ÖVP-Rücktritte gehen weiter: Jetzt streicht noch ein Minister die Segel
Die ÖVP kommt nicht zur Ruhe: Nach Bundeskanzler Karl Nehammer, Salzburgs LH Wilfried Haslauer, Außenminister Alexander Schallenberg und Frauenministerin Susanne Raab hat am Donnerstag noch ein Spitzen-ÖVPler seinen Rücktritt verkündet. Alle Details dazu hier.
Die heimische Spitzenpolitik erlebt derzeit eine bemerkenswerte Rücktrittswelle. Kurz nachdem Salzburgs ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer seinen Rückzug bekanntgegeben hat, folgt nun Bildungsminister Martin Polaschek. Der 59-Jährige verlässt die politische Bühne und kehrt an die Universität Graz zurück, an der er bereits vor seiner Zeit in der Regierung tätig war.
Polaschek, der seit Dezember 2021 das Bildungsministerium leitete, hatte bereits vor der Nationalratswahl klargestellt, dass er ein Ministeramt in einer möglichen Koalition mit der FPÖ ausschließen würde. Dennoch tauchte sein Name in den vergangenen Wochen immer wieder in Medienberichten als potenzieller Ministerkandidat auf.
Polaschek war Heinz Faßmann als Bildungsminister nachgefolgt und stand damit mehr als drei Jahre an der Spitze des Ministeriums am Minoritenplatz. Zuvor war der Rechtshistoriker zunächst Vizerektor und danach Rektor der Universität Graz bzw. langjähriger Leiter des Forums Lehre der Universitätenkonferenz. In dieser Funktion arbeitete er unter anderem vor rund zehn Jahren federführend an der Reform der Lehrerausbildung samt Einführung des Bachelor/Master-Systems mit – als Minister war er zuletzt wiederum für deren erneute Überarbeitung zuständig.
In seine Amtszeit, deren Auftakt vor allem durch die Diskussion über seine (Langhaar)-Frisur geprägt war, stellte der 59-jährige Steirer unter anderem den Quereinstieg für Lehrerinnen und Lehrer auf neue Beine. So wurde unter anderem ein Zertifizierungsverfahren eingeführt – aufgrund des Lehrermangels warb Polaschek mit seiner Initiative “Klasse Job” aktiv um Akademikerinnen und Akademiker aus entsprechenden Berufsfeldern, die in Schulklassen wechseln wollen. Auch Unterstützungspersonal für Lehrerinnen und Lehrer wurde in seiner Amtszeit verstärkt rekrutiert. Im Wissenschaftsbereich setzte er unter anderem auf Initiativen gegen Wissenschaftsskepsis und brachte das Universitätsbudget für die Jahre 2025 bis 2027 mit einem Plus von rund 30 Prozent ins Trockene. In den Jahren davor hatte er unter seinen ehemaligen Rektorskolleginnen und -kollegen umgekehrt teils für Unmut gesorgt, als das Uni-Budget trotz steigender Inflation nicht entsprechend angepasst wurde. (APA/red)
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