„Christian Stocker übernimmt interimistisch die ÖVP“ – dies wurde am Sonntag bekannt. Seit seiner Pressekonferenz um 15.00 Uhr bezweifeln allerdings viele Stimmen den Begriff „interimistisch“ – denn Stocker selbst erwähnte dies kein einziges Mal.

„Ich habe mir gerade die Pressekonferenz von Stocker angesehen. Von wegen interimistisch, der wird bleiben“, meint unter anderem ein User auf X (früher Twitter).

Und tatsächlich: Wie ein Sprecher der Partei gegenüber dem Standard bestätigte, ist Stocker kein Interims-Obmann. „Stocker wurde zum geschäftsführenden Parteiobmann bestellt, und er werde in weiterer Folge von einem Bundesparteitag bestätigt. Seine Funktion habe kein ausgemachtes Ablaufdatum“, so der Sprecher.

Pröll wird neuer Generalsekretär

Folgerichtig holte sich die ÖVP auch einen neuen Generalsekretär, und das ist kein Unbekannter. Denn Alexander Pröll war bisher Bundesgeschäftsführer. Der Sohn des früheren Vizekanzlers Josef Pröll wird von Stocker in einer Aussendung als enger und vertrauensvoller Mitarbeiter geschildert: “Ich bin fest davon überzeugt, dass er als Generalsekretär einen bedeutenden Beitrag leisten wird, die Volkspartei schlagkräftig und innovativ aufzustellen.”

Alexander Pröll wird neuer ÖVP-GeneralsekretärAPA/ÖVP

Stocker verteidigt Kehrtwende

In seiner ersten Pressekonferenz als Partei-Chef betonte er, dass die ÖVP bereit sei, mit der FPÖ Gespräche zu führen. Dass Stocker nun selbst die Koalitionsverhandlungen mit FPÖ-Chef Herbert Kickl führt, den er über Monate scharf kritisiert und auch eine Regierung mit ihm ausgeschlossen hatte, begründete er mit der geänderten Situation nach dem Scheitern der Gespräche mit der SPÖ. Es gehe nicht um Kickl oder ihn, sondern darum, dass das Land eine stabile Regierung bekomme und man nicht mit Wahlkämpfen Zeit verlieren könne.

Stocker begrüßt Van der Bellens Einladung an Kickl

Stocker begrüßte, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein Gespräch mit Kickl angekündigt hat. Er erwarte sich, dass der FP-Obmann als Vorsitzender der stimmenstärksten Partei auch den Regierungsauftrag erhalte. Grundsätzlich liege es jetzt am Bundespräsidenten für die nächsten Schritte zu sorgen.