Der Plan stammt laut sechs anonymen US- und EU-Beamten direkt aus internen Pentagon-Kreisen. Eine endgültige Entscheidung steht zwar noch aus – doch schon jetzt sorgt der Vorschlag für massives Unbehagen bei europäischen NATO-Partnern. Allein die Überlegung zeigt: Die Ära der US-Sicherheitsgarantie wackelt. Für die NATO-Ostflanke wäre das ein herber Schlag – politisch, strategisch, symbolisch. Doch Trump blickt in Richtung China.

Neue Zeiten für die NATO? Im Bild: NATO-General Mark Rutte.APA/AFP/SIMON WOHLFAHRT

Geht eine Ära zu Ende?

Es ist ein militärpolitisches Beben, das sich anbahnt: Laut einem exklusiven Bericht von NBC News erwägt das Pentagon den Abzug von bis zu 10.000 US-Soldaten aus Osteuropa – konkret aus Polen und Rumänien. Betroffen wären genau jene Einheiten, die 2022 nach Russlands Überfall auf die Ukraine von der Biden-Regierung zur Abschreckung an die NATO-Ostflanke verlegt wurden. Jetzt steht zur Diskussion, die Truppenstärke von derzeit 20.000 Mann um die Hälfte zu reduzieren – mitten in einer Phase wachsender Spannungen mit Moskau.

Er dürfte an Trumps Plänen nichts auszusetzen haben: Wladimir Putin (Bild).GETTYIMAGES/Contributor

Schwächung der Abschreckung? Europa in Alarmbereitschaft

Auch in USA sorgt der Vorschlag für Unbehagen. Ein Abzug könnte ein verheerendes Signal an Moskau sein, befürchten einige Sicherheitsexperten. „Die Russen würden eine Verkleinerung der US-Streitkräfte als Schwächung der Abschreckung bewerten – und es würde sie ermutigen, sich in Europa wieder stärker einzumischen“, warnt Seth Jones von der Denkfabrik Center for Strategic and International Studies in Washington.

NATO-Truppen im Einsatz: Bisher haben sie sich in Europa immer auf Washington verlassen.GETTYIMAGES/VanderWolf-Images

Trump setzt neue Prioritäten – China statt NATO

Die Pläne passen zur außenpolitischen Linie der Trump-Regierung. Trump will die militärischen Ressourcen neu gewichten: weniger NATO, mehr Fokus auf China, den Indopazifik und die Sicherung der Südgrenze.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth machte im Februar in Brüssel unmissverständlich klar: „Klare strategische Realitäten hindern die Vereinigten Staaten daran, sich in erster Linie auf die Sicherheit Europas zu konzentrieren.“

Chinas Präsident Xi Jinping (Bild): Trump hält ihn für die größere Bedrohung als Putin.APA/AFP/Pedro Pardo

Colby drückt aufs Tempo – und sieht Ukraine skeptisch

Trumps designierter Top-Berater im Pentagon, Elbridge Colby, gilt als treibende Kraft hinter dem Kurswechsel. Er lehnt weitere Militärhilfen für die Ukraine ab und forderte schon früh die Verlagerung der US-Militärstrategie weg von Europa. Colbys Linie: Konzentration auf China, statt Bindung von Ressourcen in Europa.

Kritik auch aus den USA – „gefährlich und falsch“

Der mächtige Senator Roger Wicker (Republikaner, Mississippi), Vorsitzender des Streitkräfteausschusses, warnte bei einer Anhörung im Senat: „Einige Beamte glauben, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, unseren militärischen Fußabdruck in Europa drastisch zu reduzieren – ich halte das für zutiefst fehlgeleitet und gefährlich.“

Er attackierte namentlich ungenannte Pentagon-Entscheidungsträger, die angeblich eigenmächtig an einem Rückzug arbeiteten – ohne Abstimmung mit dem Verteidigungsminister.

Senator Roger Wicker (Bild) ist über die Vorhaben besorgt.APA/AFP/POOL/Tom Williams

General a. D. Hodges warnt vor „Sicherheitslücke“

Auch Ben Hodges, pensionierter Drei-Sterne-General und früherer Chef der US-Armee in Europa, äußert massive Zweifel: „Man wird viel weniger Abschreckung haben.“ Zwar würden Polen, Rumänien und andere EU-Länder ihre Armeen aufrüsten – „aber das wird ein Loch reißen, das erstmal keiner füllt.“

Kampfflugzeuge vom Typ Lockheed F-16 Fighting Falcon der polnischen Luftwaffe im Flug: Polen rüstet schon seit Jahren auf.GETTYIMAGES/Jozsef Soós

Keine Antwort vom Pentagon – aber eine klare Ansage vom Weißen Haus

Während das Pentagon auf Anfrage von NBC News schweigt, heißt es aus dem Nationalen Sicherheitsrat: „Der Präsident überprüft ständig Einsätze und Prioritäten – um sicherzustellen, dass er Amerika an erster Stelle hält.“ Ein Satz, der in Osteuropa wie ein Donnerschlag wirken dürfte.

Die neuen Pläne stammen aus dem Pentagon (Bild). Doch sie sind ganz auf der Linie der neuen US-Administration. GETTYIMAGES/Glowimages

80.000 Soldaten in Europa – aber wie lange noch?

Derzeit sind rund 80.000 US-Soldaten in Europa stationiert. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs hatte es parteiübergreifende Unterstützung für ihre Präsenz an der NATO-Ostflanke gegeben. Ziel: Putin sollte wissen, dass Amerika seine osteuropäischen Partner nicht allein lässt.

