Die islamistische Terrororganisation Hamas hat im Gazastreifen mit der Freilassung weiterer Geiseln begonnen. In einer Fernseh-Liveübertragung war zu sehen, wie zunächst die israelische Soldatin Agam Berger (20) zwischen Trümmern in Jabaliya, einer Stadt im Gazastreifen, von vermummten Bewaffneten an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurde.

Die Hamas quälten ihre Geiseln bis zum Schluss: Sie mussten auf einer Bühne umringt von Hamas-Kämpfern für Propagandazwecke einer Menge zuwinken. In der Hand hält Berger das typische Sackerl mit „Andenken“ an ihre Gefangenschaft, die auch die vor ihr freigelassenen Geiseln bekamen.

Berger sei von Spezialkräften der Armee und des Geheimdienstes begleitet nach Israel gebracht worden, erklärte die Armee. Dort solle sie einer ersten medizinischen Untersuchung unterzogen werden. Ihre Familie und die drei freigelassenen jungen israelischen Soldatinnen Karina Ariev, Daniella Gilboa, Naama Levy und Liri Albag von letzter Woche, verfolgten die Zeremonie im Fernsehen und reagierte mit begeistertem Jubel auf den Anblick der jungen Frau.

Geisel-Show der Hamas

Begleitet von Geschrei einer großen Menge von palästinensischen Zivilisten werden auch die anderen beiden Geiseln, die Zivilistin Arbel Yehud (29) und die älteste Geisel Gadi Moshe Mozes (80), nach Chan Yunis zum Haus des toten Hamas-Chefs Jahia Sinwar gebracht, um dort vorgeführt und freigelassen zu werden.

Der israelische Fernsehsender Channel 13 berichtete zuvor, die palästinensische Terrororganisation Islamischer Jihad werde die beiden Deutsch-Israelis Arbel Yehud (29) und Gadi Moses (80) freilassen. Die Organisation veröffentlichte kurz vor der erwarteten Freilassung ein Video, das zeigte, wie Yehud und Moses sich treffen und umarmen.

Auch ein österreichischer Staatsbürger unter den Geiseln

Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die ebenfalls freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. Der 39-Jährige wurde am 7. Oktober 2023 gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kleinkindern entführt. Seine Frau Adi sowie die vierjährige Tochter und der neunjährige Sohn wurden nach einigen Monaten freigelassen, Tal Shoham soll laut Diplomatenkreisen frühestens Mitte Februar nach Israel zurückkehren. Shoham wurde in Israel geboren, hat aber eine Wiener Großmutter, die während des Nationalsozialismus vertrieben wurde.

Im Gegenzug muss Israel Mörder und Hamas-Kämpfer freilassen

Im Gegenzug zu der Geisel-Freilassung sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Mehr als 30 der 110 Häftlinge sollen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sein. Israelischen Medienberichten zufolge ist darunter auch Zakaria Zubeidi, der während der zweiten palästinensischen Intifada Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Jenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 rund 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis kamen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Vor einigen Jahren waren er und weitere Häftlinge durch einen Tunnel aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis entkommen, wurden aber wieder gefasst. Freikommen soll Medien zufolge außerdem Mahmoud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde.

Freilassung von insgesamt 33 israelischen Geiseln

Das am 19. Jänner in Kraft getretene Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 israelische Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Drei Zivilistinnen und vier Soldatinnen kamen im Rahmen der Vereinbarung bereits frei. Weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. (APA / Red.)

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Kommentare

  • Mene Tekel Upharsin sagt:

    Habe mir die Videos die es im Netz gibt angesehen.
    Und spontan wieder an die FIDF gespendet.

  • Der Schefredaktör sagt:

    Die Kollegen vom paneuropäischen Fernsehsender “Euronews” meinen heute, unter den 110 nächsten freizulassenden Palästinensern seien “30 Kinder, von denen viele ohne Gerichtsverfahren inhaftiert waren”. Man schließt sich dort somit 1. der Hamas-Diktion an, wonach U18-Jährige als Kinder bezeichnet werden, und 2. wird darauf verzichtet, zu erwähnen, dass sich unter den insgesamt 1.900 freigepressten Palästinensern Hunderte verurteilte Mörder befinden.