Politikum um Europameisterschaft – doch wir wollen einfach nur Fußball schauen
Endlich ist es wieder so weit: Die Fußball-Europameisterschaft hat begonnen. Doch während Hunderttausende Fans einfach nur die Stimmung, die Spannung und das ein oder andere Kaltgetränk genießen möchten, wird aus dem Ereignis ein einziges Politikum gemacht. Dass der Fußball eine positive politische Wirkung entfalten kann, steht außer Frage, doch alles in Maßen, wie zahlreiche Beobachter finden.
Die lang erwartete Fußball-Europameisterschaft hat begonnen. Bis zum 14. Juli dürfen sich Fußball-Fans dabei auf ein wahres Sommermärchen – und ein hochmotiviertes ÖFB-Team – freuen. Doch anstatt uns einfach das Ereignis genießen zu lassen, wird daraus ein einziges Politikum gestaltet. In zahlreichen Interviews werden derzeit über Fragen wie “Ist das Feiern mit nationalen Symbolen angesichts des aufkeimenden Nationalismus noch angebracht?” diskutiert. Auch die Stadt Wien wirbt in seinem Veranstaltungskalender für Kinder bis 13 Jahre nicht mit einem fußballbegeisterten Buben oder Mädchen, sondern mit einer fiktiven Simpsons-ähnlichen Figur, mit einer Regenbogen-Flagge in der Hand.
"Nach jedem Sieg wird der Rechtsruck größer"
Im Deutschlandfunk verbreitet der Künstler Volker-Johannes Trieb in der Sendung “Corso – Kunst & Pop“ sogar die Ansicht, dass “nach jedem großen Fußballsieg der Rechtsruck in Deutschland größer wurde.“ Die “hässliche Kehrseite“ des Patriotismus beleuchtet Thembi Wolf im Stern. Als “nicht weißes, deutsches Kind“ lernte sie in den 90er-Jahren: “Deutschlandflaggen bedeuten Ärger.“ Erst bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland habe sich dies geändert, als “sogar die netten Nachbarn sich im Ein-Euro-Shop mit Fanartikeln ausrüsteten“.
Die Medien machen richtig Vorfreude auf die EM. pic.twitter.com/NVQXa38IXH
— Julian Reichelt (@jreichelt) June 14, 2024
Eine wichtige Geste
Dass der Fußball eine positive politische Wirkung entfalten kann, steht außer Frage. Ein Beispiel aus dem Jahr 2021: Leon Goretzka formte während des EM-Spiels gegen Ungarn ein Herz im ungarischen Block. Ungarn-Hooligans haben zuvor homophobe Sprechchöre gesungen. Diese Geste bleibt als starkes Zeichen gegen Homophobie in Erinnerung. Ein wichtiger Schritt, “allerdings geht es bei der EM 2024 weit darüber hinaus”, schreibt ein X-User (früher Twitter).
“Es ist wichtig, sich gegen Homophobie einzusetzen, aber warum zur Hölle wird jetzt darüber diskutiert, ob es okay ist, dass ich als Deutscher bei einem EM-Spiel meiner Nationalmannschaft bei einem Tor jubeln darf? Das ist einfach nur schwachsinnig”, schreibt ein anderer Nutzer auf dem sozialen Medium.
Auch auf Facebook lässt ein Nutzer seinem Unmut freien Lauf: “Liebe Experten, bitte kümmert euch doch um wichtigere Themen, als ob ich mich über die EM freuen darf oder nicht”.
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