1. Beatrix D. sagt:

      Ganz so gmaht find ich die Wiesn ned!

      Die Amis haben über Jahrzehnte Europa unter dem Deckmantel Schutz vor Feinden, speziell vor Russland, bevormundet, abhängig gemacht, beherrscht. Man seh sich in D nur die vielen Militärstützpunkte, bestückt wahrscheinlich auch mit Atomsprengköpfen, an!
      Abgesehen davon, dass der ehemalige Wirtschaftsmotor die halbe EU finanziert hat, ist nicht zu vergessen D hat heute, nach mehr als 80 Jahren, noch immer keinen Friedensvertrag – eine ungeheuere Sauerei!

      Dazu kommt auch noch, dass Trump und Putin eine Wiederinstandsetzung der Pipelines verhandeln, was sich die Amis unter dem geschäftstüchtigen Donald sicher teuer bezahlen lassen!
      Dass sie die Verursacher der Zerstörung waren – davon hab ich von dieser Seite noch nie was gehört!!!

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      1. mb sagt:

        Wie hieß es: Die NATO wurde gegründet um die Amerikaner drinnen, die Deutschen unten, und die Russen draußen zu halten von Europa.
        Auch um eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. ( George Friedman )

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