Doch Trumps Motto lautet nun: „Schneller Frieden, weniger Soldaten“. Er will einen Waffenstillstand – koste es, was es wolle. Militärhilfen für die Ukraine hat er bereits für eine Woche ausgesetzt, um Kiew zu Zugeständnissen zu bewegen.

Flaggen verschiedener europäischer Länder: Sie sind Mitglieder der NATO-Truppenintegrationseinheit mit Sitz in Vilnius, Litauen.GETTYIMAGES/Michele Ursi

Dänemark schlägt Alarm: Russland rüstet auf

Besonders in Osteuropa sorgt vor allem eines für panische Sorgen: Russlands immer stärker werdende militärische Macht. Ein aktueller Bericht des dänischen Militärgeheimdienstes schlägt Alarm: Russland rüstet auf – die Armee wird modernisiert, die Waffenproduktion und Ausrüstung massiv gesteigert. Sollte der Krieg in der Ukraine eingefroren werden, könnte Moskau innerhalb von nur fünf Jahren wieder kriegsfähig gegen Osteuropa sein – es sei denn, die NATO verstärkt ihre Verteidigung drastisch. Vor allem in den baltischen Staaten ist die Angst groß.

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Kommentare

  • Arrms sagt:

    Der Preis für Lugolsche Lösung wird steigen.

  • VERSTAND sagt:

    Wer etwas denken kann würde aktuell die Kohle an die Ukraine einsparen und die Ostflanke dafür halt dann stärken und eine eigene Verteidigung aufbauen. Jaja ich weiss so einfach ist das nicht.
    Aber irgendwann müssen wir sowieso aufwachen.
    Immer nur zu sagen was nicht geht ist halt zu wenig.

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  • Lotte Flott sagt:

    Donald Trump ist Einer der gerne am Baum rüttelt, in der Hoffnung das ihm ein paar reife Äpfel vor die Füße fallen 😂

    Einfach ignorieren, denn mit hohen Zöllen schadet er langfristig der eigenen Wirtschaft und mit dem Abzug seiner Besatzer wächst die Gefahr einer Anbindung an _Russland und China.

    Was ich übrigens schon vor 20 Jahren als sinnvoll erachtet habe.

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  • zimbo sagt:

    Hoffentlich vergeht unserem Regime die Kriegstreiberei.

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  • xxx sagt:

    Aha, verstehe, Die USA sind für Russland gut, aber für Grönland schlecht! Könnt ihr euch mal entscheiden, immer nur die Rosinen rauspicken geht auf Dauer nicht!

    Euer WordPress nervt gewaltig! Gewaltig!

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    1. Bastler sagt:

      Man liest hier in den Kommentaren nicht was die Kommentatoren meinen sondern nur das was es durch die Zensur geschafft hat, soviel zur Seriösität hier ……

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  • Rechtsausleger sagt:

    Angeblich gehen Russland die Panzer aus und Elektronikbauteile fehlen ebenfalls, es wird Elektronik aus Haushaltsgeräten verwendet. Konnte man alles lesen, warum also auf einmal der Alarmismus.

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    1. zimbo sagt:

      Putin soll auch recht krank sein.19 000 Panzer wären vor dem Krieg.

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  • солнечный свет sagt:

    echt jetzt!? 🥳🥳🥳 kasperl

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  • Da Habsburger sagt:

    10.000 Amis gehn heim…und wieviel Amis sind noch da?!
    Denke das sind so viele das sie 10.000 ned ins Gewicht fallen

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    1. M&M sagt:

      Wenn du fernab jeder Ahnung grast, einfach mal in Erwägung ziehen, die Klappe zu halten!

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      1. zimbo sagt:

        80 000 sinds gesamt, Natobeate und VdB nicht mitgerechnet,

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        1. no woke sagt:

          @M&M -> du fährst sicher eine E-Kraxn und gespiked zum xten mal…richtig?

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  • Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Gut so.

    Damit nimmt Trump den Kriegsgeilen EU-Politikern gleich den Wind aus den Segeln.

    ———

    »»»Achtung««« Hier treibt ein linker Spinner sein Unwesen. Er verbreitet unter fremde Profilnamen seine Linkspropaganda und spammt mit Kommentarkopien die Kommentarfunktion voll.

    Der „Linksfanatiker“ will hier die Kommentarfunktion stören.

    Den Profilnamenfälscher lache ich nur noch aus. 🤣️

    0× „kritischer Fehler“

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  • FPOE sagt:

    Ich verspreche mehr Geschenke fuer das Kapital, teureres Wohnen, höheres Pensionsantrittsalter, schrumpfende Sozialleistungen, Schwächung der Sozialleistungen, kein Konzept gegen die angebliche Erderwaermung und Schlechterstellung fuer Migranten.
    ..
    Schlechterstellung fuer Migranten! Siehst du der ist fuer uns kleine Leute!

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    1. jopa sagt:

      Zitat: Ich verspreche mehr Geschenke fuer das Kapital, teureres Wohnen, höheres Pensionsantrittsalter, schrumpfende Sozialleistungen, Schwächung der Sozialleistungen…
      Ist das nicht auch das Grundprinzip in Wien oder Berlin??

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