Nach der Nationalratswahl am Sonntag liegt nun das endgültige Ergebnis vor, das alle Briefwahlstimmen umfasst. Im Vergleich zum bisherigen Zwischenstand gab es durch die Auszählung am Donnerstag nur geringfügige Veränderungen. Ein Mandat, das zuvor von der ÖVP zur FPÖ gewechselt war, blieb bis zum Schluss “wackelig”, hat letztendlich jedoch seinen Platz bei der FPÖ gefunden. Während die FPÖ und die ÖVP eine deutliche Mandatsmehrheit erreichen, kommen die ÖVP und die SPÖ lediglich auf eine hauchdünne Mehrheit von nur 92 Sitzen.

Die prozentualen Anteile haben sich nach der Auszählung der restlichen Briefwahlstimmen kaum verändert – sowohl im Vergleich zum Ergebnis vom Sonntag als auch zum Zwischenstand nach der Auszählung am Montag. Auch die Kräfteverhältnisse blieben nahezu unverändert.

FPÖ klarer Wahlsieger

Die FPÖ ist der eindeutige Wahlsieger mit 28,8 Prozent der Stimmen (ein Zuwachs von 12,7 Prozentpunkten), gefolgt von der ÖVP mit 26,3 Prozent (ein Rückgang um 11,2 Punkte). Die SPÖ erzielte 21,1 Prozent (unverändert), die NEOS kamen auf 9,1 Prozent (ein Plus von 1,0), während die Grünen bei 8,2 Prozent landeten (ein Minus von 5,7). Die Bierpartei (2,0 Prozent) sowie die KPÖ (2,4 Prozent), die Liste Madeleine Petrovic und die Liste KEINE (jeweils 0,6 Prozent) scheiterten am Einzug ins Parlament.

Es wurden insgesamt 4.929.745 Stimmen von den 6.346.059 wahlberechtigten Personen abgegeben. Dies führt zu einer Wahlbeteiligung von 77,68 Prozent, was einen Anstieg im Vergleich zu 2019 darstellt, als die Beteiligung bei 75,59 Prozent lag.

Im Hinblick auf die Mandate bedeutet das Ergebnis für die FPÖ eine erhebliche Zunahme ihrer Abgeordneten: Künftig werden 57 blaue Vertreter im Parlament sitzen (+26). Im Gegensatz dazu hat die ÖVP stark an Mandaten verloren und kommt nun auf 51 Sitze (-20). Die SPÖ bleibt nahezu stabil und hat jetzt 41 Abgeordnete (+1). Die NEOS verzeichnen ebenfalls ein leichtes Wachstum und sind mit 18 Abgeordneten im Nationalrat vertreten (+3). Die Grünen hingegen müssen einen Rückgang hinnehmen und verfügen mit einem Minus von zehn Sitzen nur noch über 16 Mandatare im Nationalrat.

Nehammer schließt weiterhin Koalition mit Kickl aus

In Bezug auf mögliche Koalitionsmehrheiten zeigt das Wahlergebnis, dass die Blau-Schwarze Koalition über eine komfortable Mehrheit von 108 Mandaten verfügt. ÖVP-Chef Karl Nehammer hat jedoch bisher eine Zusammenarbeit mit FPÖ-Chef Herbert Kickl ausgeschlossen. Auch eine Koalition zwischen Schwarz und Rot hätte genügend Mandate für eine Mehrheit, käme jedoch lediglich auf 92 Sitze und damit genau einen Überhangsitz. Diese Konstellation könnte es einzelnen Abgeordneten ermöglichen, Beschlüsse zu blockieren, weshalb eine solche Zweier-Koalition als eher unwahrscheinlich gilt. Die von der SPÖ ebenfalls abgelehnte Option einer Zusammenarbeit mit der FPÖ könnte hingegen auf insgesamt 98 Sitze zählen.

Eine Neuheit bei dieser Nationalratswahl war der Ablauf der Auszählung der Briefwahlkarten. Dank der Wahlrechtsreform von 2023 wurden bereits am Sonntag die meisten Briefwahlstimmen mit ausgezählt – Schätzungen des Foresight-Instituts zufolge etwa 80 Prozent der ausgegebenen Wahlkarten. Am Montag folgte dann der größere Teil der noch ausstehenden Stimmen, und am Donnerstag wurde schließlich der Rest ausgezählt. Das Ergebnis wird offiziell am 16. Oktober nach der Sitzung der Bundeswahlbehörde bekannt gegeben.