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ÖVP-Grande Görg hofft auf Scheitern von Blau-Schwarz und warnt: „Kickl ist nicht erpressbar“
Bernhard Görg, Ex-Landesparteichef der ÖVP Wien, denkt an Parteiaustritt, sollte es zur FPÖ-ÖVP-Koalition kommen. Einen Kanzler Herbert Kickl hält er für sehr gefährlich. Der Grund: Österreich ist Nettozahler in der EU und damit im Gegensatz zu Ungarn nicht erpressbar. Das ist eigentlich ein Vorteil – und Kickl könnte ihn nutzen…
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Wer zahlt, schafft an – heißt es im Volksmund: Wer die Dinge finanziert, bestimmt auch, was damit geschieht. Das sollte eigentlich die Position Österreichs in den Verhandlungen mit der Europäischen Union stärken, denn Österreich ist Nettozahler. Doch genau das bereitet dem ehemaligen Landesparteiobmann der Wiener ÖVP (1992 bis 2002) Bernhard Görg unter einem Bundeskanzler Herbert Kickl Kopfzerbrechen, wie er nun zugibt.
„Orbán, Fico und früher Polen waren erpressbar. Kickl ist das nicht“
Die blau-schwarzen Verhandlungen lassen Görg verzweifeln. Er denkt sogar an Parteiaustritt, sollte die Koalition zustande kommen. „Ich habe Hoffnung, dass es nicht klappt“, bekennt er offen, allerdings schwinde diese Hoffnung. „Ich halte es für einen Wahnsinn, was meine Partei im Moment tut.“
Görg, der von 1996 bis 2001 Vizebürgermeister von Wien war, hält FPÖ-Chef Herbert Kickl für gefährlicher als den ungarischen Premier Viktor Orbán und den slowakischen Premier Robert Fico, wie er im Gespräch mit der „Tiroler Tageszeitung“ bekennt. Der Grund, den er dafür nennt, ist bei näherer Betrachtung eigentlich ein Vorteil für Österreich: Als Nettozahler hat Wien bei Verhandlungen mit Brüssel deutlich bessere Karten als etwa Budapest. Görg: „Orbán, Fico und früher Polen waren erpressbar mit dem Entzug von EU-Geldern. Das ist Kickl nicht: Österreich ist Nettozahler.“
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„Kickl ist im Aufbauen von Feindbildern perfekt“
Dass Österreich – wie etwa Deutschland – zu den Nettozahlern gehört, bedeutet: Österreich zahlt mehr Geld an die EU, als es umgekehrt erhält. Die österreichischen Steuerzahler tragen mehr zur Finanzierung der EU bei, als sie an EU-Geldern erhalten. Das könnte die Verhandlungsposition Österreichs in Zukunft tatsächlich deutlich stärken und es der österreichischen Regierung ermöglichen, ihr nicht genehme Entscheidungen zu blockieren.
Bernhard Görg hält Kickl auch wegen seiner Rhetorik für gefährlich: Er gaukle den Menschen vor, dass immer die anderen an ihren Problemen schuld seien, nie sie selbst: „Im Aufbauen von Feindbildern ist er perfekt. Aber er trägt nicht zu Lösungen bei.“ Deshalb werde er als Kanzler auch entzaubert. „Der nächste Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin wird ein Roter sein.“
Görg wünscht sich „Führungsanspruch“ der ÖVP trotz Wahlniederlage
Von der Volkspartei wünscht sich der ÖVP-Grande „Führungsanspruch und Machtinstinkt“. Beides vermisse er zurzeit. Mit dem Verzicht auf das Kanzleramt habe die ÖVP ihre „staatspolitische Verantwortung weggeschmissen“.
Bei der letzten Nationalratswahl erreichte die Volkspartei 26,27 Prozent der Stimmen. Mit einem Minus von 11,19 Prozent war sie damit der größte Wahlverlierer. Die FPÖ erreichte unter Herbert Kickl mit einem Rekordzuwachs von 12,68 Prozent erstmals Platz eins mit 28,85 Prozent.
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Kommentare
So ein Verlierer ist zweitrangig.
Die Aussage vom Görg bedeutet im Umkehrschluss, dass sämtliche vorherigen Kanzler und Präsidenten erpressbar waren, weil sich über die niemand aufgeregt hatten…
Görg, Fischler, Ikrath, Karas, usw. Keiner von denen hat jemals die ÖVP zu erinnerungswürdigen Erfolgen geführt.
Deren Stimmen zählen nicht mehr , als die jedes anderen Wählers.
Die interessieren Niemanden in der ÖVP. Wie wurscht ist das, wenn sie austreten.
Die einzigen an den erfplglosen Altschwarzen Interssierten sind Linke, die nach irgendwelchen Möglichkeiten suchen eine mitterechts Koalition zu verhindern.
Die wollen mit Kurz erneut an die Macht!
Vom 7. Sebtember 2021 in der Fellnerzeitung oe24, Seite 5!
Kurz: Wenn Schutzmaßnahmen nötig sind , dann nicht mehr flächendeckenden, sondern für Ungeimpfte!
Wahrscheinlich kommt dann Edtstadler als Innenministerin zurück!
Eva Schütz: Der Presserat wird grüßen!
Wer ist Görg? Sollte man ihn kennen?
Die Altpolitiker sollen sich aus dem Politgeschehen heraushalten (sie hatten ihre Zeit) und lieber die Pension genießen.
Wahrscheinlich kennt man ihn an seiner leichten Erpressbarkeit…
Aha, Kickl ist nicht erpressbar und deswegen gefährlich. Verkehrte Welt.
Ein bekennender Anti-Demokrat der Spitzenklasse. Mit derartig realitätsfernen Meinungen geht’s mit der ÖVP weiter steil bergab.
Kickl ist nicht erpressbar.
Aha.
Und wer erpresst?
Die ÖVP sinkt genau aus solchen Gründen immer weiter in den Umfragen.
ÖVP, macht bitte weiter so!·
Eine Gaudi.
Hr. Görg als erfolgloser Alt-ÖVP’ler warnt, weil Kickl nicht erpressbar ist.
Was impliziert diese Aussage? Jedenfalls erklärt es dem einfachen Bürger sehr, sehr viel. Wenn Kickl nicht erpresst werden kann, heisst das, dass es gang und gäbe ist, den unerwünschten politischen Gegner zu erpressen wie Orban, Fico usw. Also bestätigt Hr. Görg erpresserische Machenschaften bestimmter Institutionen. Und mit solchen unbedachten Aussagen wünscht sich Hr. Görg einen Führungsanspruch seiner Partei. Vorausschauend zu denken ist eine menschliche Eigenschaft, welche nicht alle Menschen haben.
…manche sind wirklich mit Realitätsverlust gesegnet…