Knalleffekt in der Causa Sobieski-Denkmal: Obwohl bereits vor elf Jahren mit dem Bau des Denkmals begonnen wurde, dreht SPÖ-Stadträtin Veronica Kaup-Hasler das Projekt jetzt endgültig ab. Begründung: Man werde „keine Bühne für islamfeindliche oder antitürkische Ressentiments” errichten. Was als politisch korrekte Absage an das Denkmal für den polnischen König Jan III. Sobieski von der SPÖ Wien kommuniziert wird, ist in Wahrheit nichts anderes als „Cancel History”, Geschichtstilgung.

Wer war Jan Sobieski? Jan Sobieski war ein polnischer König, der als Oberbefehlshaber des vereinten Entsatzheeres die Stadt Wien am 12. September 1683 aus der mehrwöchigen Belagerung durch die osmanischen Truppen befreite. Die zweite Wiener Türkenbelagerung (die erste Türkenbelagerung fand im Jahr 1529 statt) war somit Geschichte und Sobieski ging als Befreier von Wien in die Weltgeschichte ein.

In der roten Wiener Stadtregierung hat man offenbar einen anderen Zugang zur Geschichte und sieht in der Befreiung Wiens von den Türken 1683 keinen Grund zur Freude. Die Absage an das Denkmal lässt nun die Opposition schäumen. Der Kultursprecher der FPÖ-Wien Stefan Berger bezeichnet die SPÖ als wortbrüchig und kündigt an, weiterhin Initiativen zur Errichtung des Denkmals zu setzen.

Keine „Angriffsflächen für Kontroversen" bieten

Der Streit um das Denkmal für den Wien-Befreier zieht sich tatsächlich schon seit Jahren durch die Wiener Kommunalpolitik: Vor über elf Jahren begann der Bau. Trotz eines fertiggestellten Sockels und einer bereits fertigen, imposanten Reiterstatue wurde die Aufstellung 2018 durch ein Veto der Denkmalkommission blockiert, da die Statue als „Angriffsfläche für Kontroversen“ gelten könnte. Das Denkmal des Bildhauers Piotr Zapart wurde schließlich in Krakau ausgestellt, die Stadt Wien forderte stattdessen „ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung” und verwies auf rechtsextreme Aufmärsche am Kahlenberg am 12. September, dem Gedenktag der Befreiung. 2018 wurde der Sockel des ursprünglich geplanten Denkmals mit einer entsprechenden Inschrift versehen.

Eine Entscheidung wurde ewig verzögert, FPÖ, ÖVP, Teile der Neos sowie die polnische Botschaft forderten immer wieder die Installation eines Denkmals für Sobieski. Das Aus von Kaup-Hasler sorgt nun besonders in 19. Bezirk, in dem sich der Kahlenberg befindet, für Kopfschütteln. „Die Döblinger Bezirksvertretung hat den demokratischen Beschluss gefasst, dass das Denkmal errichtet wird. (In der Döblinger Bezirksvertretung wurde die Errichtung eines Sobieski-Denkmals auf Antrag der FPÖ beschlossen, es stimmten FPÖ, ÖVP und Teile der NEOS für die Errichtung. Anm.) Die Absage durch die zuständige Stadträtin Veronica Kaup-Hasler ist daher nicht ‚nur‘ ein Wortbruch, sondern auch eine Respektlosigkeit gegenüber demokratischen Prozessen“, so der geschäftsführende FPÖ-Döbling Bezirksparteiobmann Klemens Resch.

Für Klemens Resch ist die Geschichte noch lange nicht abgehakt: „König Jan III Sobieski wartet bereits seit 341 Jahren auf eine Würdigung am Kahlenberg. Das eine Jahr, in dem Bürgermeister Ludwig und Stadträtin Veronica Kaup-Hasler solche Dinge noch entscheiden können, werden wir auch noch überstehen“, rechnet Resch mit neuen politischen Verhältnissen nach den Wien-Wahlen im Herbst 2025.